Russische Fleischindustrie in der Zwickmühle hoher Einstandspreise und politisch gewollten niedrigen Verbraucherpreisen
In einem offenen Brief an Präsident Putin hat die russische Fleischindustrie ihre Problemlage veröffentlicht.
Die fehlenden Rohstoffimporte führen dazu, dass sich die Schweine-und Rindfleischpreise seit Febr. 2014 auf der Erzeugerstufe um 62 bis 67 % verteuert hätten. Allein die Schließung der russischen Grenzen nach dem August-14-Termin habe zu Preissteigerungen zwischen 12 und 14 % beigetragen. Die Verbraucherpreise im Lebensmitteleinzelhandel sollen nach inoffiziellen Weisungen staatlicher Aufsichtsbehörden nur wenig bis gar nicht steigen. Das treibe nach Einschätzung der russischen Fleischindustrie zahlreiche Verarbeitungsbetriebe in den Konkurs.
Während im Westen Russlands noch ausreichend Rohware organisierbar sei, wird es im Osten erheblich schwieriger. Nach Meinung des Zentralverbandes hänge die Verarbeitung dort zu 95 % von Zulieferungen ab. Die langen Transportwege verteuern die Ware so sehr, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich sei.
Über kurz oder lang werde die Versorgung so schwach ausfallen, dass tatsächlich gezahlten Verbraucherpreise schon aus diesem Grunde steigen müßten.
Es wird die Bitte vorgetragen, die Verbraucherpreise für Fleisch- und Wurstwaren um 10 bis 15 % steigen zu lassen, damit eine minimale Profitabilität zur Versorgungssicherung erreicht werden könne. Auch die Unterbrechungen von Steuerzahlungen werden als eine Teilproblemlösung angesehen.
Neben der Befürchtung von zunehmenden Konkursen mit Arbeitsplatz- und Einkommensverlusten wird auch die Gefahr politischer Unruhen in der Bevölkerung offen angesprochen.
Die Wintervorratswirtschaft wird in Russland jetzt bald anlaufen müssen, denn wie der russische Winter tatsächlich ausfällt, ist schwer zu kalkulieren.