Durchwachsene Wetterverhältnisse halten Ernteschätzungen und Börsenpreise auf Kurs
Zunehmende Ernteabschlüsse und näher rückende Erntetermine für Mais bestimmen die Diskussion um Richtung und Niveau der Börsenkurse. Chicagoer Weizen notiert schon seit 3 Wochen ein schwankendes Niveau zwischen 14 und 15 € je dt, in jüngster Zeit mit leicht steigender Tendenz. Pariser Weizen scheint bei 17 €/dt eine untere Linie gefunden zu haben.
Die Winterweizenernte in den USA ist nach dem sonntäglichen Saatenstandbericht in mehr als der Hälfte der Bundesstaaten zu 100 % abgeschlossen. Im Durchschnitt sind 90 % geerntet. Der ährenschiebende Sommerweizen wird zu 70 % als „good to excellent“ beurteilt. Insgesamt bleibt es bei der Einschätzung, dass die US-Weizenernte 12 bis 15 % hinter ihrem langjährigen Niveau zurückbleibt.
Ungünstige Regenfälle während der Erntezeit haben in Europa zu Abstufungen bei der Getreideernte vor allem im Hinblick auf die Weizenqualität geführt. Grobe Schätzungen besagen, das rd. ein Drittel Qualitätsweizen übrigbleibt, ein weiteres Drittel in der Übergangsphase mittlere Qualitätsstufen einzuordnen ist und der Rest als Futterweizen für den Inlandsverbrauch übrig bleibt. Vor allem in Frankreich und Deutschland mit zusammen mehr als der Hälfte der EU-Weizenerzeugung haben die regelmäßig wiederkehrenden Regenfronten zu qualitätsschädigenden Ernteverzögerungen geführt. Im globalen Exportwettbewerb erwartet man von der EU eine gehobene Weizenqualität. Dieser Spielraum wird enger.
Die Maiskurse in Chicago sind seit Anfang Juni mit kleinen Unterbrechungen auf stetigen Sinkflug. Trotz reduzierter US-Anbaufläche, aber günstiger Wachstumsbedingungen wird die zweitgrößte Maisernte erwartet. Der aktuelle US-Saatenstand hat sich nur wenig von der 73 %igen Einstufung in „good-to-excellent“ verringert. Die Hoffnungen beruhen auf ausreichend hohe Niederschläge im August. Allerdings läßt bislang noch die regionale Regenverteilung zu wünschen übrig. Spannend bleiben die Ertragsschätzungen zwischen 100 und 110 dt/ha Mais. Die Marktmeinung liegt jedenfalls höher als der niedrige USDA-Bericht. Hohe Anfangsbestände und eine hohe Ernte führen zu einem reichlichen Maisangebot in den USA mit entsprechendem Exportdruck. Der US-Ausfuhranteil am Weltmaishandel steigt wieder auf 40 %.
Die Maisernte in der EU-28 wird bleibt hinter dem Vorjahr zurück. Es wird mit einem Importbedarf von 9 Mio. t vorrangig nach Spanien und den nordwesteuropäischen Veredlungsgebieten gerechnet.
Die Maiskurse in den USA bewegen sich aktuell um die Marke von 10,50 € je dt, während die Pariser Notierungen sich knapp bei 15,50 € je dt halten.
Die Sojasaaten in den USA werden unverändert mit 71 % in die Kategorie „good-to-excellent“ eingestuft. In einigen nördlichen Regionen ist das Wasser ein wenig zu knapp, dafür sind andere Gebiete gut versorgt. Die entscheidende Schotenfüllungsphase steht in den nächsten Wochen an. Eine beachtlich erhöhte Anbaufläche in Verbindung mit gut durchschnittlichen Flächenerträgen könnte die US-Sojaernte auf 105 Mio. t Vorjahr 89,5 Mio. t) katapultieren. Trotz extrem niedriger Anfangsbestände könnte ein hoher Angebotsdruck aufgebaut werden. Aber noch ist Vorsicht angeraten. Entsprechend robust zeigen sich die vorderen Terminkurse, während die Notierungen zum Jahreswechsel ein deutliches niedrigeres, aber erstaunlich stabiles Niveau aufweisen.
Über allem schweben mit ungünstigen Vorzeichen die Auseinandersetzungen in der Ukraine und im Nahen Osten, deren Auswirkungen kaum abschätzbar sind.