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Nächste Hitzewelle kann die Ertragsaussichten schmälern

Kartoffeln Cockpit, 19.07.2019

  • EEX-Notierungen ziehen deutlich an
  • In Europa gibt es keine Lagerkartoffeln mehr
  • Unterdurchschnittliche Ernteerwartung laut NEPG
  • Nachfrage nach Chipskartoffeln und für Exportkartoffeln steigt
  • Nachste Hitzewelle könnte Versorgungslage verschärfen
  • Frühkartoffelernte fiel insgesamt gut aus

Heute wurde im April-20-Terminkontrakt mit 19,5 €/dt gehandelt. Das ist ein vorläufiges Kontrakthoch. Aktuell stellen die Bauern in Europa sehr unterschiedliche Kartoffelerträge fest. Die größten Unterschiede gibt es zwischen beregneten und unberegneten Flächen. Bei einigen Sorten der Haupternte, wie bei der Innovator, zeigen sich bereits sehr früh Reifeerscheinungen. Diese beiden Faktoren zusammen, trockene Unterböden und frühe Abreife, lassen die Kartoffelkurse an der Terminbörse schon wieder in Richtung 20 € steigen. Ein ähnlicher Verlauf wie exakt zu diesem Zeitraum im Vorjahr.

Auch der physische Handel mit Kartoffeln hat sich in den letzten Tagen wieder stabilisiert. Trotz der bereits gut angelaufenen Ernte von Frühkartoffeln gab es zuletzt wieder festere Preise. Inzwischen sind nämlich auch in Großbritannien die Kartoffeln der alten Ernte verbraucht. In den meisten Jahren zuvor reichte die Vorjahresernte noch bis Mitte August.
Auch der Verband der Kartoffelerzeuger in West- und Mitteleuropa NEPG befürchtet, dass in den fünf größten Kartoffelnationen Europas auch in diesem Jahr nur unterdurchschnittliche Erträge zusammen kommen. Die Anbaufläche sei in dem Beritt des Verbandes zwar um 2,2% auf eine Rekordgröße von 611.190 Hektar ausgeweitet worden, wegen der Trockenheit sei es aber unwahrscheinlich, dass die Durchschnittserträge der letzten Jahre überhaupt erreicht werden. Dabei waren bei den ersten Frühkartoffeln die Erträge gut. In Belgien werden aber nur 3-5% der Flächen, auf denen Konsumkartoffeln angebaut wurden beregnet. Außerdem benötigt man in dieser Saison aufgrund extrem niedriger Anfangsbestände beim Rohstoff und bei Kartoffelprodukten 8-10% mehr Rohstoff für die Produktion von Kartoffelprodukten.

Aktuell sind die Bauern hauptsächlich mit der Getreideernte befasst. Das lindert den Angebotsdruck mit Kartoffeln aus der Landwirtschaft, was die Fabriken aber durch den Abruf von Vertragskartoffeln gut überbrücken können. Für die Bauern kommt jetzt eine Arbeitsspitze und die starke Nachfrage insbesondere nach Chipskartoffeln und aus dem Exportgeschäft könnte ohne vorbestellte Kartoffeln kaum gedeckt werden. Das ist für diese Jahreszeit schon außergewöhnlich, wo doch üblicherweise jetzt die Preise purzeln.
Auf trockenen Böden kommt die Kartoffelernte ohnehin nur langsam voran und das Angebot an schalenfester Ware für den Frischkartoffelmarkt ist noch begrenzt. So bleibt auch in den nächsten Tagen ein Angebotsdruck aus. Die Preise für Speisekartoffeln aus Deutschland bleiben somit vorerst deutlich höher als die für Frittenrohstoff.

Die Wetteraussichten für die kommende Woche könnten die Lage noch weiter verschärfen. In einigen Anbauregionen muss man sogar mit Schäden durch zu hohe Temperaturen rechnen. Da die Kartoffeln der Haupternte den Boden aber noch gut beschatten, wäre das Risiko noch beherrschbar, zumindest dort, wo es Beregnungsanlagen gibt. Allerdings sorgen Temperaturen von 30° C und mehr dafür, dass die Kartoffeln ihr Wachstum einstellen, was bei anhaltend trockenen Bedingungen später kaum noch aufzuholen wäre.
Für die kommende Woche ist auch in Frankreich die nächste Hitzewelle angekündigt. Es kommt bereits in 61 Regionen zu Verboten für die Wasserentnahme für die Landwirtschaft. Auch die Kühlung der Atommeiler ist nicht mehr gewährleistet, sodass die Gefahr besteht, dass die Stromversorgung knapp werden könnte. Frankreichs Meteorologen erwarten in der kommenden Woche sehr heißes und trockenes Wetter. Diese Hitzewelle löst eine kühle Wetterperiode ab, die seit Ende Juni vorherrscht.

Nächste Hitzewelle kann die Ertragsaussichten schmälern
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ZMP Live Expertenmeinung

An der Terminbörse in Leipzig geht es bei den Kartoffelfutures in diesen Tagen wieder hoch her. Es ist nicht ungewöhnlich, dass im Juli sehr unterschiedlichen Erwartungen an die Ernte vorherrschen. Für Erträge der Lagerkartoffeln ist nämlich die Wasserversorgung im August entscheidend. Da seit der Sommerdürre in 2018 aber kaum irgendwo in den großen Kartoffelanbauregionen Europas soviel Regen gefallen ist, dass die Unterböden wieder mit Wasser gesättigt wurden, fürchtet man jetzt, dass ausbleibende Niederschläge auch die Ernte 2019 zunichte machen, zumindest dort, wo es keine oder wenig Beregnungsmöglichkeiten gibt. In Teilen Belgiens, wo ohnehin nur maximal 5% der Kartoffelflächen beregnet werden können, wurde jetzt sogar ein Beregnungsverbot ausgesprochen. Das treibt die Börsenkurse bei den Veredelungskartoffelfutures seit Tagen in die Höhe.

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