08.
02.19
Kartoffelvorräte so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr

Kartoffeln Cockpit, 08.02.2019

  • Es fehlen Mengen an allen Ecken und Enden
  • Pflanzgut wird von Kartoffelverarbeitern zum Teil als Druckmittel benutzt für den Abschluss neuer Lieferverträge
  • In Übersee sind Kartoffeln ebenfalls knapp
  • Der Potato-Index der EEX stieg gestern um weitere 40 Cent auf 31,60.
  • Zeitiges Frühjahr könnte Druck am Markt erzeugen

In Niedersachsen, dem mit Abstand größten Kartoffelland Deutschlands mit einem Ernteanteil von 47%, hatten die Landwirte am 31.12.2018 nur noch 1,4 Mio. Tonnen auf Lager. Das sind 43% weniger als vor einem Jahr. Die Abverkäufe von dort sind also bereits viel weiter vorangeschritten als in anderen Bundesländern. In Bayern lagerten zu Stichtag 24% weniger und in NRW 17% weniger Kartoffeln in den Scheunen der Bauern.
Wenn die Kartoffelverarbeiter ihren Produktoutput so hoch halten wollen, wie bisher, benötigen sie dafür schon 1,9 Mio. Tonnen. Das scheint unter der aktuellen Situation kaum noch möglich. Schließlich buhlen auch die Verarbeiter in unseren Nachbarländern um den knappen Rohstoff. Für Saatgut benötigen wir in Deutschland in der zweiten Saisonhälfte 500.000 Tonnen und für den Konsum von Frischkartoffeln 600.000 Tonnen. Im Durchschnitt der letzten sechs Jahre wurden zudem jährlich 700.000 Tonnen Kartoffeln exportiert. Die Mengen für kleinere Schälbetriebe und den Verlust bei der Lagerung und Aufbereitung versucht man schon seit der Ernte so klein wie möglich zu halten.
Importe von Rohstoff für die Herstellung von edlen Kartoffelprodukten wird es bis zum Ende der Vermarktungssaison wohl kaum noch geben. Frankreich kann bestenfalls noch einige Lücken beim Frischkartoffelmarkt schließen.
Zudem gibt es auch einen Mangel an Pflanzgut. Hier sind die Landwirte in einer besonders misslichen Lage, denn die Kartoffelverarbeiter halten das Saatgut in ihren Händen und rücken es nur an Landwirte raus, die mit ihnen erneut einen Anbau- und Liefervertrag schließen wollen. Für den Vertragsanbau haben sie die Preise zwar um 10 bis 30% angehoben, allerdings sind die Produktionsmittel wie Pflanzgut, Dünger, Pestizide und Energie auch teurer geworden, sodass das den Gewinn kaum beeinflussen würde. Von Gewinn können die meisten Vertragslandwirte in diesem Wirtschaftsjahr ohnehin nur träumen, denn die Festpreise rechnen sich nur, wenn die Erträge optimal sind und das war in 2018 kaum irgendwo der Fall.
Die Landwirte zögern also noch mit dem Unterzeichnen von Lieferverträgen für die Ernte 2019. Und das nicht nur aus besagten Gründen, denn die Hitze und Dürre in 2018 haben an den Wasservorräten gezerrt, die immer noch so niedrig sind, wie seit 10 Jahren nicht mehr. Ohne Regen in den kommenden zwei Monaten, so berichtet ein NEPG-Vertreter, seien in vielen Regionen Europas die Wasservorräte knapp und der Kartoffelanbau damit zu riskant.
Sollte es allerdings in den kommenden zwei Monaten soviel regnen, dass die Grundwasserversorgung wieder ausreicht, so dürften viele Landwirte mit der Aussaat von Kartoffeln ein Problem bekommen. Wie man es dreht und wendet, die Risiken bleiben vorerst beim Bauern. Und das sollte sich in höheren Preisen ausdrücken.
Vorerst geht der Wettbewerb um den knappen Rohstoff Kartoffeln aber weiter. Der PotatoCall berichtet heute davon, dass Käufer vom europäischen Festland nun auch die Kartoffelpreise aus der Insel in die Höhe treiben. Exportgeeignete Partien gehen für Preise von 26,5 bis 28,50 €/dt ab Verladestation nach Belgien. Ein untypischer Weg für die Kartoffeln, denn im Winter kaufen die Briten üblicherweise auf dem Kontinent ihre Kartoffeln und Kartoffelprodukte.
In anderen Teilen auf der Welt sind Kartoffeln ebenfalls knapp. Farmer im kanadischen Manitoba hatten zwar eine sehr große Ernte, die nur unter großen Schwierigkeiten geborgen werden konnte. Während der Ernte hatte es nämlich zu viel Regen gegeben und gleich darauf hat es gefroren. Mehr als 5.000 acres konnten nicht geerntet werden. Wo trotzdem geerntet wurde, halten sich viele Partien nicht, weil die Lagerkartoffeln verrotten.

