Die französische Erzeugerorganisation UNPT, die flämische Gruppe ABS und Kartoffelerzeuger in Wallonien (FWA) haben jetzt ein interregionales Projekt gegründet, das Alternativen für den Absatz von Übermengen ausfindig machen soll.
Das Projekt will in einem ersten Schritt die Meinungsbildung der Kartoffelbauern unterstützen, in dem man bereits zu Beginn einer jeden Vermarktungsperiode eine Prognose über signifikante Übermengen abgibt. In einem zweiten Schritt sollen Möglichkeiten für den Absatz in alternativen Verwendungsrichtungen sowie den Konditionen dafür angeboten werden.
Das Projekt fokussiert sich dabei auf verschieden Bereiche, wie Verwertung als Futtermittel, Verarbeitung zu Kartoffelstärke, Biogas oder industrielle Kompostierung. Am Ende kommt es jetzt darauf an, dass genügend Landwirte aus der Region an dem Projekt teilnehmen.
Es startete im Januar, wird von Hilfsfonds für die regionale Wirtschaftsförderung finanziert und endet Anfang Juli 2019.“
Diese Idee wurde schon seit Jahren angedacht und immer wieder verworfen. Das System kann eigentlich nur funktionieren, wenn alle Landwirte mitmachen und auch verpflichtet werden können Übermengen abzugeben und zu entsorgen. Das käme aber einer Enteignung gleich und die wäre anfechtbar.
Die Ideengeber in Frankreich und Belgien blicken gerade in diesem Jahr mit Neid auf Holland und Deutschland, wo es Stärkefabriken gibt, die, wenn es genügend Angebot gibt, ihre Anlagen gerne im Frühjahr noch einmal starten um eine Sonderkampagne zu fahren. Auch wenn die Erlöse für die Kartoffeln meist nur soviel einbringen, wie man an Fracht bezahlen muss, so hat die Maßnahme doch stets ein Marktstützende Wirkung.
Die Zweiteilung des EU-Kartoffelmarktes wird in den einzelnen Bestandteilen des EEX-Kartoffelindex aktuell besonders deutlich. Während die Notierungen für Veredelungskartoffeln in Deutschland und Holland in dieser Woche bei rund 7 €/dt liegen, notiert man in Belgien und Frankreich nur rund 4 €/dt.
Das mag auch daran liegen, dass dort die Sorte Bintje immer noch eine große Marktbedeutung hat und in diesem Jahr auch noch durch viele Qualitätsprobleme auffällt. Angeboten wird sie aber dennoch und verhindert auch den Preisanstieg bevorzugter Sorten. Inzwischen gesellt sich zu den schwer verkäuflichen Sorten auch noch die Sorte Challenger, die vielfach zum Nachdunkeln neigt. Unter diesen Umständen kann man kaum noch auf höhere Preise hoffen.
Währenddessen entsorgen holländische und deutsche Landwirte ihre Problempartien schon seit Monaten im Futtertrog oder Biogasanlagen und jetzt auch noch in großen Mengen in der Stärkefabrik. Dieser Prozess hat aber bereits früh begonnen; eigentlich bereits im Herbst, als klar war, dass der Kartoffelmarkt in der EU in diesem Jahr ein Mengenproblem hat. An Markttransparenz mangelt es also nicht.
Wenn Frankreich und Belgien auch über Stärkefabriken verfügen würden, die gegebenenfalls Übermengen aus dem Kartoffelmarkt aufnehmen könnten, benötigte man also auch keine Projekte, die zudem noch mit öffentlichen Geldern finanziert werden.
Dass die Marktteilnehmer trotz dem „Notnagel Stärkefabrik“ nicht auf einen Automatismus für kostendeckende Preise hoffen können, zeigt das Beispiel Polen, wo im letzten Jahr eine so große Ernte zusammenkam, die trotz Sonderschichten in den Fabriken verlustbringende Erzeugerpreise nicht verhindern kann.
An der Terminbörse beendet in der kommenden Woche der Kontrakt April-18 seine Handel. Der Abrechnungspreis für die verbliebenen gut 5000 Lots wird von mir in einer Spanne von 5,3 bis 5,7 €/dt geschätzt. Inzwischen hat sich in der Juni-18-Fälligkeit mit 1750 Lots ein ansehnlicher Bestand aufgebaut. Die Kurse schwankten in der letzten Woche extrem stark. Einige Marktteilnehmer gehen davon aus, dass sich ab Mitte Mai erneut ein Vermarktungsdruck aufbaut. Die 10-Euro-Marke von letzter Woche ist wieder in weite Ferne gerückt.
ZMP Live Expertenmeinung
In Mittel- und Westeuropa werden Jahr für Jahr mehr ertragsstarke Kartoffelsorten angebaut, die immer öfter zur Überproduktion führen und die Preise in den Keller treiben. In den letzten zehn Jahren gab es bereits drei Kampagnen mit einem sehr hohen Überschuss an Kartoffeln und niedrigen Erzeugerpreisen.