tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Grundeinkommen: Echte Lösung oder totaler Unsinn ?

Mich hat die geschlossene Einigkeit verwundert, mit der die Idee vom Grundeinkommen lapidar als "Spinnerei" vom Tisch gefegt wurde.

Um die Diskussion nicht in den zweifelhaften Einfluss von Frick und Lafontaine zu stellen, eröffne ich mal diesen Beitrag.

Die Kritiker des Grundeinkommens sollten sich vor Augen führen, das "Arbeit" in den uns bekannten industriellen Struktur ein Phänomen ist, das seit gut rund 80 Jahren existiert (im Grunde seit den Weltkriegen).

Davor war Arbeit seit Jahrhunderten eher in Familien, Kleinbetrieben, höfischen Gemeinschaften und in selbständigen Tätigkeiten vorhanden. Frühere Arbeit war zeitlich unstrukturierter (z.B. keine festen Arbeitszeiten, Saisonarbeiten, Arbeit wie sie gerade anfällt) - aber dafür eingebunden in wesentlich festere soziale Strukturen (Familien, Dorfgemeinschaft, Hofgemeinschaften, Sippen usw.). 90% der Arbeit war früher selbständig organisiert - 10% war industrielle Arbeit. Heute ist es genau umgekehrt.

Die zeitlich straff und an industriell konzentrierte Arbeit hat diese Strukturen völlig zerschlagen und aufgelöst.

Das schafft heute erhebliche Probleme, denn es hat einen passiven Bedürftigkeitsmenschen erschaffen - der aufgrund der komplett industriell organisierten Struktur unserer Gesellschaft und ohne natürliches, breites soziales Netz - in massive Probleme gerät, wenn er "Arbeit" verliert.

Es ist allerdings so, dass Arbeit tendenziell weniger wird - durch technologischen Fortschritt plus Globalisierung. Mussten Arbeiter früher ihre Arbeit mit Arbeitern aus dem eigenen Land oder der Region teilen - so müssen sie das heute mit einigen Milliarden Menschen weltweit.

Es ist also ein Märchen, dass wir die Entwicklung der industriellen Arbeit immer weiter vorantreiben können. Selbst Vorbildsland der Arbeit "Amerika" verwaltetet mitterlweile nur noch Markennamen und Patentrechte - statt zu prodizieren und herzustellen. Sie können sich den Luxus erlauben, weil sie diese Patente und Marken besitzen - während Staaten wie Deutschland, die auf "handfester Arbeit" basieren in erhebliche Probleme taumeln.

Erst hat man den "industriellen" Menschen geschaffen - jetzt wo sich Arbeit durch Fortschritt und Struturwandel kontinuierlich verringert, wird er zur Last.

Was also tun mit diesen Menschen? Zum Spargelstechen schicken? So viel Spargel gibt es gar nicht.

Ich finde sehr wohl, dass die Profiteure des Systems an die Kandarre genommen werden müssen und dass allgemein Lösungen gefunden werden müssen. Sonst wird sich die "Deutschland"-Epedemie sehr bald in vielen Ländern breit machen, die dem deutschen Weg als Wirtschaftwunder in der Frühphase der fortgeschrittenen Industrialisierung gefolgt sind. Wirtschaftaufschwünge in Zukunft bedeuten NICHT MEHR ARBEIT! Daran werden wir uns gewöhnen müssen.

Wir brauchen ein neues Denken, neue Ansätze - die alten Regeln greifen nicht mehr. Deutschland ist das beste Phänomen. Immer nur auf den Verlierern herumzuhacken und ihnen Unwillen zu unterstellen kann keine Lösung sein.

Da finde ich den Vorschlag des Grundeinkommens durchaus bedenkenswert.

Wir brauchen wieder viel mehr Selbständigkeit, freie und aktive Arbeitsmöglichkeiten auf freier Entscheidungsbasis - und keinen absurden Sozial-Staat, der Bürger unmündig macht, Renten- und Gesundheitskassen auf Zwang, die unbezahlbar werden und zu nichts führen als freie Arbeit und Entscheidung unmöglich zu machen.

Wer sich in mit einem Kleingewerbe selbständig machen will, muss vom Start an das Gehalt einer mittleren bis oberen Angestelltenstelle von 1000 Euro Reingewinn pro Monat einbringen, um allein seinen Versicherungspflichten nachzukommen - ohne dazu einen echten, nachgewiesenen und vor allem in der Anfangszeit notwendigen Gegenwert zu bekommen.

Statt einer bizarren Grundversorgungs-Lüge, die ein ganzes Land lähmt, erscheint mir der Grundeinkommens-Gedanke wesentlich sinnvoller.

Natürlich hört es sich wie Spinnerei an - noch? Aber Jule Vernes Romane waren auch Spinnerein. Und die Probleme sind ja da - Lösungen dagegen nicht in Sicht. Warum also nicht um die Ecke denken? Altbekanntes aber über Bord werfen, wenn es zu nutzlosen (gefährlichen) Ballast wird? Anders kann es keinen Fortschritt geben.

Geschrieben von tradexxx am
frank164
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#1]

Dem kann ich mich nur anschliessen. Die derzeitigen Probleme sind ja offensichtlich, also sind Lösungen dafür gefragt. Und Konzepte wie negative Einkommenssteuer und bedingungsloses Grundeinkommen sind ja nun auch offensichtlich nicht so neu (was mich ehrlich gesagt auch überrascht hat, als ich zum ersten Mal davon gehört habe).

Natürlich würde die Einführung keine problemlose Welt schaffen, es gibt viele Arbeiten, die nötig, aber unangenehm sind, und natürlich ist es dann ein Problem, Leute zu motivieren, sie zu übernehmen. Und ebenso gibts ja viele wichtige und verantwortungsvolle Tätigkeiten wie z.B. Arzt, für die eine lange Ausbildung und kontinuierliche Erfahrung nötig sind, und auch hier fragen sich dann vielleicht viele, warum sie das auf sich nehmen sollen, wenn sie auch "einfach so" überleben können.

Letzteres ist aber vielleicht weniger ein Problem, denn solche Berufe ergreift man ganz bestimmt auch jetzt nicht nur aus der Motivation des Geldverdienens heraus. Wenn ich z.B. sehe, dass Menschen, die mir wichtig sind, nicht geholfen werden kann, so ist das schon auch Antrieb, sich mal umzusehen, ob man denn nicht da etwas dazu beitragen kann, dort etwas zu verbessern und sich zu beteiligen, auch wenn man vielleicht nicht das Zeug zum C4-Professor hat.

Ich glaube kaum, dass jemand Freude daran hat, sein ganzes Leben nur Party zu machen und sich auf Mauritius Sonnenuntergänge anzuschauen, den Wunsch etwas Nützliches und Sinnvolles zu tun, dürften die meisten haben. Das wollten die meisten, als sie jung waren, aber viele sind dann sozusagen in der Realität abgetaucht und ihre Wünsche mussten begraben werden. Und durch ein Grundeinkommen bestünde die Freiheit, sich auch so zu verwirklichen, wie man das möchte. Wer gern sieben Kinder haben möchte kann das tun, wer lieber nur vorm Rechner sitzt und Proteine faltet, weil er wissenschaftliche Ambitionen hat, kann das auch tun.

Diskussionswürdig finde ich diese Ideen auf jeden Fall, sie von vornherein abzulehnen, nur weil sich auf den ersten Blick Probleme daraus ergeben, finde ich nicht richtig. Die Aufgaben, die dann zu bewältigen sind, werden andere sein, aber es würde wieder ein Stückchen vorwärtsgehen. tradexxx kann ich nur rechtgeben - schauen wir uns an, wie die Welt vor hundert Jahren war und was sich seitdem getan hat. Und genausowenig können wir uns heute vorstellen, was in hundert Jahren sein wird. Nur eins ist sicher, wenn wir stur an dem festhalten, was heute ist, wird sich nix ändern und verbessern, und das wäre sehr schade. So das Gelbe vom Ei ist die heutige Arbeitswelt ja nun wirklich nicht, dass wir sie für das Nonplusultra halten müssten.

Und mal ehrlich, die meisten Leute in diesem Board sind doch hier, weil sie insgeheim sowas möchten: Geld bekommen, ohne "richtig" dafür zu arbeiten, dadurch dann Zeit und Freiheit gewinnen für die Dinge, die "wirklich" wichtig sind. Oder irre ich mich da?

