Seit gestern erhebt Brasilien Anti-Dumping-Zölle auf Kartoffelprodukte aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland und Frankreich. Den Lieferanten ist eine Liste zugegangen, in welcher Höhe einzelne Firmen mit Strafzöllen belastet werden und wie lange die Maßnahme andauern soll. Die Regierung in Brasilia beruft sich auf Hinweise aus dem Department of Commercial Defense (DECOM).
Die Recherche des DECOM startete, nachdem sich lokale Berichterstatter aus dem Kartoffelsektor über den unlauteren Wettbewerb aus Europa beschwerten. Laut den Berichten sollen im Zeitraum Juli 2015 bis Juni 2016 enorme Mengen billige TK-Kartoffelprodukte aus Westeuropa nach Brasilien geliefert worden sein.
Die WTO bietet den Beschwerdeführern die Möglichkeit eines Anti-Dumping Verfahrens, wenn die Regierung des vermeintlich geschädigten Landes darlegen kann, dass die Produktpreise der eingeführten Güter im Herkunftsland höher sind, als beim Importeur.
Der Einfluss auf die holländische und belgische Kartoffelverarbeiter ist groß. Im Zeitraum Dezember 2014 bis November 2015 exportierten die Niederlande 83.000 Tonnen Kartoffelprodukte nach Brasilien, das entspricht einer Rohwarenmenge von 166.000 Tonnen. Belgien exportierte 71.000 Tonnen Kartoffelprodukte nach Brasilien, was 142.000 Tonnen Rohware entspricht. Beide Länder bemühen sich jetzt, die Entscheidung Brasiliens auf diplomatischem Wege abzuwenden.