EU-Getreideernte 2017: Wer schätzt besser - EU-KOM oder COCERAL?
Um sich im Marktgeschehen richtig zu positionieren, sind nicht nur die zurückliegenden Ernteergebnisse wie z.B. die überlagerungsbestände von Bedeutung, sondern es geht um die spannende Frage, welchen möglichen Ausgang die kommende Saison nehmen wird. Dabei kann man teilweise auf relativ gesicherte Daten wie Anbaufläche und Erfahrungswerte zurückgreifen, aber das große Risiko einer zutreffenden Schätzung der stark witterungsabhängigen Flächenerträge ist nur schwer in den Griff zu bekommen. Dabei gehen die Schätzinstitutionen verschiedene Wege und kommen folgerichtig zu unterschiedlichen Ergebnissen.
Die EU-Kommission hat mit Ende Februar die kommende EU-Getreideernte 2017 auf insgesamt 313 Mio. t geschätzt. Das ergibt ein Plus zum Vorjahr in Höhe von rd. 18,5 Mio. t. Den größten Zuwachs erzielt Weizen mit einer Zunahme von 8,5 Mio. t im Vergleich zum sehr schwachen Vorjahr, das durch umfangreiche Niederschläge erhebliche Schäden in den Sommermonaten erfahren hat. Allein in Frankreich betrugen die Ernteeinbußen über 30 %.
Nach zwei schwachen Maisjahren erwartet die EU-Kommission mit 66,6 Mio. t ein um10 % höheres Ergebnis für 2017. Für die übrigen Getreidearten geht man ebenfalls von einer Verbesserung zum schwachen Vorjahr von durchschnittlich 4 % aus.
Die EU-Kommission verwendet - soweit vorhanden - offiziell erhobene Anbauflächen und unterstellt Durchschnittserträge, wie sich im Mittel der Jahre weiterentwickeln.
Der Dachverband der Bauern- und Genossenschaftsverbände COCERAL übernimmt überwiegend die Einschätzungen seiner Mitgliedsverbände in den einzelnen EU-Mitgliedstaaten und stellt die Ergebnisse zusammen.
Dabei stellt sich die Überzeugung heraus, dass sich die katastrophale Weizenernte mit Schwerpunkt in Frankreich und einigen anderen Ländern nicht wiederholen wird. Das Schätzergebnis beim Weizen lautet auf 150,5 Mio. t und ist damit durchaus vergleichbar mit der EU-KOM-Schätzung.
Im Falle der Maisernte orientieren sich die COCERAL-Schätzungen sehr stark an den beiden Vorjahresergebnissen und liegen demzufolge um rd. 10 % unter den Prognosen der EU-KOM.Diese Einschätzungsvariante ist auch beiden übrigen Getreidearten zu beobachten.
Im Ergebnis kommt die COCERAL-Schätzung auf 296,5 Mio. t nur2 Mio. t mehr als im schwachen Vorjahr. Der entscheidende unterschiedliche Ansatz liegt in der Annahme von Erträgen auf dem Niveau der Vorjahre mit Ausnahme von Weizen.
Immerhin gehen beide Institutionen nach aktuellem Kenntnisstand davon aus, dass weder Spitzenergebnisse noch katastrophale Ernten für 2017 erwartet werden.
Sollte COCERAL Recht behalten, werden die Getreidepreise eine feste bis steigende Tendenz einnehmen, weil die Überlagerungsbestände aus dem ablaufenden Jahr deutlich unter Durchschnitt liegen. Allerdings spielt der internationale Markt ebenfalls noch eine gewichtige Rolle.