Gast

dm-Chef hält Hartz IV für Menschenquälereidm-Chef Goetz Werner vertritt ungewöhnliche Positionen für einen Manager. Seit einiger Zeit kämpft er offensiv für ein garantiertes Grundeinkommen. Hartz IV gleiche "offenem Strafvollzug", schimpft er jetzt in einem Magazin. Aufgabe der Wirtschaft sei es, die Menschen von Arbeit zu befreien. Außer dem Artikel findet ihr hier eine kritische Bewertung von Werners Position.
Hamburg - "Hartz IV ist offener Strafvollzug. Es ist die Beraubung von Freiheitsrechten. Hartz IV quält die Menschen, zerstört ihre Kreativität", schimpft Goetz Werner, Chef der Drogeriemarktkette dm, im "Stern"-Interview. Es sei ein Skandal, "dass eine rot-grüne Regierung dieses destruktive Element in die Gesellschaft gebracht" habe, so der 62-Jährige.
Seit mehreren Monaten kämpft Werner offen für eine völlig neue Auffassung von Arbeit. Den Startschuss gab eine großformatige Anzeigen, mit der der dm-Chef gemeinsam mit Steuerexperte Benediktus Hardorp in mehreren Medien für ein garantiertes Grundeinkommen warb. Wie genau das realisiert werden könnte, erklärte Werner in einem Interview mit Spiegel Online
Inzwischen hat Werner den Ton noch erheblich verschärft. Die Zeiten der Vollbeschäftigung seien "endgültig vorbei", erklärte er nun dem "Stern". Die Politiker seien jedoch "vernagelt" und weigerten sich, die neue Wirklichkeit zu akzeptieren. "Sie sind narkotisiert vom Vollbeschäftigungswahn. Vollbeschäftigung ist eine Lüge, ein Mythos." Das "manische Schauen auf Arbeit" mache alle krank.
Aufgabe der Wirtschaft sei es, die Menschen von Arbeit zu befreien. Anstelle eines Rechts auf Arbeit "brauchen wir ein Recht auf Einkommen", bekräftigte Werner seine Forderung nach einem Grundeinkommen von bis zu 1500 Euro für alle und lebenslang. "Ein bedingungsloses Grundeinkommen ohne Auflagen, ohne Formulare", das es den Menschen ermöglichen solle, "ein Leben in Würde und frei von Existenzängsten" zu führen.
Finanziert werden soll dieses Bürgergeld über die Mehrwertsteuer, die "allerdings kräftig, vielleicht sogar auf 50 Prozent ansteigen müsste". Alle anderen Steuern gehören nach Auffassung des Unternehmers abgeschafft.
Die Klagen seiner Unternehmer-Kollegen über zu hohe Abgaben bezeichnete Werner jetzt als "Lug und Trug". Die Unternehmer zahlten so gut wie keine Steuern: "Klagen und Jammern gehören zum Geschäft. Aber jeder Unternehmer wälzt seine komplette Steuerlast auf die Preise ab."
ase

Quelle: spiegel.de vom 19.04.06

So "ungewöhnlich", wie behauptet, ist die Position von Götz Werner gar nicht.
Nicht für Manager, nicht für die KapitalbesitzerInnen (Götz Werner ist nicht nur Manager, sondern auch Besitzer der dm-Kette) und ihre "ExpertInnen" in diversen Wirtschaftsinstituten.
So geht die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle u.a. auch auf Milton Friedmann zurück, den Oberguru der Neoliberalen. Prof. Thomas Straubhaar vom Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), das neben dem Münchner ifo-Institut zu den aggressivsten Think Tanks der Neoliberalen zählt, tritt ebenso offensiv mit der Idee an die Öffentlichkeit wie andere Alt- und neoliberale Gruppen bis hin zur FDP. Die Modelle differieren, der Kern ist der gleiche:
Die Herren sehen, dass ihre auf Profitmaximierung und Kapitalakkumulation aufgebaute Wirtschaftsordnung Vollbeschäftigung nicht garantieren kann - die Zeit des sog. "rheinischen Kapitalismus" oder "Fordismus" war eine Ausnahmesituation angesichts besonderer historischer Bedingungen, nicht die kapitalistische Regel. Wenn Herr Werner uns allerdings weismachen will, dass es das ZIEL dieser Wirtschaft sei, die Menschen von der Arbeit zu befreien, wirft er natürlich Nebelkerzen. Der Vorsitzende des Sachverständigenrats der Bundesregierung, Bert Rürup, bezeichnete Unternehmen richtigerweise als "renditegesteuerte wirtschaftliche Einrichtung" (Bert Rürup, Fischer-Wirtschaftslexikon, Frankfurt 1995, 279). Bei der kapitalistischen Produktionsweise geht's also um die Rendite, um maximale Kapitalverwertung, nicht um Bedürfnisse der Menschen und nicht um Befreiung von der Arbeit. Die Herren suchen nun nach Lösungen, wie sie das Heer der für die Kapitalverwertung Überflüssigen soweit befrieden können, dass sie nicht auf den verwerflichen Gedanken kommen, die kapitalistische PRODUKTIONSWEISE als solche könnte faul sein.
Die Herren sehen ferner, dass sie immer größere Schwierigkeiten haben, ihre immensen angehäuften Kapitalien mit maximalen Renditen zu verwerten. Auch hier suchen sie Lösungen: Lohndumping, Herabsetzung bzw. Beseitigung der sog. "Lohnnebenkosten", Arbeitsverdichtung und Arbeitszeitverlängerung, Befreiung von der paritätischen Finanzierung der Sozialausgaben, Steuersenkungen für Reichtumseinkommen und Unternehmensgewinne. Sie bewegen sich dabei in einem fehlerhaften Kreislauf: je mehr sie "den Faktor Arbeit" verbilligen, je mehr Arbeitskräfte sie freisetzen, und damit die Masseneinkommen drücken, desto weniger können sie die Fülle der Waren absetzen und Gewinne realisieren.

