22.
02.20
10:39

Veredelungskortoffeln

(Text undGrafiken von Hans Jürgen Hölzmann, Agraringenieur, Meckenheim, den 21.02.2020)

Alle Jahre wieder bieten die Abnehmer im Februar die neuen Kontrakte für die Lagersorten bei dem “Pommesrohstoff“ wie z. B. Agria, Callenger und Fontane an. Je nach Marktsituation ändern sich die Konditionen bei den Festpreisverträgen gegenüber dem Vorjahr, einmal etwas nach unten oder wie in den letzten beiden Jahren, bedingt durch das knappe Angebot aufgrund von Trockenheit und Hitze, etwas nach oben.

Für die genannten Sorten werden in den Festpreisverträgen sogenannte Staffelpreise aufgeführt, d. h. die erste Notierung beginnt im November und erhöht sich dann in jeder Kalenderwoche um 5 bis 20 Cent/dt. Wichtig: Die Zuschläge einer Kalenderwoche steigen im zunehmenden Verlauf der Vermarktungskampagne. Für die Hauptlagersorten der kommenden Ernte 2020 werden seitens des Handels in der 17. Kalenderwoche 2021 zwischen 13,50 und knapp 15,00 Euro/dt ab Hof des Erzeugers geboten.

Bei einer Direktanlieferung an die Fabrik werden in der Regel 0,50 bis 1,00 Euro/dt höhere Preise gezahlt. Die Konditionen liegen damit knapp auf dem Niveau des Vorjahres, jedoch zu Beginn der Vermarktungsperiode auf einem etwas niedrigeren Niveau. Dafür werden die späteren Termine in Relation zum letzten Jahr besser bezahlt. Ursache für die Verschiebung der Staffelung ist vor allem das Anwendungsverbot des Keimhemmers Chlorpropham. Dieser sicherte in der Vergangenheit die Qualität der Lagerware auch für spätere Termine wirksam ab.

Die Kartoffelbauern stehen jetzt also vor der Frage in welchem Umfang sie den angedachten Anbau in den sogenannten Festpreisverträgen absichern wollen. Unstrittig ist für viele Anbauer, dass sie einen Teil der erwarteten Erntemenge vor oder während der Auspflanzung mittels Festpreisvertrag verkaufen.

Die Kartoffelprofis „verschießen ihr Pulver“ allerdings nicht auf einmal, sondern reservieren noch genügend Ware für einen späteren oftmals günstigeren Vermarktungstermin, der wie die Abbildung zeigt regelmäßig im Juni/Juli eines jeden Jahres eintritt. In dieser Zeitspanne wurden in der Vergangenheit in 9 von 10 Jahren deutlich bessere Konditionen als in dem ursprünglichen Festpreisvertrag geboten. Diese Monate eignen sich vor allem auch für eine Terminmarktabsicherung, da die Basis in diesem Zeitraum vielfach am besten und zwar zwischen 2 bis 4 Euro/dt liegt. Das zeigt auch das praktische Beispiel aus der Ernte 2019 mit einer Basis von minus 2,50 Euro/dt.

So kann der eine oder andere „terminmarktsichere“ Landwirt für die in diesem Zeitraum vermarktete Ware 2 bis 4 Euro/dt - das entspricht einem Mehrwert von 1.200 bis 2.400 Euro/ha - mehr erlösen.
Ein weiterer in fast allen Jahren günstiger Vermarktungstermin ist der Zeitraum von Oktober bis Dezember eines Jahres wie auch die Darstellung der Terminmarktkurse der letzten 10 Jahre zeigt. Die Kurse in dem genannten Zeitraum sind in den Folgemonaten kaum noch zu „toppen“. Dabei ist es unerheblich ob es sich um ein Hochpreis- oder Niedrigpreisjahr handelt. Wegweisend ist, dass sich die Abnehmer in diesem Zeitraum überwiegend mit der benötigten Ware für die gesamte Verarbeitungskampagne eindecken.

Der kluge Kartoffelanbauer hält auch für die letzte Vermarktungsperiode im Frühjahr noch freie Ware zurück. Zum einen weiß er zu diesem Zeitraum ja ohnehin nicht genau wieviel Ware noch in seinem Lager zur Verfügung steht und zum anderen spekuliert er auf bessere Preise, die aber je nach Entwicklung der neuen Auspflanzung vielfach erst im Mai bis Juni zu erzielen sind.

In jedem Fall beherrscht der Kartoffelprofi viele Vermarktungsinstrumente, die er je nach Zeitpunkt, Marktsituation und seinem eigenen Geschick und seiner Spekulationsfreude entsprechend unterschiedlich stark einsetzt.

Die im Portfolio aufgeführten Zeiträume gilt es nicht stoisch zu nutzen. Natürlich kann bei einem attraktiven Angebot jederzeit eine Teilvermarktung erfolgen. Hauptsache es wird geschickt agiert und in der Vermarktungskampagne ein gehobener Durchschnittspreis erzielt.
Die aufgeführten Prämien- und Mindestpreiskontrakte werden zumeist nur von den Fabriken direkt angeboten, sind aber im Falle eines Angebotes durchaus überlegenswert.
Jeder Vertragstyp hat seine Vor- und Nachteile, aber eine Kombination optimiert in der Summe die Chancen bei begrenzten Risiken. Bei Wertpapiergeschäften geht man doch nicht anders vor, ein ausgewogenes Portfolio dient der Risikoabsicherung. Übrigens: Wie kommt man an solche Verträge/Kontrakte heran? Das ist eine Frage des Forderns und des guten Willens, sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite, zumal doch immer wieder betont wird, dass man partnerschaftlich zusammenarbeiten will.

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