(AMI) – Anbauausdehnung und womöglich etwas höhere Erträge lassen im Westen der EU mehr Kartoffeln erwarten.
Die Anbaufläche mit Kartoffeln hatte in der EU 2015 mit 1,688 Mio. ha einen vorläufigen Tiefpunkt erreicht. Seither geht es verhalten wieder bergauf. Die AMI ermittelte in einer aktuellen Zusammenstellung von bislang schon veröffentlichten Daten aus den einzelnen Mitgliedsstaaten, ergänzt durch eigene Schätzungen, ein Flächen Plus gegenüber 2016 von rund 3 % oder 45.000 ha. Damit summiert sich das diesjährige Kartoffelareal auf 1,758 Mio. ha. Im Großen und Ganzen konzentriert sich der Zuwachs auf West- und Mitteleuropa, wo die Statistiker jeweils eine Flächenerweiterung im Umfang von 4 bis 5 % ausweisen.
2016 war der Kartoffelertrag in der EU mit 330 dt/ha noch relativ hoch. Aber das sagt nicht viel, entscheidend für den Markt ist, wo die Kartoffeln wachsen. 2016 waren die Erträge vor allem vom Nordosten bis um Südosten der EU sehr hoch, mit Polen, wo ein Rekordertrag eingefahren wurde. In Westeuropa blieben die Erträge dagegen unterdurchschnittlich. Für das Massenwachstum, also die Ertragsbildung der Haupternte, sind die kommenden Wochen von entscheidender Bedeutung. Bleibt es trocken und zu warm, so wie es auch 2016 von Juli bis September war, wird es in Westeuropa wohl wieder unterdurchschnittliche Erträge geben. Die Rekorde im Osten scheinen sich nicht noch einmal einzustellen, so dass EU-weit auf dem größeren Areal so viel wie in 2016 geerntet werden könnte. Davon würde etwas mehr auf die hiesigen Regionen entfallen. Stellt sich hingegen für das Kartoffelwachstum weiterhin günstiges Wetter ein, wird es vor allem von Frankreich bis Deutschland deutlich mehr Kartoffeln geben.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Hausse-Stimmung am Terminmarkt ist längst verflogen, der Aprilkontrakt hat wieder das Preisniveau vom Frühjahr erreicht. Jetzt könnten Kartoffelverwender attraktive Preise sichern. Für das Ertragsniveau 2017 ist das Wetter der kommenden Wochen entscheidend. Trotzdem werden mancherorts aber schon keine sehr hohen Erträge mehr erwartet. Hohe Temperatursummen haben in Westeuropa das physiologische Alter vieler Knollen stark erhöht. Nach reichlicherem Regen und optimalen Temperaturen könnten Durchwuchs mit Puppigkeit oder Verwachsungen wie im Vorjahr ein Thema werden. In Belgien deutet sich das bei einigen Sorten schon an. Hohe Erträge sind dann bei schlechteren Ausbeuten relativ. Nun gilt es, die Geschehnisse genau zu beobachten oder aber gleich Preissicherung zu betreiben.