Was liegt da näher, als beide Probleme miteinander zu verbinden. Götz Werner bringt das in seinem Modell auf den Punkt:
Das von ihm propagierte Grundeinkommen wird bei den lohnabhängig Beschäftigten mit den Lohneinkommen verrechnet und wirkt hier nicht anders als gigantische Lohnsubvention an die Unternehmer (Kombilohn auf die Spitze getrieben). Nachzulesen auf seiner WebSite "Unternimm die Zukunft" (http://www.unternimm-die-zukunft.de) Begründet wird das u.a. damit, dass "Arbeit in Deutschland unbezahlbar" geworden sei (Götz Werner bei einer Podiumsveranstaltung an der Uni Dortmund am 10.02.06.). Thomas Straubhaar antwortet auf die Journalisten-Frage „Also eine staatliche Grundsicherung für alle, nicht nur für Rentner?“: „Ja, sie darf an keine Bedingung geknüpft sein. Alle 80 Millionen Bundesbürger sollen sie bekommen. Kombilohn-Modelle" [weil sie jetzt „Bedingungsloses Grundeinkommen“ heißen;StS] "oder Mindestlöhne werden dann obsolet. Wir müssen dann aber auch akzeptieren, dass es extrem niedrige Löhne geben kann.“ (Prof. Straubhaar in Berliner Zeitung vom 17.3.2006)
Nach dem Götz-Werner-Modell werden die Kapitalgewinne und Einkommen von allen Steuern und Abgaben entlastet, das Grundeinkommen und alle anderen staatlichen Leistungen werden über die Mehrwertsteuer, also eine Konsumsteuer, finanziert, die unterschiedslos Reiche und Arme aufzubringen haben, die letztere aber bekanntlich in besonderer Weise belastet. Thomas Straubhaar vom HWWI favorisiert demgegenüber eine Flattax von 25% auf alle Einkommen gleichermaßen (Kirchhoff und Merz lassen grüßen) in Kombination mit einer Mehrwertsteuererhöhung. Sozialabgaben entfallen und damit auch deren paritätische Finanzierung durch die Unternehmen (Lohnnebenkosten).
Als "Einstieg" in das Grundeinkommen empfehlen Götz Werner und Straubhaar eine Transferleistung, die beim derzeitigen Alg-II/Sozialhilferegelsatz liegt oder nur knapp darüber (Götz Werner: 400 Euro). Milton Friedmann setzt noch deutlich darunter an. Im Modell sollen diese Sätze dann auf bis zu max. 1000 Euro (Straubhaar) oder 1500 Euro (G.Werner) je nach wirtschaftlicher Entwicklung gesteigert werden können. Die 1500 Euro des
Götz Werner machen zunächst einen großzügigen Eindruck, der sich aber schnell verflüchtigt, wenn bedacht wird, dass sich erstens die Lebenshaltung aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung auf bis zu 50% enorm verteuern würde und zweitens, dass diese Großzügigkeit v.a. auf Kosten der Lohnabhängigen geht, die die Transferleistungen erstmal zu erarbeiten haben. Auch verschweigen unsere GrundeinkommensprotagonistInnen, wer denn diese Steigerungen durchsetzen würde / durchsetzen könnte / durchsetzen müsste (vielleicht die Arbeitgeberverbände?).
Die VertreterInnen eines bedingungslosen Grundeinkommens versprechen in ihren Modellen eine "Befreiung vom Arbeitszwang". Die kapitalistische Produktionsweise aber braucht diesen Arbeitszwang wie die Atemluft. Kapital wird verwertet dadurch, dass sich die KapitalbesitzerInnen im Produktionsprozess unbezahlte Arbeit privat aneignen; den (größeren) Teil des Arbeitstages nämlich, der über die Arbeitszeit hinausgeht. die zur Wiederherstellung der Ware Arbeitskraft auf dem jeweiligen soziokulturellen Bedürfnisniveau einer Gesellschaft notwendig ist, die also dem Arbeitslohn entspricht. In der Logik des bedingungslosen Grundeinkommens selbst muss deshalb die Transferleistung so niedrig sein, dass sich die erforderliche Anzahl mehrwertproduzierender LohnarbeiterInnen, die zur Kapitalverwertung notwendig ist, noch "freiwillig" einfindet. Straubhaar: "Es muss schließlich Geld verdient werden, bevor man umverteilen kann." Man kann den Arbeitszwang nicht in Frage stellen, ohne die kapitalistische Produktionsweise anzugreifen. Diese Produktionsweise aber nicht mal im Ansatz in Frage zu stellen und gleichzeitig die Befreiung vom Arbeitszwang an den Horizont zu malen, ist Traumtänzerei. Traumtänzerei, die Götz Werner & Co dazu dient, abzulenken von den WURZELN von Massenerwerbslosigkeit, Lohndrückerei, Verarmung, Ausgrenzung und Entwürdigung.
Das propagierte bedingungslose Grundeinkommen ist eine staatliche Zuweisung von Geld. Mit Geld sollen die Übel geheilt werden, die Götz Werner mit Recht den Hartz-IV-Gesetzen ankreidet (nur dass Hartz-IV nicht die Ursache, sondern lediglich ein weiterer Ausdruck dieser Übel ist). Geld soll "ein Leben in Würde und frei von Existenzängsten" ermöglichen, "Freiheitsrechte" und "Kreativität" wiederherstellen.
Danach scheinen Würde und Freiheit der Menschen vom Besitz von Geld abhängig zu sein, also einem Anspruch auf Waren, die mit diesem Geld erworben werden können. Geld ist unter unseren Bedingungen sicher eine notwendige Voraussetzung zur Befriedigung diverser Bedürfnisse. Die dazu benötigten Waren müssen allerdings vorher erstmal produziert worden sein: in kapitalistischer Produktionsweise, die nicht in Frage gestellt wird. Im Geld als allgemeinster Ware ist aber eben diese Produktionsweise verkörpert, die als wesentlichen Zweck die Kapitalverwertung hat und deren gesetzmäßige Folgen nun mit Geld geheilt werden sollen. Mit Geld lässt sich aber weder die notwendig krisenhafte Entwicklung des Kapitalismus aufheben, nicht sein ggf. kriegerischer Expansionsdrang, nicht die kapitalistische Konkurrenz, noch die Ausbeutung der Lohnarbeit durch die Herren der Produktionsmittel, noch die Tatsache, dass nicht die lohnabhängigen Produzenten bestimmen, was wie für welche individuellen und gesellschaftlichen Bedürfnisse produziert wird, dass sie Objekte der Produktionsverhältnisse und nicht Herr ihrer Geschicke sind.
Götz Werner und Co geht es darum, eben diese Produktionsverhältnisse auszublenden und der Kritik zu entziehen, die Bedingungen für die Kapitalverwertung aufrechtzuerhalten und zu verbessern, Lohn- und Lohnnebenkosten weiter zu drücken, Unternehmer und Reiche noch weitgehender von Steuern und Sozialabgaben zu entlasten. Das ist so "ungewöhnlich" nicht für Kapitalisten. Ungewöhnlich ist, dass Linke darauf hereinfallen.

P.S.: Voraussichtlich Mitte Mai wird eine Broschüre von Rainer Roth "Zur Kritik des bedingungslosen Grundeinkommens" herauskommen, die ausführlicher auf die Problematik eingeht als das hier in der gebotenen Kürze möglich ist. In einigen Textpassagen stützte ich mich auf das mir vorliegende Manuskript.
von Sturmi Siebers

(Quelle: http://zope1.free.de/sofodo/themen/erwerbslosigkeit/dm-chef-haelt-hartz-iv-fuer-menschenquaelerei)

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Ein Alleingang Deutschlands scheidet wegen der offenen Grenzen zur EU aus. Entweder ist ganz Europa dabei oder in die Toilette mit der Vision.

Gast

All

Artikel 1 des Grundgesetzes

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

So wie viele Menschen in Deutschland leben müssen, und nicht weil Sie faul sind, ist Menschenunwürdig.

Keine Arbeit, Kein Geld, Kein Geld keine Würde. So einfach ist das.

Wie sagte schon damals Bolko Hoffmann der Herausgeber des Effektenspiegels.
Der Grössenwahn eines Helmut Kohl bringt uns noch allen an den Bettelstab.

Die Prognose ist schneller eingetroffen als erwartet.

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#1]

Irgendwie habe ich mal versehentlich gelernt, dass jeder Euro, der ausgegeben werden will VORHER verdient werden muss.

Wenn den Regierungen in Deutschland seit Jahrzehneten nichts besseres einfällt, als ständig die Abgabenlast zu erhöhen, wird der letzte Arbeitswillige die Arbeit hinschmeißen und das garantierte Grundeinkommen von 1.500 € kassieren.
Meine als Arzt selbst eingezahlte Rente beträgt wesentlich weniger als 1.500 €, möchte ich bei dieser Gelegenheit mal anmerken.
Wenn ich die 1.500 € bereits jetzt ohne weitere Arbeit bekommen kann, gerne.
Dann her damit, ich bin gerne Freizeitvorrentner und gehe meinen Hobbys nach und Depressionen bekomme ich vom Nichtstun auch nicht.

Wenn hier ach so kluge Kommunisten meinen, sie könnten ein Grundeinkommen für alle bezahlen, dann sollen sie zuerst erklären, wer das Geld erarbeiten soll.
Ich jedenfalls nicht mehr. Leute die richtig Geld haben, wie Schumacher und Becker sind schon lange aus Deutschland weg. Es werden damit immer weniger "Reiche".
Da ist das wirklich eine "überzeugende" Idee, ein Grundeinkommen einzuführen.
Ich schlage vor, wer solche absurden Ideen in die Welt setzt, der soll sie auch bezahlen.
Schon bricht das große Schweigen aus.

Und es ist auch ein Irrtum zu glauben, dass Maschinen in Zukunft einen Mehrwert schaffen, der an alle verteilt werden könnte und niemand muss mehr arbeiten.
Dazu gibt es zu viele Arbeiten, die ohne Mschinen nicht zu verrichten sind, wie z. B. die des Arztes, aber wer dafür einen Computer als Diagnostiker und Therapeut haben will, - gerne.

Und schließlich sind die Maschinen immer noch programmierte Befehlsausführer, die nicht in der Lage sind ohne den Menschen einen Mehrwert zu schaffen.
Das führt zwar dazu, das der Maschinenführer einen größeren Wert schafft, als ohne Maschine. Überflüssig wird er deshalb trotzdem nicht.
Aber der Markt regelt letztlich alle Probleme, wenn man ihm die Möglichkeit dazu läßt.
Wenn Arbeit nicht mehr gefragt ist, wird sie billiger zu haben sein.
Aber niemand ist bereit für wenig Geld zu arbeiten.
Niemand ist bereit sich einzuschränken.
Alle wollen so leben wie ein Herr Ackermann. Ich auch.
Nur sein Geld bekomme ich nicht, also verlange ich jetzt ein Einkommen wie Herr Ackermann.

Das was hier abläuft ist die Diskussion einer Wirtschaftskrise.
Niemand will sie wahrhaben, aber wir sind mitten drin.
Damit es nicht nach Wirstschaftskrise klingt, wird auf einmal Kommunismus und Umverteilung aus der Schublade geholt.
Damit wird die Wirtschaftskrise nur noch schlimmer.

