Russlands und Brasiliens große Erwartungen
Nach der verhängten Importsperre für Schweinefleisch aus der EU, USA und Kanada sucht Russland nach Ersatzlieferungen. Dabei fällt die Wahl in erster Linie auf solche Länder, die über ein beachtliches Produktions- und Exportvolumen verfügen. Brasilien steht nach den gesperrten Ländern an 4. Stelle mit einem Produktionsvolumen von knapp 3,5 Mio. t. Die brasilianische Schweinefleischerzeugung steigt seit Jahren ständig, aber der Verbrauch ebenso.
Der Schweinefleischexport Brasiliens liegt bei rd. 650.000 t je Jahr. Ausfuhrsteigerungen hat es aber seit mehr als 10 Jahren nicht mehr gegeben, weil der steigende Inlandsverbrauch kein Spielraum zulässt.
Russlands Ausfall an gesperrtem Importschweinefleisch kann auf etwa 750. 000 t beziffert werden. Selbst wenn Brasilien seine sämtlichen Exportverpflichtungen mit anderen Ländern aufgeben würde, reicht die derzeitige brasilianische Ausfuhrmenge nicht aus, einen vollen Ersatz zu liefern.
Dennoch macht man sich große Hoffnungen, denn wesentlich bessere Alternativen gibt es weltweit nicht.
Für Brasilien eröffnet sich eine große Perspektive, den russischen Einfuhrbedarf auch nur in Ansätzen zu bedienen. Die Zielorientierungen laufen je nach Euphorie auf zusätzliche 75.000 bis 150.000 t Schweinefleischexporte in Richtung Russland hinaus. Dazu bedarf es aller Anstrengungen des brasilianischen Schweinefleischsektors, der sich im Wesentlichen auf den Südosten des Landes konzentriert. Von Vorteil ist die Hafennähe, denn Transporte in Brasilien finden fast ausschließlich mit dem LKW statt. Das ist zeitraubend und teuer. Und die Entfernungen sind groß.
Die Aufbruchstimmung in der brasilianischen Schweinebranche ist riesig. Das läßt sich unmittelbar an den Schweinepreisen ablesen. Der aktuell umgerechnete Schweinepreis ist in den letzten 2 Monaten auf über 2 € je kg gestiegen. Der mehrjährige Durchschnittspreis liegt um die 1,30 € je kg, wobei Schwankungen in den Sommermonaten bis unter 1 €/kg und selten über 1,60 € je kg hinausgehen.
Angesichts der jüngsten Rückgänge bei den Futtermittelpreisen lässt sich eine hohe Rendite in der Schweinehaltung errechnen. Das stimuliert die Erzeugung, aber es dauert seine Zeit von 1,5 Jahren bis mehr Jungsauen, mehr Ferkel und anschließend mehr Mastschweine zur Verfügung stehen. Sollte die Importsperre tatsächlich nach einem Jahr vorbei sein, kommt der Zuwachs an Schweinefleisch zu spät.
Hohe Schweinepreise verursachen aber auch eine entsprechende Kaufzurückhaltung im Inland, so dass durch den Konsumverzicht kurzfristig Schweinefleisch für den Export zur Verfügung gestellt werden kann.