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07.19
16:53

Schweinepreise im Falle eines harten Brexits

Was passiert im Schweinefleischmarkt, wenn der Brexit kommt?

Mit dem britischen Premierminister Johnson wird die Wahrscheinlichkeit eines harten Brexits immer größer. Zwar wird auch dann noch nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Es wird aber ohnehin schon reichlich dramatisch werden.

Für den Schweinefleischsektor besteht eine hohe beiderseitige Abhängigkeit zwischen Großbritannien und den Exportländern Irland, Dänemark, Niederlande und Deutschland. Weitere Länder sind weniger stark betroffen.

Zunächst ist festzustellen, dass Großbritannien bei Schweinefleisch nur einen Selbstversorgungsgrad um die 54 % besitzt. Der Einfuhrbedarf beträgt rd. 1 Mio. t je Jahr. Davon liefern die EU-Mitglied-staaten bisher ohne jegliche Behinderungen im freien Binnenmarkt rd. 935.000 t bzw. 89 %.

Den größten Anteil daran hat Irland mit gut einem Drittel. Die Iren exportieren je zur Hälfte Schweinehälften und verarbeitete Teilstücke vom Schwein sowie Nebenprodukte. Eine besondere Beziehung besteht zu Nordirland mit den Lieferungen von Lebendschweinen für die dortigen nahegelegenen Schlachthöfe und wieder zurück. Nordirland gehört zu Großbritannien.

Das drohende Gespenst einer zukünftig harten Grenze sollte mit der Vertragsklausel „back stop“ (= kein Rückfall in alte Zeiten) verhindert werden, trifft aber bei den Brexiteers auf taube Ohren.

Die Dänen liefern einen Viertel Anteil des EU-Exports. Dazu gehört neben üblichen Schweinefleisch insbesondere das traditionell typische Bacon-Fleisch. Britische Forderungen nach Öko-Haltung und Einstreu haben die Dänen mit Markenfleischprogrammen immer erfüllen und sich einen stabilen Marktanteil sichern können.

Die Niederlande sind mit einem Anteil vor rd. 17 % ebenfalls mit Bacon-Fleisch, Wurstwaren und üblichen Teilstücke im Geschäft. Für die Bacon-Produktion werden extra Ferkel aus Dänemark importiert.

Deutschland exportiert aus dem norddeutschen Veredlungsgebieten rd. 45.000 t Schweinefleisch, knapp 20.000 t Verarbeitungsware und schwerpunktmäßig 41.000 t Wurstwaren aller Art. Deutsche Wurst genießt in Großbritannien eine besondere Wertschätzung. Gemessen am deutschen Gesamtmarkt nimmt sich der britische Importanteil mit rd. 100.000 t bzw. 2 % vergleichsweise wenig aus, aber das Marktvolumen trifft insbesondere den norddeutschen Raum und es fehlen die letzten Absatzmengen, die den Preis ausmachen.

Im Falle eines harten Brexit würde Großbritannien zu einem Drittland mit entsprechender Anwendung der  WTO-Zölle. Der britische Import würde  mit  geringeren Abnahmemengen reagieren.

Das größere Problem besteht darin, dass die übrigen EU-Exportländer vor der gleichen Frage stehen. Es ist zu erwarten, dass der Absatzstau in Großbritannien sich auf die Warenlieferung in Richtung Kontinent verlagert. Deutschland ist die nächstliegende Adresse mit entsprechenden Folgen für die Preise.

Andererseits haben die Briten ein dickes Versorgungsproblem. Britische Schweinefarmer rechnen kurzfristig mit höheren Schweinepreise. Aber die WTO-Importzölle auf Weltebene sind erheblich niedriger als die der EU.

Die Hoffnungen richten sich auch auf die USA. Die haben zurzeit ein Überschussproblem mit gedrückten Preisen. Die traditionell guten Beziehungen zwischen den beiden Ländern könnte dazu beitragen, dass schnell ein Deal zwischen Trump und Johnson zustande kommen könnte.

Dem steht jedoch entgegen, dass die Briten hohen Wert auf (Öko)Qualität legen. In den USA gehören Wachstumsförderer jedoch zum Alltag der Schweinefleischerzeugung, gentechnisch veränderte Sojabohnen und Mais ebenso. Outdoorhaltung ist in den USA wenig verbreitet. Das wird nicht einfach!

Und da sind noch die Exporte der Briten in Höhe von 365.500 t je Jahr. Gut die Hälfte davon geht nach China, wobei man sich leicht vorstellen kann, um welche weniger wertvolle Warenqualität es sich handelt. Rücklieferungen in überschaubaren Mengen gehen an Irland, Deutschland und Niederlande. In allen Fällen handelt es sich um Teilstücke, die in Großbritannien keinen nennenswerten Absatz (z. B. Sauenfleisch)  finden. Die Briten sind halt wählerisch und reichlich konservativ, britisch eben.

Beispiel:

Importe von Zölle bei Einfuhr in die EU Zukünftig WTO-Zölle bei Einfuhr 
nach GB
Schweine-   

Schlachtkörper

 

Einfuhrpreis 1,70 €/Kg   

+ Festzoll   0,54 €/kg

Ergibt        2,24 €/kg Mindesteinfuhrpreis

Einfuhrpreis 1,70 €/Kg   

+ Festzoll     0,07 €/kg

Ergibt          1,77 €/kg Mindesteinfuhrpreis

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