Die Krise läßt sich nicht mit Tricks aus der Welt schaffen. Wenn hier jahrlang Erwartungen an Wohlstand und Einkommen aufgebaut wurden, die nicht mehr zu halten sind, muss abgespeckt werden.
Das sollte weitgehend dem Markt überlassen werden, sonst haben wir bald wieder kommunstische Planwirtschaft. Weit davon entfernt sind wir nicht mehr.

Der größte Fehler der Regierung besteht darin die noch Arbeitenden soweit zu belasten, bis sich die Arbeit für sie auch nicht mehr lohnt.
Dann gibt es bald nur noch Menschen, die an den Staat die Erwartung haben, dass sie eine Grundsicherung in Höhe von 1.500 € bekommen. Nur bezahlen wird sie niemand. Alles Andere ist angeblich Gefängnis mit Ausgang.

Die ganzen Theorien sind so alt wie Karl Marx.
Gebracht haben sie bisher nur den Untergang der Staaten jenseits des Eisernen Vorhangs.
Nun folgt die Bundesrepublik ausgerechnet diesem Vorbild.

renard
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Also, ein bißchen mehr mitdenken könnte man von solch einem Forum, das - mit Recht oft - viel auf sich hält, schon erwarten. Diese Diskussion ist wirklich eine ganz, ganz schwache Kür. Punkt!

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ fluggerät [#5]

Du musst aber auch berücksichtigen, dass das heute bekannte System des Geldes und der Notenbanken recht jung ist. Es ist noch lange nicht perfekt. In seinem heutigen Zustand produziert es vor allem Konzentration.

Früher hat Geld nicht die Rolle gespielt, die es heute spielt - als es noch solziale Strukturen, Familien und Sippen gab, die zumindestens schwierige Zeiten für Menschen abfedern konnten.

Diese Strukturen sind völlig zerschlagen worden - um Menschen Arbeits- und Konsum-tauglicher zu machen.

Wir haben eine Single bis 2-Personen-Haushalts-Gesellschaft in Deutschland geschaffen, die sofort kippt und in schwere Krisen gerät, wenn es an einer Stelle schwierig wird oder einer ausfällt.

Warum bekommen die Menschen keine Kinder mehr? Weil sie den sozialen Abstieg fürchten.

Warum gibt es teure Pflegeversicherungen? Weil es keine Großfamilien mehr gibt.

Warum gibt es teure Arbeitslosenversicherungen? Weil es keine Familienstrukturen mehr gibt, die Mitglieder auch mal über eine Durststrecke bringen können.

Warum gibt es teure Rentenversicherungen? Weil man alte Leute ab einen bestimmten Punkt auf das Abstellgleis stellt - obwohl sie sehr wohl noch wertvolle Beiträge allein schon aus ihrem Erfahrungsschatz beitragen könnten.

Heute muss Geld als Ersatz für soziale Strukturen herhalten. Die Sicherheit, die man früher in einem solzialen Umfeld hatte, muss man sich heute erkaufen.

Deutschland als industrieller Vorreiter ist nur eben auch der Vorreiter in der Abendämmerung des industriellen Zeitalters. Weil die Deutschen schon immer alles besonders gründlich gemacht haben, sitzen sie eben jetzt auch gründlich im Mist.

Es geht ja nicht um eine Hobby- und Freizeit-Gesellschaft. Das halte ich für ein Gerücht. Ich kenne genügend sehr reiche Leute - keiner von denen liegt auf der faulen Haut. Das hält niemand durch.

Der Mensch ist kein passives Wesen - diese Vorurteil ist ein Produkt einer industriellen Gesellschaft, die Menschen und ihre sozialen Struturen demontiert und ihrer persönliche Entscheidungsfreiheit, was für sie förderlich und richtig ist, berraubt hat.

Und die schweren Fälle totaler Verweigerung, die es halt immer gibt und die dann immer als Beispiel für die Grundschlechtigkeit und Faulheit der Menschen herangezogen werden - würden ebenfalls erheblich biller für die Gemeinschaft werden. Weil teure - aber nutzlose - Bürokratie, Betreuung, Maßnahmen usw. ganz einfach wegfallen würden.

Ich wette, dass die monatliche Betreuung für die schweren Fälle inkl. Kosten für Bürokratie, Programme, Kontrollen, Verwaltung, Verfahren, Stütze usw. weit über 2000 Euro pro Monat liegt. Bei einem Grundeinkommen ohne Bürokratie, Maßnahmen und Kontrolle von sagen wir mal 800 Euro wäre das eine echte Ersparnis. Dann sollen sie sich halt ins Koma saufen oder vor der Playstation völlig verwahrlosen. Wen stört´s?

Allein der Abbau von Bürokratie wäre so befreiend, kostensparend und förderlich - allein dafür lohnt sich schon der Gedanke.

Man bräuchte nur noch seine Kontonummer abgeben, seine Geburtsurkunde - und das wars: Kein Finanzamt, keine Bundesanstalt für Arbeit, keine Sozial-Ämter, keine Renten-Kassen, keine Abeitsbeschaffungsmaßnahmen usw.

Es würde mich nicht wundern, wenn Deutschland nicht sogar mit einem dicken Plus aus der Sache rauskommen würde.

Die Industrienationen haben sich über ihre Bürokratie jegliche Handlungsfreiheit und Selbstbestimmung genommen. Aber diese Bürokratie existiert doch nur, weil ineffiziente und zur Konzentration eigende Geldströme ständig kontrolliert und umgeleitet werden müssen. Warum diese Geldstöme also nicht mal breit nutzen als sie in einer absurden Bürokratie versanden zu lassen, die der Gemeinschaft überhaupt nicht mehr zu Gute kommt.

Ist das so falsch gedacht, das Geldsystem jetzt auch einfach mal zum Nutzen der Menschen zu gestalten, statt den Menschen dem Nutzen des Geldsystem zu unterwerfen? Es funktioniert ja anscheinend nicht. Von Effizienz ist das bestehende System weit entfernt. Man muss doch nur mal die Augen aufmachen und genau hinsehen... Es bröckelt doch an allen Ecken und Enden.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Deutschland hat 80 Mio Einwohner.

BIP pro Einwohner ist 35.000$.

Interessant wäre zu wissen, was die deutsche Bürokratie kostet. (Weiss das jemand?)

Ist da ein Grundeinkommen von 800 Euro ein so absurder Gedanke, um Bundesanstalt für Arbeit, BfA, Sozialamt, Finanzamt und Co. loszuwerden?

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#7]

"Es geht ja nicht um eine Hobby- und Freizeit-Gesellschaft. Das halte ich für ein Gerücht. Ich kenne genügend sehr reiche Leute - keiner von denen liegt auf der faulen Haut. Das hält niemand durch.

Allein der Abbau von Bürokratie wäre so befreiend, kostensparend und förderlich - allein dafür lohnt sich schon der Gedanke."

Jeder der Geld hat, mußte vorher dafür normalerweise viel arbeiten (von wenigen reichen Erben abgesehen).
Dann versteht es sich von selbst, dass er wenn er reich ist nicht auf der faulen Haut liegt, schon deshalb nicht, weil er Angst hat erneut ohne Geld dazustehen.
Das ist bei mir der einzige Grund,weshalb ich jahrlang den Job nicht hingeschmissen habe, den ich viele Jahre mühselig aufgebaut habe.
Wenn ich könnte, würde ich schwimmen gehn, Musik machen, mich von schönen Frauen verwöhnen lassen... usw. alles Dinge, von denen ich lediglich träumen konnte, weil ich arbeiten mußte um Geld zu verdienen und nicht einmal viel Geld verdient habe.

Wenn die Bürokratie abgebaut wird, sind die Steuerbürokraten auch abgebaut dann treibt niemand mehr Steuern ein.
Woher soll dann das Geld für das Grundeinkommen fließen?

Ich denke, die Diskusion ist völlig überflüssig, weil das Geld dafür ist in keinem Fall da, auch nicht wenn die Bürokraten abgeschafft werden, was aus Geldmangel sowieso geschehen muss.

Der Staat ist heute bereits pleite und das wird nicht besser.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Die Idee des Grundeinkommen ist doch eine Finanzierung über die Mehrwertsteuer, oder hab ich das falsch verstanden?

Bedeutet:

- Es gäbe ein revolutionär einfaches Steuersystem
- Das Finanzamt müsste nur noch die Unternehmen in Deutschland betreuen, statt 80 Millionen Einwohner mit tausenden Sonderregelungen
- 80% des Finanzamtes könnten sicherlich gestrichen werden
- Steuererklärungen für Privatleute würden wegfallen

- Dazu würde die Bundesanstalt für Arbeit wegfallen, Rentenversicherung, Sozialämter, Betreuungen, Pflegeversicherungen, Förderprogramme usw.

