Sind die niedrigen US-Schweinepreise eine Konkurrenz in unserem China-Export?
Seit gut einem halben Jahr besteht eine Preisdifferenz zwischen den USA und der EU in Höhe von rd. 0,50 €/kg. Üblicherweise müsste daraus ein erheblicher Nachteil für die EU-Exporte nach China/HK entstehen, der sich in rückläufigen Exportmengen widerspiegelt.
Untersucht man jedoch die Entwicklung der Ausfuhrmengen der beiden Exporteure nach China, muß man feststellen, dass trotz der auseinander gedrifteten Schweinepreise keine großen Verschiebungen der Handelsströme stattgefunden haben.
Mit leichten Schwankungen exportieren die USA seit Anfang 2016 weitgehend unbeeindruckt vom Preisgeschehen monatliche Liefermengen von rd. 50.000 t nach China/HK. In jüngster Zeit sind die Absatzmengen vergleichsweise gering angestiegen.
Für die EU dagegen ist trotz der EU-Preissteigerungen im Jahre 2016 eine Verdreifachung der Ausfuhrmengen nach China/HK von 60.000 auf 180.000 t je Monat zu beobachten.In den Monaten vor und nach dem Jahreswechsel 2016/17 ist im Durchschnitt eine Sättigungsphase auf erhöhtem Niveau zu beobachten. Die chinesischen Schweinepreise sind mittlerweile unter die Marke von 3 €/kg gefallen. Die monatlichen Schwankungen der Exportmengen können überwiegend in Zusammenhang mit den europäischen und chinesischen Feiertagen gebracht werden.
Eine wesentliche Ursache der vordergründig preisunelastisch erscheinenden Chinaexporte findet man in den mehrmonatigen EU-Exporterlösen von fast konstanten 1,50 €/kg. Daran wird deutlich, dass überwiegend weniger wertvolle Teilstücke in den Lieferungen nach China stecken. Dieses Sortiment macht die Schwankungen der Preisnotierungen im Regelfall nur in kleinem Rahmen mit. Schweinepreise werden in 1. Linie von den wertvollen Teilstücken getragen.
Eine 2. Ursache der begrenzt steigenden US-Exporte nach China ist das Problem mit dem nicht in China akzeptierten Wachstumsförderer Ractopamine. Zwar kann man speziell für China-Exporte darauf verzichten, aber man braucht Vorlaufzeiten und Lieferverträge. Noch kritischer ist jedoch das Vermischungsproblem. Die Fleischproben werden in chinesischen Häfen gezogen. Ein möglicher US-Exporteur läuft also Gefahr, dass seine Lieferung beanstandet und zurückgewiesen wird. Die alternative Unterbringung einer solchen Sendung wird teuer.
In den USA macht sich mittlerweile die anlaufende Grillsaison mit steigenden Schweinepreisen bemerkbar. Damit wird die Preisspanne zwischen der EU und den USA wieder geringer.