Die belgischen Kartoffelverarbeiter haben in den letzten Jahren hohe Summen in die Erweiterung und Modernisierung ihrer Anlagen investiert. In 2017 waren dies 300 Mio. Euro. In 18 Großanlagen werden 4.400 Mitarbeiter beschäftigt. Der Rohstoff wird meist über Vorverträge im In- und Ausland eingekauft. Der Vertragsanbau im Norden Frankreichs wuchs besonders stark aber auch in den Niederlanden und in Deutschland produzieren die Bauern für belgische Frittenbuden.
Mit ihren Verträgen fahren die Landwirte in diesem Jahr besonders gut und Marktanalysten erwarten, dass die Kartoffelanbaufläche in 2018 weiter wächst, obwohl der Markt unter einem großen Überangebot und niedrigen Spotmarktpreisen leidet. Landwirte, die Lieferverträge mit den Fabriken schließen, haben in der Regel kein Problem, ihre Ernte abzusetzen. Sie werden nicht nur ihre fest verkauften Mengen los, sondern auch die Mengen, die darüber hinaus angeboten werden. Diese gehen zwar nur zum Tagepreis, also zu den von Notierungskommissionen festgelegten Preisen weg, aber sie gehen weg. Wer nur Kartoffeln für den freien Markt produziert, hat in diesem Jahr (bisher) das Nachsehen.
Trotz Kälte und spätem Pflanztermin gibt es für Frittenrohstoff keine Anzeichen einer Marktbelebung oder gar besseren Preisen. Falls die Einkäufer überhaupt am Markt sind, so interessieren sie sich nur für ganz späte Liefertermine im Mai oder Juni. Die Preise, die man hört, sind aber auch nicht anders als die am Terminmarkt für den Juni-18-Termin.
Ein weiterer Grund für eine stabile Anbaufläche ist in der Nässe im Herbst begründet, die verhinderte, dass nicht alle Wintergetreideflächen planmäßig bestellt werden konnten. Inzwischen ist Saatgut für Sommergetreide knapp und teuer und die Preise für Getreide locken auch niemand. Kartoffeln gibt es dagegen in Hülle und Fülle und so werden sicherlich mehr Kartoffeln angebaut, als der Markt verkraften kann.
Die Kartoffelverbände raten angesichts der Misere am freien Kartoffelmarkt dazu, den Anbaueinzuschränken. Die größten Probleme würden die Niedersachsen verursachen, weil dort die Bereitschaft, weniger Speisekartoffeln anzubauen, am wenigsten ausgeprägt ist. Im Westen sollten die Bauern weniger Frühkartoffeln für die Pommes-Herstellung anbauen, weil die Vorräte aus der alten Ernte noch zu groß sind. Passiert das nicht so könnten wir in ein weiteres Niedrigpreisjahr steuern. Das befürchtet die AMI und rät dazu, sich rechtzeitig an der Terminbörse gegen fallende Preise abzusichern.
Unterdessen haben die Franzosen spürbar mehr Erfolg beim Export. Der dortige Kartoffelverband CNIPT berichtet stolz von lebhaften Ausfuhren nach Spanien, Polen, Tschechien und Italien. Dabei machen sie den deutschen Kollegen ordentlich Konkurrenz. Den Auftrag erhält nur, wer die günstigsten Preise macht. Beim Export gibt es auch kaum noch einen Unterschied zwischen den Preisen für Speisekartoffeln und Frittenrohstoff. Bintje sind in Frankreich schon für zwei Euro/100 kg zu bekommen, bevorzugte Sorten wie Agria, Markies und Fontane erzielen von 6,5 bis 8 €/dt.
An der Terminbörse stiegen die Kurse des April-18-Termins zu Beginn dieser Woche auf 5,6 €/dt, das änderte sich aber schon wieder als am Donnerstag von der EEX der Veredelungskartoffelindex bei unveränderten 4 €/dt blieb. Die Terminbörse bietet also einen Euro mehr als der aktuelle Kassamarkt. Es gibt einfach zu viele Partien mit durchschnittlicher Qualität, sodass die Notierungen in fast allen Meldenationen auf Vorwochenniveau blieben. In Deutschland meldeten die Befragten aber 30 Cent weniger und gaben damit von der Steigerung der Vorwoche wieder ab. Der Preisdruck am niederländischen Markt war wohl zu groß. Die deutschen Anbieter müssen sich dem Wettbewerb mit der Konkurrenz anderer Überschussregionen stellen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die belgische Kartoffelindustrie entwickelt sich in einem rasenden Tempo. Der Branchenverband Belgapom berichtet in dieser Woche, dass im Jahr 2017 4,57 Mio. Tonnen Kartoffeln als Rohstoff für die Herstellung von Kartoffelprodukten eingesetzt wurden. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung von 375.000 Tonnen oder 8,5 %. Daraus wurde die Rekordmenge von 2,682 Mio. Tonnen Kartoffelprodukte erzeugt, davon 1,77 Mio. Tonnen TK-Pommes frites. Die größten Steigerungsraten von bis zu 50 % verzeichneten man aber bei den Produkten wie Püree, Kroketten, Chips und Flocken.