- Man hätte die geforderte Förderung von Familien mit einem Schlag umgesetzt
- Kindergeld könnte gestrichen werden incl. dafür anfallende Verwaltungskosten

- Ausbildungs- und Arbeitskosten würden erheblich günstiger werden

Wir müssten mal die Zahlen haben. Aber ich glaube nicht, dass die Idee so absurd ist, wie sie im ersten Moment klingen mag.

scorpion260
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#10]

Ist Dir klar wieviele Millionen Arbeitslose es mehr gäbe ohne diese ganzen Ämter??? S#mtliche Beamte wären auf einen Schlag arbeitslos.

Zur Finanzierung dieser bescheuertsten Idee aller Zeiten müßte die Mehrwertsteuer exorbitant steigen. Was mit D als Exportweltmeister passieren würde kannst Du Dir sicher selbst ausrechnen.

Kein Kindergeld, kein Erziehungsgeld, die Geburtenrate würde auf Null sinken.
Ich weiß wovon ich rede denn ich habe so gut wie 3 Kinder.

Über ARbeitslosenquoten müßten wir uns keinen Kopf mehr machen, denn die würde schneller steigen als die Mehrwertsteuer, denn ALLE Jobs mit einem Nettoverdienst unter 1500 € würden schlagartig wegfallen! Keine Sau geht mehr arbeiten wenn er den gleichen Nettoverdienst lebenslang fürs Nixtun erhält, wacht mal bitteschön auf.
Ich bin ein Kapitalistenschwein, und ein Workaholic dazu, aber würde ich nur netto 1500 haben, und man würde mir anbieten, dies OHNE ARBEIT , und OHNE BEDINGUNGEN zu bekommen, würde ich sofort aufhören zu arbeiten.
Denkt bitte mal nach, und studiert etwas VWL, c'mon!

Gruß

Scorpion

StillhalterTrader
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#10]
Ein einfaches Steuerrecht, welches nur die Umsatzsteuer als Finanzierungsquelle
für den Fiskus kennt, wäre total ungerecht, da die Leute, die ein relativ geringes Einkommen haben , mit Umsatzsteuern gegenüber von Großverdienern relativ mehr belastet werden.
Wie scorpion oben richtig darstellt, würde niemand mehr in Deutschland bereit sein , Arbeiten anzunehmen,
die nur mit 1500 Euro und darunter bezahlt werden. Die Menschen handeln rational und fragen immer, was es bringt, wenn man eine bestimmte Arbeit annimmt. Man müßte dann aus dem Ausland diese Arbeitskräfte anheuern. Es würden zusätzliche Probleme entstehen.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ scorpion260 [#11]

Ob es eine Luxus-Rate von 1.500 Euro sein müsste, bezweifle ich auch einfach mal.

Aber eine Grundversorgung von 800 Euro pro Kopf? Wer mehr vom Leben erwartet als sein Essen und eine Wohung zu haben, muss dann sehr wohl nach anderen Möglichkeiten suchen.

Mit deinen 3 Kindern hättest du dann in deiner Familie incl. Ehefrau eine Grundversorgung von 4.000 Euro - da macht Kinder bekommen und aufziehen doch wieder Sinn statt Angst.

Und ob man die Mehrwertsteuer wirklich so eklatant erhöhen müsste? Immerhin spart man sich einen gigantischen Staatsapperat ein.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Noch mal, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen:

Ich denke nicht an einen Hollywood-Freizeit-Staat.

Sondern statt einer absolut schädlichen Bürokratie-Krake ein einfaches System der Grundversorgung zu installieren.

EIN System - statt 50 Ämter mit 50.000 Sonderreglungen, die in Deutschland fast 50% des Gehaltes der arbeitenden Bevölkerung verschlingen - ohne Gegenleistung.

Ist das wirklich so kurz gedacht?

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#14]

Ich schlage vor, dass alle mit kommunistischen Ideen nach Kuba fahren und bei Kastro arbeiten.

Dann ist nichts mit 1500 € trotz Arbeit.

Da gibt es ohne Arbeit Gefängnis mit Zwangsarbeit zur Arbeitserziehung und mit Arbeit wenige Euro, so wenige, dass hier einige Schreikrämpfe bekommen würden.

Das ist die REALITÄT des Kommunismus.
Die möchten hier einige anscheinend nicht wahrhaben.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ fluggerät [#15]

Was hat das Thema mit Kommunismus und Kuba zu tun?

Es geht um den Abbau von Bürokratie, Steuerlast und die Pflicht zur Selbstverantwortung.

In einem solchen System werden sämtliche Ämter und Leistungen abgeschafft, die Einsparungen des Staatssystems durch Wegfall der Bürokratie gegengerechnet und über ein vereinfachtes Steuersystem organisiert.

In Deutschland kostet das System sowieso schon fast 50% des Gehalts - ohne Gegenleistung.

Satt dieses absurde System weiter zu finanzieren, müsste man kalkulieren, was machbar und sinnvoll anhand der Einsparungen und des Steuersystems wäre.

Sagen wir mal 600 Euro Existenz-Minimum pro Kopf - statt dieser plakativen 1.500 an der sich alles verbeisst und was sicherlich Unsinn ist.

Dafür:

- Kein Arbeitsamt, keine Arbeitslosenversicherung - wer arbeitslos wird, muss sich mit dem Geld selbst versorgen oder vorsorgen;

- Keine Rentenversicherung - wer ausreichend Rente will, muss das Geld eben sparen und anlegen

- Kinder und Familien wären wieder bezahlbar; komlizierte direkte und indirekte Förderungen und Kindergeld fallen weg

- Keine Sozialämter; keine teuren Betreuungen;

- Keine Krankenkassen - entweder man bezahlt seine Medikamente & Arztbesuche selbst oder kauft sich Zusatzversicherungen

- Kein Bafög & Co.

- Ein absolut einfaches Steuersystem

- Kosten für Arbeit in Deutschland würde rapide sinken

- Selbständigkeit und Kleingewerbe wären keine Unmöglichkeit mehr

- Ausbildung in Beruf und Arbeit könnte extrem günstig angeboten werden, da die Lehrlinge bereits über ein Einkommen verfügen

Man hätte mit einem Schlag Bürokratie, Steuerlast und Wohlfahrtsstaat abgeschafft.

Ist das wirklich so unvernünftig?

autokor
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Im Prinzip sind mit den 1500 sowieso das Existenzminimum gemeint, da die Steuer über eine vervielfachte Mehrwertsteuer eingetrieben werden müsste. Aber ich finde die Idee nicht schlecht. Etwas problematisch ist vielleicht, dass es keinen Rechtfertigungszwang/Schamgefühl mehr gibt für die, die nicht arbeiten. Und ebenfalls problematisch ist, dass die Schere zwischen reich und mittelständig weiter auseinanderklaffen würde, da bei Megaeinkommen der Konsum prozentual natürlich stark abnimmt.

Grüsse

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#16]

Von all dem war in der Sendung überhaupt nicht die Rede. Das ist das genaue Gegenteil von dem was die Herren dort wollten, aber alles, wofür ich schon lange stehe.

@ autokor [#17]

"Etwas problematisch ist vielleicht, dass es keinen Rechtfertigungszwang/Schamgefühl mehr gibt für die, die nicht arbeiten."

Das Schamgefühl fehlt noch mehr bei denjenigen, die den Sozialstaat betrügen, indem sie in Deutschland Sozialknete beziehen und in Mallorca die Reiche Immobilienmaklerin mit mehren eigenen Häusern machen, wie so ein Fall gerade durch die Presse ging.

Die abkassiert werden, versuchen ihre Last zu vermindern. Solange das auf legalem Wege passiert ist auch nicht einzusehen, wieso da ein Schamgefühl existieren sollte.

autokor
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Es geht dabei um die Grundversorgung, nicht um Komfort. Das Grundgehalt würde reichen zum (schlechten) Essen/Wohnen. Irgendwo taucht ein Argument auf wg Exporten. Für ausgeführte Waren gilt, dass die Mehrwertsteuer nicht entrichtet wird. Nachdem Arbeit durch fehlende Steuern billiger wird würden die Exportpreise niedriger werden.

tomxy
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ scorpion260 [#11]

"Ist Dir klar wieviele Millionen Arbeitslose es mehr gäbe ohne diese ganzen Ämter??? S#mtliche Beamte wären auf einen Schlag arbeitslos.

Zur Finanzierung dieser bescheuertsten Idee aller Zeiten müßte die Mehrwertsteuer exorbitant steigen. Was mit D als Exportweltmeister passieren würde kannst Du Dir sicher selbst ausrechnen.

