In Belgien wurden Kartoffeln nun wohl auf einer um 4% größeren Anbaufläche Kartoffeln angebaut und das fast ausschließlich in Flandern. Dort ist es aktuell sehr trocken und die Vorhersagen sprechen von weiterhin trocknen Bedingungen. Ende Mai waren alle „ordentlichen“ Kartoffeln vom freien Markt verkauft. Der Frischkartoffelbedarf wird bereits komplett aus Importen bedient. Die Kartoffelverarbeiter hoffen darauf, dass Anfang Juli neuer Rohstoff zur Verfügung steht. Allerdings war das Wetter seit Ostern wieder recht kühl. Die Vorräte schrumpfen nun mehr und mehr. Trotzdem produzieren einige Fabriken immer noch und beziehen ihren Rohstoff aus verschiedenen Herkünften. Bintje sind in recht zweifelhafter Qualität.
In Holland haben sich die Preise für das sehr begrenzte freie Angebot weiter befestigt. Der Großteil der Kartoffeln ist aber immer noch Kontraktware und man kauft nur wenige freie Mengen hinzu. Der Run auf die letzten freien Partien ist noch nicht in Gang. Trotzdem ist das Angebot deutlich kleiner als die Nachfrage. Auch in Holland sind die Grundwasserreserven niedriger als vor einem Jahr. Eine Beregnung ist aber bei den Kartoffeln noch nicht nötig, wohl aber bei den Zwiebeln. Der Kartoffelanbau konnte nicht gesteigert werden, weil es keine zusätzlichen Flächen dafür gibt. Der Export von holländischem Pflanzgut ging um 11% zurück (Stand Ende April). Holländische Fabriken verarbeiteten im März 323.000 Tonnen Rohstoff (März 18: 360.500 Tonnen).
Alterntige Kartoffeln gab es im Mai in Deutschland so gut wie keine mehr. Und das Angebot aus dem Mittelmeerraum konnte die Nachfrage nicht vollumfänglich bedienen, da auch die meisten anderen EU-Länder Kartoffeln suchten. Notierungen für Verarbeitungsrohstoff stiegen weiter und zwar für Agria von 32 bis 33 €/dt und für Fontane von 31 bis 32 € /dt. In den deutschen Frühkartoffelregionen von Baden-Württemberg, der Pfalz und in Niedersachsen hat es ganz ordentlich geregnet und die Feldbestände entwickeln sich hervorragend. Der Kartoffelanbau in Deutschland wurde vorläufigen Flächenangaben zufolge um 3,17% ausgeweitet.
Blickt man auf die Konkurrenz aus Nordamerika so sind auch dort die Kartoffelvorräte 16,9% kleiner als im Vorjahr. Außerdem verhindert kaltes und nasses Wetter in Kanada und den USA den Fortschritt bei den Feldarbeiten. Die Fabriken dort werden ihren neuen Rohstoff wohl auch erst in der zweiten Juli-Hälfte bekommen.
Die weltweit agierenden Frittenproduzenten wollen offensichtlich auf die aktuelle Lage mit Langfriststrategien reagieren. Sie haben immer öfter große Probleme, Kartoffeln zu angemessenen Preisen zu finden. Die zu Ende gehende Saison wird für einige der Weltmarktgrößen schlechte Ergebnisse bringen.
Das in Holland ansässige Markt- und Analyseinstitut „Annual Insight“ veröffentliche in dieser Woche einen Bericht über die Kartoffelindustrie mit dem Titel „Overreaction or the right assessment?“ (Überreaktion oder die richtige Einschätzung?) Darin wird davon berichtet, wie Clarebout Schwierigkeiten hatte, den richtigen Standort zu finden. Politische Gemeinden wehren sich gegen Ausweitungen oder Neuansiedlungen von Agrarkonzernen. McCain hat unterdessen seine Präsenz in Brasilien durch eine Beteiligung gefestigt. Damit ist erstmals ein internationaler Kartoffelverarbeiter in dem südamerikanischen Land physisch präsent. Dort soll bis 2021 ein Werk für 60 Mio. USD entstehen. Die Aktionäre halten das offensichtlich für keine gute Idee, denn nach der Ankündigung dieser Investition ging der Börsenkurs um 5,3% zurück. Dort sollen auf 11.000 ha Kartoffeln angebaut werden, um 190.000 Tonnen Kartoffelprodukte zu erzeugen.
McCain-Aktionäre sehen die Sache kritisch, weil auch Clarebout, Agristo, Lutosa und McCain GB in den letzten Jahren ihre Verarbeitungskapazitäten ausgeweitet haben. Die Konkurrenz unter den Frittenproduzenten wird also größer auch weil viele kleinere europäische Produzenten ihre Produktion optimiert haben. Wenn jetzt noch mehr Anbieter aus Ländern mit No-Name-Fritten aus den Schwellenländern Südamerika und Russland auf den Markt drängen, wird es mit dem Geldverdienen schwieriger.
Kartoffeln-Aktualisieren,
(ZMP Newsticker 04.06.2019)
Hausse am Kartoffelmarkt hält an
Einen lückenlosen Anschluss an die neue Kartoffelernte wird es in diesem Jahr wohl nicht geben. Viele Frittenfabriken haben bereits jetzt ihr Produktionsvolumen gedrosselt.
Ab Anfang Juli könnten dann 60.000 bis 100.000 Tonnen aus dem Raum Bordeaux geliefert werden, dabei liegt der monatliche Durchschnittsbedarf von Frankreich, Belgien und den Niederlanden bei rund 800.000 Tonnen. Deshalb wird dringend auf Ergänzung aus dem deutschen Niederrhein gewartet, die frühestens in der zweiten Juli-Woche auf den Markt kommen kann. Aus Flandern in Belgien soll es dann Mitte Juli losgehen. Ein baldiges Ende der Hausse am Frühkartoffelmarkt ist nicht in Sicht.
ZMP Live Expertenmeinung
Der PotatoCall berichtet heute, dass der Weltmarktanteil der EU bei TK-Fritten im ersten Quartal 2019 auf 53% gesunken ist. Im Q1/18 war dieser Wert noch bei 59,7%. Der Rückgang ist zweifelsohne auf die kleine Ernte in 2018 zurückzuführen. Trotzdem stiegen die Exporte in die USA und nach Mexiko in dem Betrachtungszeitraum. Der Kartoffelanbau in Westeuropa wurde weiter ausgeweitet, weil die Nachfrage der Kartoffelverarbeiter weiter steigt. Einige der Fabriken lasten bei dem bisherigen Anbauumfang ihre Kapazitäten nicht mehr komplett aus.