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05.19
17:44

Russland wird künftig Konkurrent beim internationalen Fleischhandel

Russlands Fleischmarkt: vom Mio. t schweren Importeur zum angehenden Exporteur

Noch vor 5 Jahren importierte Russland zwischen 2 bis 3 Mio. t Fleisch. Die Einfuhren bestanden schwerpunktmäßig aus Rind- und Schweinefleisch, aber auch Geflügel. Die Lieferungen stammten zu wesentlichen Teilen aus den nahegelegenen EU-Ländern.

Trotz aller Anstrengungen gelang es zur damaligen Zeit nur in begrenztem Umfange den steigenden Verbrauch durch Erhöhung der Inlandserzeugung zu decken.

Mit dem Jahre 2014 gab es einen deutlichen Bruch. Der Krim- und Ukraine-Konflikt führte zu einem abrupten Importstopp aus den bisherigen Lieferländern mit Schwerpunkt EU, USA und Australien. Zwar wurde immer noch Fleisch aus nicht betroffenen Exportländern u.a. aus Brasilien bezogen, aber die Importmengen wurden deutlich geringer. Dazu trug einerseits die gedämpfte Verbrauchsentwicklung bei, aber auch eine starke Aufwärtsentwicklung der Eigenerzeugung.

Die russische Fleischerzeugung wird mit erheblichen staatlichen Subventionen gefördert. Für die Produktion und Verarbeitung werden mittelfristige Finanzmittel zur Verfügung gestellt, die aber im Regelfall nach 8 Jahren Laufzeit wieder zurückgezahlt werden sollen.

Für russische Großkonzerne eröffneten sich günstige Gewinnmöglichkeiten. Aufgrund der politisch verursachten Knappheit lagen die Fleischpreise weit über dem Kostenniveau. Mit den hohen Gewinnen konnten bis in die jüngere Zeit die Kredite zurückgezahlt werden.

In den letzten beiden Jahren hat sich das Blatt jedoch gewendet. Mit der Annäherung an den 100 %igen Selbstversorgungsgrad konnte die früheren hohen Fleischpreise nicht mehr im Markt durchgesetzt werden. Weniger effizient wirtschaftende Unternehmen mußten eine Bankrotterklärung abgeben. Das geschah vorrangig im landwirtschaftsintensiven südlichen Distrikt Russlands.

In Erwartung eines zunehmend enger werdenden Inlandsmarktes wurden eine Vielzahl von Initiativen ergriffen, den Export zu mobilisieren. Zunächst wurden die benachbarten Länder anvisiert, aber deren Aufnahmefähigkeit ist klein. Weitere Gebiete sind Südostasien und der Nahe und mittlere Osten. Allerdings ist der Schweinefleischabsatz in diesen Regionen aufgrund religiöser Vorbehalte nur begrenzt. Außerdem hält die afrikanische Schweinepest in Russland den möglichen Exportabsatz in Schach. Im Falle der Geflügelfleischausfuhr stehen häufigere Ausbrüche des Geflügelgrippevirus einem größeren Export entgegen. Rindfleischausfuhren sind angesichts der niedrigen Eigenerzeugung und des hohen Preises wenig attraktiv.

Trotz aller Hemmnisse werden russische Fleischkonzerne den Fleischexport in den nächsten Jahren zu intensivieren versuchen. Das Hauptaugenmerk ist dabei auf China gerichtet. Die dort sich auftuenden Versorgungslücken infolge der AFP könnten dazu beitragen, dass sich bestimmte Vorbehalte politischer und wirtschaftlicher Art überbrücken lassen.

Russland besitzt günstige Voraussetzungen für die Schweine- und Geflügelfleischerzeugung aufgrund der riesigen Flächen und des zunehmenden Getreideüberschusses mit niedrigen Futtermittelpreisen. Nachteil sind die hohen Baukosten und wenig entwickelte Absatzlogistik zu den möglichen Importgebieten. Letzteres lässt sich organisieren.

Russland ist in den letzten Jahren zu einem führenden Getreideexporteur aufgestiegen und hat für eine starke Konkurrenz auf dem internationalen Markt gesorgt. Möglicherweise steht beim Fleischexport eine ähnliche Entwicklung bevor.

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