Kein Kindergeld, kein Erziehungsgeld, die Geburtenrate würde auf Null sinken.
Ich weiß wovon ich rede denn ich habe so gut wie 3 Kinder.

Über ARbeitslosenquoten müßten wir uns keinen Kopf mehr machen, denn die würde schneller steigen als die Mehrwertsteuer, denn ALLE Jobs mit einem Nettoverdienst unter 1500 € würden schlagartig wegfallen! Keine Sau geht mehr arbeiten wenn er den gleichen Nettoverdienst lebenslang fürs Nixtun erhält, wacht mal bitteschön auf.
Ich bin ein Kapitalistenschwein, und ein Workaholic dazu, aber würde ich nur netto 1500 haben, und man würde mir anbieten, dies OHNE ARBEIT , und OHNE BEDINGUNGEN zu bekommen, würde ich sofort aufhören zu arbeiten.
Denkt bitte mal nach, und studiert etwas VWL, c'mon!"

@Scorpion
Das hast du falsch verstanden. Jemand der 1.500 Euro bekommt kann nach diesem Modell dazuverdienen und das Zusatzeinkommen behalten. Es wird eben nicht auf die staatlichen Bezüge angerechnet wie nach dem heutigen Modell. Jeder zusätzlich verdiente Euro kommt dem Einkommensbezieher zugute, da die Einkommen auch nicht mehr besteuert werden. Es gibt somit auch keine Schwarzarbeit mehr, da alle Jobs einkommensteuerfrei sind.

Über steigende Arbeitslosenzahlen durch Wegfall der Verwaltungsjobs braucht man sich auch keine Gedanken zu machen, denn all diese Jobs schaffen keinerlei Mehrwert! Was weder für den einzelnen (Freizeitbeschäftigung) noch für die Gesellschaft (Güter und Dienstleistungen) einen Nutzen bringt ist im Grunde überflüssig.

Mehrwertsteuer fällt meines Wissens nur für in Deutschland verkaufte Waren an. Man kann ja schlecht Mitbürgern anderer Staaten deutsche Steuern in Rechnung stellen. Der (ausländische) Bezieher der Leistung zahlt in seinem Land die Mehrwertsteuer auf den Import und die kommt dann auch diesem Land zugute und nicht dem Exporteur. Insofern verteuern sich Exporte nicht durch Mehrwertsteuererhöhungen.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Konkrete Zahlen:

Kosten für Arbeitslosen- und Sozialhilfe 2005: 44,40 Mrd. Euro.

Kosten für eine Grundversorgung von 600 Euro für alle Bürger: 48 Mrd. Euro.

Und? Wirklich so eine absurde Idee? Man bräuchte nicht mal den Weg über die Mehrwertsteuer gehen.

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#21]

80 Mill Bürger mal 600 € sind bei mir 48 Billionen €.

Dann arbeitet nämlich niemand mehr.

Wenn du die auftreiben kannst, dann bitte.

zuckerschlecken
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ fluggerät [#22]

Leider hat sich ein Rechenfehler mit der Dimension 1000 eingeschlichen. Es sind "nur" 48 Milliarden/Monat, die an die Bundesbürger ausgezahlt werden müßten. Pro Jahr sind es dann 5,76 Billionen Euro, die durch Mehrwehrtssteuer erwirtschaftet werden müssen. Bei diesen Zahlen kommen die Beamten billiger.

autokor
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ fluggerät [#22]

Jetzt wird mir auch klar wie Du auf Deine Kursziele kommst :-)

zuckerschlecken
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#21]

Kosten für Arbeitslosen- und Sozialhilfe 2005: 44,40 Mrd. Euro.: Ansatz für das ganze Jahr

Kosten für eine Grundversorgung von 600 Euro für alle Bürger: 48 Mrd. Euro.: Ansatz pro Monat

autokor
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ zuckerschlecken [#23]

48 MRD im Monat sind 576 MRD nicht 5,76 Billionen

zuckerschlecken
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ autokor [#26]

verflixte Axt, hier kann niemand richtig rechnen. Pisa läßt grüßen:-)

Driehaus
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Was passiert denn mit den Preisen, wenn jeder plötzlich mindestens 1500 Euro bekommt?

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Wieso verbeisst sich jeder in die 1.500 Euro?

Es geht hier darum ein sinnvolles Existenzminimum zu kalkulieren und dann zu prüfen, ob man das durch Abschaffung des bürokratischen Systems in Deutschland sinnvoll zu finanzieren ist.

60% des Einkommens durch Arbeit fliessen doch heute sowieso in Steuern, fragwürdige Rentenkassen, Krankenkassen, Arbeitslosenversicherungen, indirekte Steuern usw.

Bei einem Pro-Kopfeinkommen von ca. 1.339 Euro sind wir doch ganz fix bei 600 Euro, die sowieso im Staatssystem verschwinden.

Warum lässt man den Menschen quasi nicht den vollen Lohn, sorgt aber durch eine unbürokratische Umverteilung der indirekten Steuern dafür, dass das Existenz-Minimum an alle gleich verteilt ist - unter Abschaffung von Krankenkassen, Rentenkassen, Arbeitsämter, Sozialämter usw.?

Das muss man doch vernünftig kalkulieren können - bis auf die Tatsache, dass niemand hier wirklich rechnen kann (-:

autokor
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Ich finde das ganze recht vernünftig.
Aus Umverteilungsgründen müsste man die Mehrwertsteuer staffeln.

Umsetzbar wäre es leider nicht. Man müsste die Grenzen wieder hochziehen um den äusserst attraktiv werdenden Schmuggel zu unterbinden. Dann hätte man wenigstens eine Beschäftigung für die Beamten als Grenzwärter.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ autokor [#30]

Die Umsetzbarkeit ist sicherlich die grösste Hürde - vielleicht nicht einmal die Undenkbarkeit.

Man würde vom Staat und seinen Heerscharen an Angstellten und Beamten die Einführung und Umsetzung eines Systems fordern, dass sie überflüssig macht und nach Hause schickt.

Spätestens da - und da stimme ich voll und ganz zu - beginnt die Utopie.

Bluetaipan5
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#29]

Nehem wir mal an das Grundeinkommen würde 600.-€ betragen. So und jetzt bezahlen Sie mal davon die Krankenversicherung. Und dann die Rentenversicherung. Und zwar die vollen Anteile und nicht nur wie aktuell den Arbeitnehmeranteil. Wohnen wollen Sie ja auch. Das kostet bekanntlich Miete. Was bleiben Ihnen von den 600.-€ noch übrig?
Mit dem Restgeld (falls noch ein paar Cent übrig sind) gehen Sie dann fröhlich Einkaufen. In den Geschäften bezahlen Sie 50% Mehrwertsteuer, denn das Ganze muss ja gegenfinanziert werden. Ihnen bleibt unterm Strich ein dickes Minus.
Jeder HartzIV-Empfänger hat heute mehr Geld zur Verfügung als mit dieser Idee!

Warum sollten die Menschen das wollen?

Das ganze ist eine Milchmädchenrechnung. Wenn jemand einen Vorteil davon hat, dann sind es die Unternehmen (DM-Chef Werner bringt diese Idee sicher nicht uneigennützig vor). Die Arbeitskosten würden erheblich verbilligt. Deutsche Unternehmen würden global noch wettbewerbsfähiger. Das würde sicherlich auch Arbeitsplätze schaffen. Aber um welchen Preis?

Ich sage hierzu nur: Nein danke!

Gruß

Bluetaipan

fluggerät
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

576 Mrd. pro Jahr, drei Nullen zu viel.

Trotzdem nicht zu bezahlen, wer soll für das Geld arbeiten?

Die Frage Verteilung der Arbeit lasse ich gerne zu Gunsten anderer ausgehen, wenn ich dafür ein gutes Auskommen habe.

Ob das mit 600 € meinen Vorstellungen entspricht möchte ich bezweifeln.
Das ist ein Minitrade, wenn ich lange Weile haben sollte.

jogi100
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

aus Trader's Daily des Investor Verlags:

Bedingungsloses Grundeinkommen?
von Michael Vaupel

Stichwort „bedingungsloses Grundeinkommen“. Ja, da war doch was…der Chef der Drogeriekette DM wirbt dafür, und auch der thüringische Ministerpräsident.

Eben habe ich mich etwas näher mit der Thematik befasst, und dazu einen Beitrag des Volkswirtes Wolfgang Strengmann-Kuhn gelesen. Der hat dieses Modell einmal durchgerechnet, und tritt ebenfalls dafür ein.

Um was geht es dabei?

