01.
12.18
Schlechte Qualitäten treiben den Kartoffeleinsatz der Frittenfabriken in Frankreich

Kartoffeln Cockpit, 01.12.2018

  • Nachfrage am Weltmarkt nach Fritten steigt
  • Freier Frittenrohstoff erzielt im Rheinland etwas höhere Preise
  • Belgien fällt beim Export von Frittenrohstoff nahezu aus
  • Frittenfabriken haben sich auf Rohstoffengpässe eingestellt und fragen kaum Ware nach

Der Markt für Frankreichs Frittenrohstoff ist zweigeteilt. Von den 421.000 to des von den Fabriken eingesetzten Rohstoffs waren 76.000 to freie Ware. Mit 80.000 to wurden in Frankreich nahezu ebenso viele Kartoffeln importiert und 270.000 to Vertragsware verarbeitet. Die Versender versuchen im Ex-port für Frittenrohstoff in bester Qualität mindes-tens 30 €/dt zu erzielen. Das zahlen die inländi-schen Fabriken bisher noch nicht. Aber es gibt Käufer in Südeuropa, die das ausgeben. Schwa-che Qualitäten kann man ohnehin nicht auf die weite Reise schicken und so haben die Fabriken sich in den ersten Wochen der Saison darüber er-barmt, um einerseits an billigen Rohstoff zu kom-men und andererseits nichts verderben zu lassen. Da der französische Frittenmarkt seit Jahren nicht mehr gewachsen ist, kann man davon ausgehen, dass Fertigprodukte aus der bisherigen Verarbei-tung auf Käufer im Ausland warten.
Zwar wurde bisher mit 80.000 to in den ersten vier Monaten auch fast genauso viel Verar-beitungsrohstoff importiert, wie in früheren Jahren, die Importe aus Belgien, die meist auf Vertrag an-gebaut wurden, fehlen aber komplett. Belgien hat mit seiner Bintje nämlich ein viel größeres Quali-tätsproblem beim Rohstoff als Frankreich oder der Rest in der EU. Es könnte sogar so kommen, dass Frankreichs Frittenfabriken TK-Pommes nach Bel-gien liefern, damit die Exporteure dort ihren Ver-tragsverpflichtungen nachkommen können.
In Deutschland, genauer gesagt am Deut-schen Niederrhein, hat die REKA Rheinland heute ihre Preise für freien Frittenrohstoff moderat ange-hoben. Für Fontane fordert man ab heute 27,0 bis 27,5 €/dt, für Agria 28,0 bis 28,5 €/dt und für Inno-vator 29 bis 29,50 €/dt. Das entspricht einem An-stieg von 50 Cent/dt. Da die Kartoffelverarbeiter hierzulande aber gar kein Interesse an freiem Rohstoff zeigen, geht einiges in den Benelux-Raum, wo man auch die geforderten Preise erzie-len kann. Der überwiegende Anteil der Landwirte hat ohnehin keinen freien Rohstoff übrig und wenn, dann wartet er auf noch höhere Preise.
Das Geschäft mit freiem Rohstoff ist auch in Deutschland trotzdem etwas lebhafter gewor-den. Ob sich das als nachhaltig herausstellt, muss sich noch zeigen, zumal viele Fabriken die bevor-stehenden Weihnachtstage dazu nutzen werden, eine etwas längere Verarbeitungspause zu ma-chen. Derzeit gilt der Markt als ausgeglichen und viel höhere Preise könnten den aus Landwirtssicht freundlichen Trend schnell abwürgen.
Das Beispiel Frankreich zeigt, dass die Fabriken sich bereits frühzeitig auf mögliche Roh-stoffengpässe eingestellt haben. So ähnlich wird es auch in Deutschland und in Holland gewesen sein. Überall dort, wo ein Angebotsüberhang ist oder noch nicht die geforderten Preis durchzuset-zen sind, schickt man diese Überschüsse nach Belgien. So auch aus Großbritannien. Exporteure versenden aktuell die Frittensorte Maris Piper für 29,20 bis 30,0 €/dt dorthin. Im Inland erzielt man „nur“ 26,90 €/dt.
Inzwischen meldet der kanadische Kartof-felverband, dass von den 350.000 acres, die dort mit Verarbeitungsrohstoff angebaut wurden, 15.000 acres nicht geerntet werden konnten. Das hört sich zunächst nicht so dramatisch an, schließ-lich sind es nur 4,3% weniger. Aufgrund der sehr weiten Entfernungen lohnt sich aber kein Kartof-feltransport von einer Anbauregion zur anderen. In Nordamerika gibt es auch keinen Markt für freien Verarbeitungsrohstoff. Alles was die Fabriken be-nötigen, wird unter Vertrag angebaut. Wenn nun 4,3% der Flächen nicht geerntet werden können, so fehlt dieser Rohstoff und so bleibt auch in Über-see der Rohstoff bis zur nächsten Ernte knapp.
Das sind gute Argumente für die Anbieter von Fritten, um dafür am Weltmarkt höhere Preise durchzusetzen. Auch das hohe Preisniveau in Eu-ropa für freie Ware kann dafür als Grund angeführt werden. Die Markttransparenz, die von der Terminbörse gut dokumentiert wird, kommt den Fritten Anbietern also gut zu pass.

Schlechte Qualitäten treiben den Kartoffeleinsatz der Frittenfabriken in Frankreich
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ZMP Live Expertenmeinung

Der Kartoffeleinsatz in französischen Frittenfabriken war seit dem 1. Juli bis Ende Oktober mit 421.000 to so hoch wie noch nie. Ein Grund dafür sind die vielen schlechten Par-tien, die ein Winterlager nicht überstehen wür-den. Um in einem Jahr wo der Verarbeitungs-rohstoff in Europa extrem knapp ist, nichts umkommen zu lassen, wurden solche Kartof-feln in den letzten Wochen bevorzugt verarbei-tet. Teils war der Aufwand für die Aufbereitung so groß, dass für freien Rohstoff nur die Hälfte bezahlt werden konnte, wie für vertragsgemä-ße Kartoffeln. Im Gegensatz zu vorherigen Jah-ren wurden in den ersten vier Monaten der diesjährigen Saison 18% freier Rohstoff einge-setzt. Üblich waren bisher 6-8%.

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