In der jüngsten Veröffentlichung des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zur globalen Weizenerzeugung ergeben sich wesentliche Unterschiede zur Vormonatsschätzung. Die weltweite Ernteprognose wurde deutlich um 9,4 auf 771,5 Mio. t herabgesetzt. Damit wird das Vorjahresergebnis aber immer noch um 5,5 % übertroffen und der 5-Jahresschnitt um 3,8 %. Bei den wichtigsten Weizenexporteuren wurden die Ernteprognosen teils deutlich nach unten korrigiert. Die russische Weizenerzeugung dürfte 2019/20 nur noch 74,2 Mio. t betragen, in der Vormonatsschätzung waren es noch 3,8 Mio. t mehr. Grund dafür war die Dürre in wichtigen Weizenanbaugebieten Russlands. Auch in der EU sollen nach Angaben des USDA 2019/20 mit 151,3 Mio. t rund 2,5 Mio. t weniger Weizen von den Feldern geholt werden als noch vor einem Monat erwartet. Die Ernteprognosen der Ukraine, Australien und Kanada wurden ebenfalls gekürzt. Dafür soll in den USA 0,5 Mio. t mehr Weizen erzeugt werden.
Durch die geringere Erzeugung dürften auch die weltweiten Lagerbestände etwas kleiner ausfallen. Diese werden auf 286,5 Mio. t beziffert, rund 7,9 Mio. t weniger als in der Vormonatsschätzung. Besonders deutlich sollen die Vorräte in der EU zurückgehen. Aber auch in Indien wird voraussichtlich weniger eingelagert, nicht aber durch eine geringere Erzeugung, sondern weil ein steigender Inlandsbedarf erwartet wird. Die globale Weizennachfrage hingegen dürfte etwas zurückgehen. Im Vormonat wurde ein Verbrauch von 763,1 Mio. t erwartet, aktuell sollen es nur noch 760,1 Mio. t sein.
Getreide-Aktualisieren,
ZMP Newsticker 22.07.2019 mehr...
(Institutionelle Anlegerverhalten ist wichtig für die Erstbeurteilung des Marktes)
COT-Bericht (Commitments of Traders)
Institutionelle Anleger reduzierten im Zeitraum 09.07.19 bis 16.07.19 den Positionen-Bestand beim SRW-Weizen um 11.623 auf 18.751 Netto-Long-Positionen. Die Anlegergruppe der "Institutionellen Anleger", zu der Banken, Versicherungen, Fondsgesellschaften etc. gehören, ist beim Weizen somit weiterhin bullisch positioniert. Das geht aus dem COT-Report des US-Landwirtschaftsministeriums hervor, der Freitag Abend nach Handelsschluss in Chicago veröffentlicht wurde.
Beim Mais wurde der Bestand der Netto-Long-Positionen minimal erhöhtum 92 Kontrakte auf 187.260 Netto-Long-Positionen.
Außerden reduzierten "Institutionelle Anleger" den Netto-Short-Bestand bei den Sojabohnen um 2.999 Lots auf 38.935 Kontrakte.
Da der Bericht immer mit einer Verzögerung von fast einer Woche von der CFTC (Commodity Futures Trading Commission) veröffentlicht wird, finden alle Veränderungen nach dem 16. Juli in diesem Update keine Berücksichtigung. Im ZMP-Nachrichtenticker veröffentlichen wir aus diesem Grund täglich die Schätzungen der Positionsveränderungen "Institutioneller Anleger". Bei den täglichen Schätzungen werden Optionen allerdings nicht berücksichtigt!
EU trotz Hitzewelle auf dem Weg zu großer Weizenernte
Die Europäische Union steht vor einer größeren Weizenernte in diesem Sommer als zuletzt erwartet, weil die Hitzewelle Ende Juni einige Bestände weniger stark belastete, als ursprünglich befürchtet, teilten Händler und Branchenvertreter am Freitag mit.
"Die Hitzewelle verursachte einen späten Ernteausfall von ein paar Millionen Tonnen, aber insgesamt stehen wir immer noch vor einer großen Ernte und großen Exportlieferungen bei den führenden Herstellern Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Polen", sagte ein deutscher Händler.
Frankreich: Mais-Ratings sinken erneut
Frankreichs Landwirte haben per 15. Juli 33% der diesjährigen Weichweizenernte gedroschen, meldet das französische Agrarberatungsunternehmen FranceAgriMer. In der Vorwoche lag der Erntefortschritt noch bei 9%. Im Vorjahr wurde zum selben Zeitpunkt bereits 64% der Weizenernte eingeholt. Der Zustand der Weizenbestände ist stabil zur Vorwoche. 73% erhielten das Top-Rating „gut bis exzellent“ (g/e), im Vorjahr waren es 71%.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Trockenheit Ende Juni in Europa hat sich auf die Weizenfeldbestände ausgewirkt. In den Ernteprognosen des USDA spiegelt sich das nun wider, globale Erzeugungs- und Vorratsschätzung wurden gekürzt. Doch das Angebot bleibt überreichlich und Russland Top-Exporteur für Weizen.