Jede(r) Deutsche(r) erhält demnach jeden Monat ein Grundeinkommen von z.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.investor-verlag.de)

zentrader
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

...dann schau mer mal, wer noch alles beginnt nachzurechnen...

Unsere politischen Entscheidungsträger haben da ja ab und an so ihre Schwierigkeiten - siehe u.a. Brutto, Netto-Bonmots der Kanzlerin... :-)

M.E. ist die Regelung eines solchen Grundeinkommens eine der wichtigsten anzustrebenden politischen und wirtschaftlichen Änderungen für Deutschland (und Europa).

Wer Interesse hat, sich in diese Themen einzulesen findet hier einen guten Einstieg: http://www.unternimm-die-zukunft.de/

ciao,
zentrader

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

"Dafür werden aber ersatzlos alle staatlichen Sozialleistungen gestrichen...keine Sozialhilfe mehr, kein Bafög, kein Wohngeld. Dafür gibt es ja 800 Euro pauschal je Nase."

Das ist die Zukunft!! Abseits aller Vorurteile und aller Faulenzer-Polemik: Die ersatzlose Streichung aller Sozialleistung in Gegenzug für ein unkompliziertes Mindesteinkommen zur Sicherung des Grundbedarfs ist ein wegweisendes Modell für die Zukunft. (Es geht um Grundbedarf - nicht Luxusleben!)

Bürokratie, Steuerchaos, Hürden zur Selbständigkeit und freiberuflicher Arbeit, Bremsklötze für Mittelstand, Mütter mit ständigen Existenzängsten, Jugendkriminalität durch Zukunftslosigkeit, Einstellungsängste bei Unternehmen wegen zu hoher Sozialkosten und Bürokratie - all das würde wegfallen.

Ein Mindesteinkommen bedeutet nämlich echte Selbstbestimmung und Verantwortung - statt staatlich verordneter Hilflosigkeit.

he96
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

...und was machen wir dann mit den 5 Millionen arbeitslosen BEAMTEN ? :-))

gruss hans

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

he96...

Was ist dir lieber: Behäbige Beamte beim Nichtstun für 3.000 Euro im Monat. Oder behäbige Beamte beim Nichtstun für 800 Euro im Monat?

zeno
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#38]

Ich fürchte, he96 hat recht. Es wird den Bürokraten immer was einfallen, warum so eine "einfache" Lösung nicht geht.

Im letzten Wahlkampf hat der "Professor aus Heidelberg" ja ähnliche Vorschläge gemacht. Aber rationale Argumente spielen leider in der Politik keine (oder nur eine untergeordnete) Rolle. Wahrscheinlich resignieren deshalb auch viele und wenden sich von der Politik ab.

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Vor dem 21. Januar 1793 war es auch undenkbar, dass ein Volk einen König köpfen könnte. Bis Ludwig der XVI feststellen musste, dass das sehr wohl geht.

Es ist alles eine Frage der Zeit.

he96
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#40]

Gute Idee - aber wäre es nicht etwas zu grausam die 5 Millionen arbeitslosen Beamten zu köpfen ? Sind doch auch Menschen - oder ?

gruss hans

schnueffelnase
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ he96 [#41]

Das ist politisch nun wirklich nicht durchsetzbar, nicht zuletzt weil das Gundgesetz die Todesstrafe verbietet. Ich mache mal - im Gegensatz zu dir - noch ein ;-) dahinter.
Die Beamten sind tatsächlich das größte Hindernis, weil sie sowohl an ihren Bezügen als auch an ihren Tätigkeiten festhalten werden. Oder kann sich jemand vorstellen, dass ein Bafög-Sachbearbeiter freiwillig Hauptschüler betreut?

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ schnueffelnase [#42] & he96

Natürlich, ein altes System muss erst seinen bankrott erklären, bevor Raum für solche Veränderungen ist. Dazu müssen aber Unzufriedenheit und Leidensdruck so groß geworden sein, dass es zu einem kritischen Auslöser kommt. Da Deutschland aber immer noch in einer relativen Komfortzone lebt, ist vorerst nicht damit zu rechnen. Aber: Das Modell ist wegweisend in der Behandlung der gesellschaftlichen Krebserkrankung, die wir Bürokratie nennen.

Thaddeus
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@all

Ich frage mich die ganze Zeit bei der Diskussion, wo denn der große Unterschied zum aktuellen System mit der Sozialhilfe (Hartz IV) liegt.
Die einzigen Unterschiede, die ich erkennen kann, sind:

a) Die Höhe des "Grundeinkommens" (1500,- bei Werner / 800,- wie hier in der Diskussion). Hierbei muß man bedenken, daß Hartz IV auch inklusive Miete, Krankenversicherung, Regelleistung und einzelne Sonderhilfen bei ca. 800,- € liegt (abhängig natürlich von der Miethöhe). Also ist der Unterschied zum aktuellen Hartz IV-Niveau kaum gegeben (außer bei Werner).

b) Die "Pflicht" sich um eine Arbeit zu bemühen. Diese liegt allerdings sowieso nur bei arbeitsfähigen Leistungsempfängern vor. Also sind alleinerziehende Mütter, Kranke und Alte (Senioren) von dieser Pflicht eh befreit. Und von allen Arbeitsfähigen zumindest zu erwarten, daß sie sich um eine Erwerbstätigkeit bemühen, glaube ich erwarten zu können.

Und daß es selbst bei dem aktuellen Niveau zu Mißbrauch kommt, ist glaube ich unbestritten. Und je weiter die Zahlungen angehoben werden, desto mehr Leute werden der Versuchung nicht widerstehen können und ungeliebte Arbeiten sein lassen. Ich glaube kaum, daß ein z.B.: Kanalarbeiter weiterhin in die S.. stürzt, wenn er das gleiche oder annähernd gleiche Geld fürs Spazierengehen bekommen würde.
Ansonsten kann ich jedoch nur zustimmen, daß die Bürokratie abgebaut werden muß und die Vollkaskomentalität vieler Bürger verschwinden muß. Also ein Abbau von den ganzen staatlichen Zwangsversicherungen und Sonderregelungen (z.B. Pendlerpauschale, Bafög, Arbeitslosenversicherung, Kindergeld, Erziehungsgeld etc.) ist sicherlich zu Gunsten von einer breiteren Steuerbasis mit einfachen und niedrigeren Sätzen (und höheren Verbrauchssteuern) zu prüfen. Z.B. wäre ein kostenloser Kindergarten- bzw. Kinderkrippenplatz anstelle von Kindergeld auch im Hinblick auf frühkindliche Förderung und Integration von sprachlich benachteiligten Kinden sinnvoll.

Gruß
Thaddeus

schnueffelnase
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ Thaddeus [#44]

Der wesentliche Unterschied liegt in der Bürokratie.
Was die Höhe des Grundeinkommens angeht, ist mit Sicherheit noch nicht das letzte Wort gesprochen. Meines Wissens setzt z.B. Thomas Straubhaar vom HWWA (jau! auch ein Befürworter) die Höhe deutlich niedriger an als Werner.
Was keiner verleugnet, ist dass für unbeliebte Arbeiten die Löhne deutlich steigen werden. Das ist in meinen Augen aber auch ehrlicher, als die Verlierer der Gesellschaft nicht nur mit miesen Jobs, sondern auch mit miesen Löhnen abzuspeisen.

Gruß Schnüffelnase

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ Thaddeus [#44]

Der Unterschied liegt in:

1. Das Arbeitsamt ist überflüssig. Jeder muss selbst dafür sorgen, dass er Arbeit bekommt. Es gibt heute Internet - das ist effektiver als jeder Berufsberater.

2. Sämtliche Sozialhilfesysteme und anhängende Behörden werden überflüssig.

3. Teure Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Förderungen und Umschulungen fallen weg.

4. Das Steuersystem schrumpft extrem zusammen. Bedeutet: Große Teile des Finanzamtes, das die privaten Haushalte betreut, können abgeschafft werden;

5. Die Rentenkassen können abgeschafft werden

6. Es gibt dann nur noch eine Behörde, die einmal im Monat dafür sorgen muss, dass 800 Euro ausgezahlt werden müssen - ohne Auflagen, Regelwerkt, Bedinungen - basta. Das kann vereinfacht gesagt ein Rechenzentrum plus eine Handvoll Informatiker erledigen.

7. Alle gesetzlichen Krankenkassen können abgeschafft werden. Dann gibts keine Diskussionen mehr um Gesundheitsreform und 500 Seiten Gesetzestext. Ich muss selbst entscheiden: Private Krankenversicherung, Teilversicherungen oder volles Risiko ohne Wenn und Aber.

