Der Publizist des North American Potato Market News, Bruce Huffaker, stellt in einer Prognose einen Ertragsverlust von 18% in den bedeutendsten Kartoffelexportnationen Europas fest. Nach einem späten Pflanztermin im Frühjahr 2018 war die Ernte in Europa durch eine große Trockenheit dezimiert worden. Die europäischen Kartoffelverarbeiter hätten gewaltige Probleme, genügend Rohstoff zusammen zu bekommen. Nach Huffakers Meinung werden die Pommes- und Stärkeerzeuger mindestens 18 Monate dazu benötigen, wieder eine aus-reichende Rohstoffbasis zu erlangen. Kartoffelverarbeiter in Nordamerika seien gut beraten, die Ereignisse in Europa genau zu verfolgen. Sollte eine weitere Missernte oder auch nur eine mittelmäßige Ernte kommen, werden die Probleme sich noch ausweiten. Er fügte hinzu, dass Deutschland, der größte Kartoffelproduzent in der EU, in 2018 25% weniger Kartoffel als im Vorjahr geerntet hat.
Die amerikanischen Kartoffelverarbeiter hätten bereits auf unterschiedliche Weise reagiert. Aus dem US-Bundesstaat Idaho seien 1,5 Mio. cwt (= 51 kg) Kartoffeln in eine Fabrik von McCain auf die Price Edward Island geliefert worden. Ein ungewöhnlicher Vorgang, da wegen der weiten Entfernungen enorme Frachtkosten zu kalkulieren sind. Der Frittenhersteller will damit seine Produktionskette für Tiefkühlpommes in Burley auslasten. Die Firma Basic American Foods reaktiviert seine Fabrik in Blackfoot, um die Produktion für Kartoffeltrockenprodukte wieder aufzunehmen.
Eine Umfrage in den Mitgliedsstaaten der North Western European Potato Gowers (NWPG) Anfang Dezember bestätigt, dass in 2018 Belgien, die Niederlande, Frankreich, Großbritannien und Deutschland nur 24,35 Mio. Tonnen erzeugt haben. Das ist der Rückgang von 18% auf den sich Huffacker in seinem Vortrag bezieht. In Belgien fehlen fast 1/3 der benötigten Ernte, In Holland sind 21% weniger Kartoffeln gewachsen, in Deutschland 18%, in Großbritannien 15% und in Frankreich 12%, so die AMI. Im Schnitt der fünf Länder wurden 40,9 dt/ha geerntet, in 2017 waren es noch 50,2 dt.
Im letzten USDA-Report wird davon berichtet, dass die Ernteverluste in Nordamerika 13% höher waren als zum selben Termin im Vorjahr und dass die Produktion der Fabriken in den acht be-deutendsten Kartoffelprodukte-erzeugenden Bundesstaten seit Dezember 2017 um 5% gestiegen ist. Das gleiche Phänomen haben wir auch in Europa beobachtet, denn die Ernte in 2017 war hier wie dort so groß, dass damit bis in den September 2018 Kartoffelprodukte erzeugt wurden. Als sich abzeichnete, dass die Ernte in der EU dramatisch kleiner ausfallen könnte, wurden alle möglichen Kartoffeln zu lagerfähigen Produkten verarbeitet. Inzwischen sind die Rohstoffvorräte aus der letzten Ernte in Europa und in Nordamerika aber deutlich kleiner als im Vorjahr zu diesem Termin.
Zu einer unkalkulierbaren Größe könnte sich auch ein harter Brexit für den europäischen Kartoffelmarkt entwickeln. Sollte Großbritannien bis zum 29. März 2019 mit der EU keinen geordneten Ausstieg vereinbart haben, dürfen Saatkartoffeln aus Irland nicht mehr nach England, Wales und Schottland geliefert werden. Die optimale Zeit um Kartoffeln zu pflanzen sind aber März und April. Wer also in letzter Minute sein Saatgut noch disponieren muss, könnte vor verschlossener Grenze aufgehalten werden. Ein No-deal-Brexit hätte zur Folge, dass Irland dann mehr Saatgut auf das europäische Festland liefert und in Großbri-tannien sich der Saatgutnotstand noch mehr ver-größert als er jetzt schon ist.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Missernte auf Europas Kartoffeläckern in 2018 hat für die Rohstoffversorgung der Pommes- und Stärkeindustrie nachhaltige Auswirkungen. Was in diesem Jahr weltweit passierte wird den globalen Kartoffelmarkt über Jahre hin prägen. Das sagte der Publizist des North American Potato Market News Bruce Huffaker auf einem Seminar, das am 12. Dezember im US-Bundesstaat Idaho stattfand.