Kartoffelvorräte so niedrig wie seit 30 Jahren nicht mehr

Kartoffeln-Aktualisieren,

Aus unserem ZMP Newsticker vom 14.02.2019

EEX-Kartoffelindex sinkt heute um 40 Cent

Das sonnige Frühlingswetter lässt darauf hoffen, dass die ersten Pflanzkartoffeln in West- und Mitteleuropa früher als üblich in den Boden kommen.
Das hatte bereits am Dienstag zu Kursrückgängen an der Terminbörse in Leipzig geführt. Vom bisherigen Hoch bei 33 €/dt waren die Terminmarktkurse auf der April-19-Fälligkeit um bis zu 3 €/dt gesunken.
Inzwischen macht sich dies auch am holländischen Kassamarkt bemerkbar. Dort wurden heute Kassapreise von 31,54 €/dt festgestellt. In der letzten Woche waren es noch 32,48 €/dt.
Alle anderen Ländernotierungen blieben heute aber gegenüber der Vorwoche unverändert. Der EEX-Index für Veredelungskartoffeln wurde heute mit 31,2 €/dt errechnet. Somit ist der Anstieg des Marktzeigers in der letzten Woche wieder aufgehoben.

Aus unserem ZMP Newsticker vom 08.02.2019

Kartoffel-Revolution in China

China produziert in diesem Jahr mit 100 Mio. Tonnen 10 x soviel Kartoffeln wie Deutschland oder 20 x soviel wie Kanada. Das Ziel der Chinesischen Regierung wird mit 150 Mio. Tonnen angegeben. Das wären dann mehr als die Hälfte der weltweiten Kartoffelproduktion.
China sieht die Kartoffelproduktion als notwendig an, um die Nahrungssicherheit im Land zu erhalten. In westlichen Ländern auf der Nordhalbkugel gehören Kartoffeln zu den Grundnahrungsmitteln.
Was derzeit in Chinas Kartoffelindustrie passiert, bezeichnen Fachleute am „Kartoffel-Revolution“. Bisher hat China noch nicht die richtigen Sorten gefunden, um damit die Pommes frites-Nachfrage des Landes bedienen zu können.
Von der steigenden chinesischen Nachfrage nach Fritten profitieren derzeit noch die Europäer und Nordamerikaner.

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ZMP Live Expertenmeinung

Die Kartoffelvorräte in Erzeugerhand waren Ende Dezember mit 2,7 Mio. Tonnen so niedrig wie seit der Wiedervereinigung nicht. Gegenüber dem Vorjahr fehlen 35% (1,5 Mio. Tonnen), der Bedarf wird vom AMI mit 3,7 Mio. Tonnen angegeben. Es fehlen also mindestens eine Mio. Tonnen. Auch wenn die Bestände in den Händen der Verarbeiter und dem Handel höher als üblich sein sollten, könnten diese das Defizit nicht kompensieren. Bei Speisekartoffeln müssen Importe aus Frankreich und dem Mittelmeerraum bald Abhilfe schaffen, den Kartoffelverarbeitern bleibt aber nichts anders übrig, als auf die neue Ernte zu warten. Bis dahin bleibt das Preisniveau wohl so hoch wie jetzt. Die Experten der North-West-European Potato Growers (NEPG) glauben aber, dass ein zeitiges Frühjahr die Preise noch einmal unter Druck setzen könnte.

ZMP Marktbericht kompakt
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Veredelungskortoffeln Marktbericht kompakt

(Text undGrafiken von Hans Jürgen Hölzmann, Agraringenieur, Meckenheim, den 21.02.2020) Alle Jahre wieder bieten die Abnehmer im Februar die neuen Kontrakte für die Lagersorten bei dem “Pommesrohstoff“ wie z. B. Agria, Callenger und Fontane an. Je nach Marktsituation ändern sich die Konditionen bei den Festpreisverträgen gegenüber dem Vorjahr…

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Seit Mitte November wird an der EEX in Leipzig wieder der Preisindex für Veredlungskartoffeln notiert. Dieser Index bildet die durchschnittlichen Kassamarktnotierungen für freie Ware (ab Hoflager) der Standardsorten für prompte Lieferungen in den westeuropäischen Ländern ab. Durch diesen Index und die Terminmarktnotierungen wird der Markt wieder…

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In den letzten Tagen wurde die Kartoffelernte in Westeuropa weitgehend beendet. Die in diesem Jahr überwiegend schwachen Qualitäten und Erträge konnten somit zumindest komplett geerntet werden. Aus den einzelnen Ländern melden die Statistikbehörden so nach und nach die geschätzten Ergebnisse, die in der Summe auf eine ähnlich schwache Ernte wie im…

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