8. Keine Förderungen mehr von Existenzgründungen. Mit den 800 Euro muss der Selbständige dann eben zusehen, dass es läuft und nach und nach mehr Geld in seine Kasse kommt.

9. Arbeitsrecht und Kündigungsschütz können gestrichen werden. Die Arbeitskosten werden rapide in den Keller gehen - allein durch den Wegfall durch die Sozialversicherungen.

10. Arbeit und Ausbildung wird flexiber. Unternehmen können mehr nach Bedarf einstellen und entlassen - oder Interessenten testweise einstellen, ohne zu hohes Risiko für den Angestellten als auch für das Unternehmen.

11. Baugeld, Kindergeld, Kilomterpauschalen und das ganze Regelwerk fallen weg.

12. Keine Mietzuschüsse und soziales Wohnen-Förderungen mehr.

Da muss man sich mal vor Augen führt, was da für Einsparungspotential besteht! Allein durch den Wegfall der Bürokratie. Und was für ein Innovationsschub für Kleingewerbe, Mittelstand, Handwerk.

Im Grunde bedeutet das Prinzip: Wenn ich 800 Euro bekomme, muss ich selbst entscheiden, was ich damit anfange. Lege ich Geld zurück für meine Rente? Kaufe ich mir eine private Krankenversicherung oder lege ich Geld zurück für den medizinischen Notfall?

Verkiffe ich das Geld - hab aber dann keinen Anspruch auf medizinische Betreuung und spätere Rentenzahlungen - kann also auch nirgendwo Bitte Bitte machen. Damit bin ich absolut auf mich alleine gestellt - und muss auch für meine Entscheidungen gerade stehen. Das nennt man Mündigkeit! Und nicht wie unser Unmündigkeitssystem: Es ist egal, ob ich kiffe oder arbeite - beide haben den gleichen Anspruch. Unser System hat keine Kosequenzen und damit keine Mündigkeit.

Bei 800 Euro macht das Laxerleben auch dauerhaft keinen Spass. 300 Euro gehen für Miete weg. 400 Euro für Lebensmittel. Bleiben 100 Euro - wer davon sein Kiffer-Leben finanzieren will, wird ganz schnell in Bedrängnis kommen.

Das System muss so angepasst sein, dass gerade die Grundbedürfnisse erfüllt werden können - wer mehr will, muss seinen Hintern bewegen. Wer nicht mehr will, der muss halt damit auskommen. Im Grunde ganz einfach!

Thaddeus
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@schnüffelnase und tradexx:

Die Bürokratie kann man auch ohne ein Grundeinkommen reduzieren. Für ein einfacheres Steuersystem mit kaum bzw. gar keinen Ausnahmen und dafür niedrigeren Sätzen bin ich auch.

Die Punkte: 1+3+4+5+7+8+9+10+11+12 von tradexx hängen nicht von einer Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens ab und könnten auch ohen ein solches umgesetzt werden.
Eine gewisse Kontrolle bräuchte man auch bei dem Grundeinkommen, alleine schon um sicherzustellen, daß niemand doppelt das Grundeinkommen kassiert oder z.B. dass Grundeinkommen des verstorbenen Großvaters abräumt (mit Renten schon passiert).
Abgesehen davon ist die Frage, was man mit Leuten macht, die nicht allzu vernünftig mit diesem Grundeinkommen umgehen und nach den ersten 2 Tagen eines Monats schon alles durchgebracht haben. Wollt Ihr die dann verhungern lassen? Oder jegliche medizinische Betreuung versagen?
Nicht jeder ist leider so vernünftig wie die hier Schreibenden.

Bei Punkt 1 sollte man auch mal überlegen was mit den Leuten ist, die nicht mit einem Computer umgehen können oder wollen.

Gruß
Thaddeus

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

"... was man mit Leuten macht, die nicht allzu vernünftig mit diesem Grundeinkommen umgehen und nach den ersten 2 Tagen eines Monats schon alles durchgebracht haben. Wollt Ihr die dann verhungern lassen? Oder jegliche medizinische Betreuung versagen?"

- JA! Absolut und ohne Wenn und Aber! Eigenverantwortung ist das Zauberwort!

Wer so blöd ist, muss die Konsequenzen selbst tragen - statt ohne Konsequenzen durch zu kommen, wie es heute geschieht.

Was wir heute haben ist ein Unmündigkeitssystem ohne Konsequenzen. Ein Grundeinkommenssystem zieht die Leute zur Verantwortung für ihr Handeln und ihre Lebensführung.

scorpion260
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

@ tradexxx [#48]

Daß wir ein Unmündigkeitssystem plus Vollkasko haben, das sehe ich annähernd auch so. Von der Grundeinkommensidee halte ich aber rein gar nichts.

"- JA! Absolut und ohne Wenn und Aber! Eigenverantwortung ist das Zauberwort! "

Meinst Du? Wirklich? Folgende Situation: 3 Totalversager haben ihre 800 nach 1 Woche durchgebracht, haben seit Tagen nichts gegessen und getrunken, und sind auch verletzt z.B.: Sie stehen vorm Krankenhaus, Du bist Arzt. Achso ne Krankenversicherung haben die sich von ihrem Geld natürlich auch nicht geleistet.
Was machst Du? Rein rechtlich hast Du alles in der Hand, klar. Du weißt, wenn Du sie nicht behandelst, sie nichts zu teinken bekommen, dann sterben sie innerhalb 6-12 Stunden. Und nun? Sterben lassen? Wäre wohl eine tolle neue Gesellschaft, tolles System. Das mag abwegig klingen, ist es aber nicht. Und anstelle der 3 Mann kann ich auch 3 Millionen schreiben. Wäre wahrscheinlich realistischer. Noch realistischer: Anstelle der drei Mann stehen da deren drei Kinder, deren Geld von den drei Losern auch mit verbraten wurde, die Kinder haben nix getrunken und keine Versicherung....auch können auch selbst nix für ihre mißliche Lage. Und nun? Willst DU es verantworten, ihnen nicht zukommen zu lassen? Unmündigkeit hin oder her, aber in einer zivilisierten Gesellschaft sollte das Überleben jedes Einzelnen gestattet werden, auch wenn er "rotzhohl" ist und Null Eigenverantwortung zeigt.
Auch wenn es Mißbrauch gibt. Es wird immer Mißbrauch geben, ganz gleich in welchem System.
Lieber zahle ich als Gutverdiener für Arme und Mißbrauchende, als in einem System ohne jegliche Menschlichkeit zu leben, in der Menschen wie Ware behandelt werden. Matrix läßt grüßen.
Denk mal darüber nach. Ich halte die Idee einfach für nicht dürchführbar. Abgesehen davon könnte man trotzdem besser und tiefgreifender reformieren, in einigen Punkten, so wie das Thaddeus schon geschrieben hat, aber Dein Ansatz ist einfach zu radikal.

Gruß

Scorpion

tradexxx
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

Den Schutz von Kindern / Minderjährigen kann man ohne Probleme verankern, um eben genau solche Situationen zu vermeiden. Das ist keine große Hürde.

Was die Schwachköpfe angeht... Sollen die Vernünftigen ihre Entwicklung und Freiheit den Hohlköpfen unterordnen? Ist das das Ziel?

Wenn ein Typ volltrunken mit überhöhter Geschwindigkeit gegen den Baum fährt und stirbt, wird das Autofahren auch nicht verboten. Nach deiner Argumentation müsste man im Ermessen der Menschlichkeit aber eben genau das tun.

In dieser Diskussion werden immer die negativen Extreme herangezogen und als Grundlage der Überlegungen zu dem Thema gemacht - das passt nicht. Ein gesellschaftliches Gefüge kann sich nicht zur Aufgabe machen auch den letzten Idioten vor sich selbst zu schützen. Das Resultat ist generelle UNMÜNDIGKEIT.

Und vor genau diesem Phänomen stehen wir in Deutschland.

rodeonrwdeo
Mitglied seit 11 Jahre 2 Monate

in den Usa fällt die Sozialhilfe doch auch nach ein paar Jahren weg, pflastern deshalb Leichen die Stassen? Oder wandern deshalb freiwillig so viele geeignete (im Gegensatz zur BRD) Personen in die Usa ein?
Unterhalb der Grundversorgung wird es immer noch Personen geben die den Unselbständigen, die nicht mal einen Monat ihr Geld einteilen können, mit Almosen (Heilsarme, Caritas usw.) helfen wollen/werden um ihr Gewissen zu entlasten.
Wenn es diese Lösung nicht gibt wird der Anteil der "hilfsbedürftigen" Personen doch schnell abnehmen, die gehen dann in andere Gegenden wo sie mehr Almosen erhalten.

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