Kurz vor Weihnachten wurde der saisonale Anstieg der Milchmenge durch die sehr frostigen Temperaturen in Deutschland gestoppt. In der 50. Kalenderwoche 2022 wurden gegenüber der 49. Kalenderwoche rund 0,8 % weniger Rohmilch angedient. Dennoch wurden im Vergleich zur Vorjahreswoche 2021 mehr Milch erzeugt, das Plus beträgt rund 2 Prozent nach den vorläufigen Berechnungen. Die Rohstoffmärkte fanden um den Jahreswechsel keine einheitliche Richtung und entwickelten sich zudem regional sehr unterschiedlich. Beim Magermilchkonzentrat scheint es inzwischen so etwas wie eine Bodenbildung gegeben zu haben, während beim Industrierahm die Preise weiterhin rückläufig tendieren. Spotmarktpreise für Milch wurden zwischen den Feiertagen nicht ermittelt, einzig in den Niederlanden zeigte sich ein leicht anziehendes Preisniveau. Der Kieler Rohstoffwert für Dezember fiel erneut und fiel erstmals unter die Marke des Vorjahresmonats. Für Dezember ermittelte das ife Institut in Kiel einen Wert von 47,9 Cent/kg ab Hof, im Dezember 2021 waren es 52,4 Cent/kg. Gegenüber dem Vormonat ist der Rohstoffwert damit nochmals um 4,0 Cent/kg zurückgefallen.
Saisontypisch ist die Nachfrage nach Formbutter nach Weihnachten zurückgegangen. Jedoch zeigen sich die Marktteilnehmer mit den abrufen dennoch zufrieden, der Nachfragerückgang scheint in diesem Jahr nicht so ausgeprägt zu sein, wie in anderen Jahren. Impulse gibt es keine und wegen vielfach gefasster Neujahrsvorsätze werden auch für den Januar kaum nachhaltige Impulse erwartet. Die Notierung in Kempten für abgepackter Butter fiel am unteren Ende um 0,12 Euro/kg, Verbraucher zahlen aktuell für das 250-Gramm-Päckchen Markenbutter 1,99 Euro und damit deutlich weniger als noch Anfang Dezember. Ruhig ging es zwischen den Feiertagen und zum Jahresstart auch bei der Blockbutter zu. Neue Abschlüsse kamen kaum zustande, auch weil viele Akteure im Urlaub sind bzw. waren. Mit der ersten Notierung an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten ging es für die Blockbutter abermals südwärts. Die Notierung wurde auf 5,00 bis 5,05 Euro je Kilogramm festgesetzt, das sind am unteren Ende der Handelsspanne 10 Cent und am oberen Ende 25 Cent je Kilogramm weniger als noch in der letzten Notierung 2022. An der EEX gaben die Preise ebenfalls nach, wobei sich hier die Preisdynamik nach unten weiter verlangsamt hat. Der Butter Index der EEX gab insbesondere wegen deutlich gefallener Preise in den Niederlanden und in Frankreich sehr deutlich nach.
Beruhigt hat sich die Nachfrage nach Schnittkäse nach den Feiertagen. Die Abrufe befinden sich aber weiterhin auf einem zufriedenstellenden Niveau, insbesondere aus dem Bereich des Lebensmitteleinzelhandels. Gefragt sind bei den Verbrauchern weiterhin die günstigen Eigenmarken der Supermärkte und Discountern. Der Absatz und die Geschäftsabschlüsse in Richtung Großverbraucher sind weiterhin auf ruhigen und abwartendem Niveau, es zeigt sich aber eine leicht gestiegenes Interesse nach neuen Kontrakten. International ist hiesiger Käse wieder wettbewerbsfähiger geworden, es gehen auch verstärkt wieder Aufträge aus Südeuropa ein. Die Notierungen für Gouda sowohl als Block- wie auch als Brotwaren gaben bei der ersten Preisfeststellung des Jahres nach.
Nahezu unverändert geht es für die Pulvermärkte in das neue Jahr. Zwar gab Magermilchpulver in Lebensmittelqualität bei der ersten Notierung im Jahr 2023 am oberen Ende nach, der Markt läuft aber weiterhin in ruhigen Bahnen. Viele Marktteilnehmer kehren langsam aus den Weihnachtsferien zurück, entsprechend wird für die kommende Woche erst mit nennenswerten Aktivitäten gerechnet. Das zuletzt deutlich angesenkte Preisniveau sorgt aber dafür, dass wieder vermehrt Gespräche über kurz- und mittelfristige Lieferungen erfolgen. Beim Global Dairy Trade Tender am Dienstag gaben die internationalen Preise für Magermilchpulver nochmals um 4,3 % nach, EU-Waren bleiben aber weiterhin wettbewerbsfähig. An der EEX haben sich die Preise für Magermilchpulver zuletzt auf Wochensicht leicht stabilisiert. Am gestrigen Handelstag wurden umfangreiche Mengen ab April 23 aber wieder zu günstigeren Preisen gehandelt. Molkenpulver hat im Jahresverlauf 2022 deutlich verloren und ist günstiger, als zu Beginn des Jahres 2022. Die Nachfrage zieht jedoch an, bei gleichzeitig überschaubaren Warenbeständen.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Milchmarkt startet unverändert ins neue Jahr. Das Preisniveau hat sich in der zweiten Jahreshälfte deutlich reduziert und dürfte sich alsbald auch bei den Grundauszahlungspreisen der Molkereien widerspiegeln. Es gibt erste Anzeichen einer Bodenbildung, doch ob diese nachhaltig ist, werden die kommenden Woche noch beweisen müssen.