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09.14
07:09

Wie sind die Preisrückgänge bei Schweinen zu erklären?

Schweinepreise im Sturzflug  -  was sind die Hintergründe?

In den letzten 3 Wochen des Monats September 2014 sind die Schweinepreise um rd. - 20 ct/kg bzw. um - 12 % gefallen. Heftige Preisbewegungen in kurzer Zeit kennt man nur in Märkten für leicht verderbliche Waren, wie z. B. Gemüse- und Obstmärkte.

Der Schweinefleischmarkt gehört bis zu einem gewissen Grade zu diesen wertanfälligen Märkten, die unregelmäßige Angebots-Nachfrageschwankungen durch unzureichende Abfederungsinstrumente nicht hinreichend ausgleichen können. Der Schweinefleischmarkt wird hinsichtlich seines  Preisniveaus im Wesentlichen vom Frischfleischgeschäft geprägt. Die wenigen hochwertigen Teilstücke wie Lachs, Kotelett, zum gewissen Grade auch Schinken und Nacken bestimmen zu mehr als drei Viertel den Wert der Schlachthälften. Gewichtsmäßig überwiegen jedoch die weniger wertvollen Stücke wie Speckteile und weitere Abschnittsteile, die sich nur noch für die Herstellung von weniger werthaltigen Wurstwaren eignen.

Besteht gegenüber der Nachfrage ein Überangebot, drängen insbesondere die wertvollen Frischteile innerhalb einer Woche auf den Absatz. Das geht in einem weitgehend gesättigten Verbrauchermarkt und bei geringer Preiselastizität nur über deutlich nachgebende Weiterverkaufspreise. Gelingt der Absatz nicht rechtzeitig, droht eine Verwertung dieser werttragenden Teilstücke in der Kategorie der minderwertigen Abschnitte mit einer mehrfachen Preisabschlag.

So kurzfristig ist auch der Export nicht in der Lage,  als Ausgleichsventil zu fungieren. Hochwertige Frischteilstücke sind im internationalen Handel ohnehin kaum gefragt, es dominieren die weniger wertvollen Zuschnitte bis hin zum Entsorgungsfall (siehe China). Ein Mehrabsatz geht im Regelfall nur im Rahmen bestehender vertraglicher Abmachungen und dann auch nur zu günstigen Konditionen. Im Zeitalter der umfassenden Kommunikation ist jeder Marktbeteiligte sofort über die Lage auf zentralen Teilmärkten informiert. Neu zu schaffende Absatzkanäle mit anderen Ländern und Rechtsgewohnheiten sind nicht von heute auf morgen zu bewerkstelligen.

Der scharfe Wettbewerb in der Fleischindustrie sorgt für ein rasches Handeln, wenn man nicht zu spät kommen will. Nach außen wirkt dieses gleichgerichtete Handeln der Fleischindustrie wie eine Absprache. Dazu bedarf es gar nicht. Die Marktregeln sind für jeden erfahrenen Beteiligten unzweideutig.

Die aktuelle Entwicklung stark gefallener Schweinepreise hat klar erkennbare Ursachen.

  1. Die russische Importsperre mit einem Absatzvolumen von rd. 650.000 t wirkt sich in einem Erzeugungsgebiet mit einem Selbstversorgungsgrad von rd. 110 % unmittelbar aus. Die seit Febr. 2014 geltende und zwischenzeitlich erweiterte Sperre hat im Frühjahr 2014 bei überdurchschnittlichen Schlachtzahlen knapp an und über der 1 Mio. Marke schlagartig zu einem Preisverfall auf 1,45 € je kg geführt.
  2. Die Schweinepreise im Sommer stiegen auf Werte von 1,65 €/kg und mehr, verursacht durch rückläufige Schlachtzahlen in der Größenordnung von 950.000 Schweinen je Woche. Ein gewisses Maß an Unterstützung lieferte die Grillsaison, jedoch nur in vereinzelten Zeitabschnitten wie im Monat April und Anfang Mai sowie einigen Schönwetterperioden im Juni. Die Schlechtwetterphasen im Juli und August sorgten bereits wieder für unterdurchschnittliche Preise um die 1,60 € je kg.
  3. Spätestens mit Beginn steigender Schlachtzahlen knapp unter bis über der 1 Mio.-Marke begann im September 2014 ein deutlicher Preisabstieg, der interessanterweise bisher auf dem gleichen Niveau hinsichtlich Schlachtzahlen und Preisen gelandet ist wie im Febr. 2014.
  4. Für die weitere Entwicklung ist ein Vorratsaufbau in der Dimension einer bevorstehenden Grillsaison nicht zu  erwarten. Lediglich das Weihnachtsgeschäft lässt allerdings nur begrenztes Hoffen aufkommen. Üblicherweise nehmen die Schlachtmengen im Verlaufe des IV. Quartals gegenüber dem III. Quartal etwas ab. Das könnte die notwendige Luft für eine Stabilisierung der Schweinepreise auf niedrigem Niveau liefern. Im Januar droht allerdings das schwache Nachweihnachtsgeschäft.

Die Hoffnungen auf Besserung könnten in der Kombination einer leichten Verbrauchssteigerung im Inland, nicht mehr steigenden Schlachtzahlen und kleinen Verbesserungen im Drittlandabsatz bestehen.  Eine Aufhebung der russischen Importsperre liegt noch in weiter Ferne.

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