Wenn die Kartoffelbauern ihre Feldarbeiten weiter so zügig vorantreiben können, werden am Markt für Frittenrohstoff inzwischen Preisschwächen nicht mehr ausgeschlossen. Der Markt für Verarbeitungsrohstoff entwickelt sich also bereits jetzt zu einem Wettermarkt. Auch die tatsächliche Anbaufläche bei der Sommerernte könnte am Markt noch preiswirksam werden. Über die tatsächliche Verfügbarkeit von Pflanzgut wird hinlänglich spekuliert, eine sichere Aussage darüber gib traut sich aber niemand zu. Die Zurückhaltung der Einkäufer am lokalen Markt ist insofern verständlich.
Trotzdem brauchen insbesondere belgische Frittenfabriken zusätzlichen Rohstoff und sucht diesen in entfernteren Regionen, wie z.B. in Großbritannien.Diese taktischen Spielchen vermögen es aber noch nicht, die Preise am freien Markt zu drücken. Zu groß ist die Versorgungslücke, die allerdings erst in einigen Wochen am Markt spürbar wird, wenn wirklich kein Rohstoff mehr nachkommt und die Produktvorräte zur Neige gehen. Erst dann wird sich herausstellen, ob die Pommes aus dem teuren und knappen Rohstoff dieser Saison auch zu höheren Preisen ihren Absatz beim Endverbraucher finden.
In der Zwischenzeit bleibt der Wettbewerb unter den Käufern groß, wovon insbesondere die französischen Exporteure Nutzen ziehen. Frankreich hatte mit rund 6 Mio. Tonnen eine vergleichsweise große Kartoffelernte, die in diesem Wochen extrem rasch verkauft wird. Ende Januar waren aus der letzten Ernte nur noch 1,75 Mio. Tonnen Konsumkartoffeln in den Scheunen der Bauern. Das ist der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Vor allem Belgien kaufte Verarbeitungsrohstoff für seine unterversorgten Frittenbuden.
Im Januar verkauften französische Lagerhalter mit 730.000 Tonnen Konsumkartoffeln soviel wie noch nie in einem Monat zuvor. Nun sind auch die französischen Vorräte an Verarbeitungskartoffeln so niedrig, dass selbst in Frankreich die Versorgung nicht mehr bis zum Saisonende reichten dürfte. Im Sommer gibt es auch dort wohl kaum noch Reste aus der letzten Ernte. Im letzten Jahr dauerte der Verkauf der Vorjahresernte dagegen noch bis in den September an.
Da trotz aller Bemühungen der Fabriken, eine Versorgungslücke abzuwenden, aussichtslos erscheint, kann sich das Preisniveau aktuell gut behaupten. Eine Marktphantasie auf steigende Preise gibt es aber auch nicht. Der Index auf Veredelungskartoffeln der Leipziger Derivatebörse EEX blieb in dieser Woche auf 31 €/dt. Alle vier Ländernotierungen blieben quasi unverändert zur Vorwoche. Damit sind die Kurse an der Terminbörse auf dem Erfüllungstermin April-19 nahezu identisch. Für den Juni-19-Terminkontrakt handeln die Börsianer die Kartoffeln ca. zwei Euro/dt fester. Und für die Sommermonate gibt es keine Möglichkeit der Preissicherung über die Börse. Erst nach dem Ende der Haupternte 2019 werden wieder Terminkontrakte angeboten. Der April-20-Termin unterscheidet sich mit seinen Kursen von zirka 16 €/dt nicht wesentlich von früheren Jahren.
Die spannende Zeit im Frühjahr bis Herbst 2019 muss der Markt auch ohne das Absicherungsinstrument an der Börse überstehen. Dafür bieten die Fabriken wieder umfangreiche Vorverträge an. Der große Kursunterschied an der Terminbörse von jetzt bis in einem Jahr zeigt aber, dass der Markt irgendwann im Sommer einen Preiseinbruch erwartet. Wann das sein wird, hängt aber auch davon ab, wie sich in den nächsten Wochen das Wetter entwickelt.
ZMP Live Expertenmeinung
Auf dem europäischen Festland sind bereits sehr viel mehr Verarbeitungssorten gepflanzt worden, als in vorherigen Jahren zu diesem Termin. Das sorgt mehr für Gelassenheit unter den Einkäufern. Am aktuellen Marktkönnen sich die hohen Preise dennoch gut behaupten, ähnlich wie in den Wochen zuvor. Während die Frittenbuden auf dem EU-Festland nur wenig Interesse an freien Kartoffeln aus dem lokalen Markt haben, decken sie sich aber mit Rohstoff von der britischen Insel ein. Die Farmer auf der Insel bereiten sich damit auf einen möglichen ungeordneten Brexit vor. Für Maris Piper zur Verarbeitung in Belgien erhalten sie 23,40 €/dt. Britische Frittenproduzenten halten sich komplett vom freien Markt fern.