Mit dem neuen Jahr liefern die Landwirte in Deutschland wieder mehr Milch ab. Rückblickend zum letzten Jahr, lag die Milchmenge im ersten Halbjahr deutlich unter der Vorjahreslinie, wurde aber insbesondere zum Ende des dritten und im vierten Quartal 2022 aufgeholt. Nach vorläufigen Berechnungen wurden im Zeitraum Januar bis Dezember nur 0,1 % weniger Milch angeliefert als im Jahr 2021. Zeitweise hatte der Rückstand gegenüber der Vorjahreslinie bis zu 1,8 % betragen. Bei Industierahm zeigen sich mit Jahreswechsel wieder steigende Tendenzen, die Preise sind in den ersten Januarwochen gestiegen. Auch Magermilchkonzentrat konnte Anfang Januar wieder zulegen, hier werden je Kilogramm Trockenmasse rund 0,30 Euro mehr aufgerufen als noch Anfang Dezember. Spotmarktmilch vergünstigte sich weiter. Hier werden im Bundesmittel vom ife Institut 33,4 Ct/kg aufgerufen, das sind nochmals 6,3 Cent weniger als in der Vorwoche.
Die Buttermärkte stehen weiter unter Preisdruck. Die Nachfrage aus dem Lebensmitteleinzelhandel hat sich mit Anfang Januar weiter beruhigt und ist auf dem für diese Jahreszeit typischen niedrigen Niveau. Bei den Werken zeigen sich unterschiedliche Lagerbestände. Während einige über gut gefüllte Warenbestände berichten können, berichten andere Hersteller auf leere Lagerhäuser hin. Der Preis für abgepackte Butter an der Süddeutschen Butter- und Käsebörse in Kempten wurde auch in der zweiten Notierung des Jahres herabgesetzt. Am Blockbuttermarkt deutet sich weiterhin kaum Impulse an. Die Nachfrage ist ruhig, die Käuferseite agiert weiterhin verhalten und vorsichtig. Die Preisen gaben bei der gestrigen Notierungssitzung nochmals nach. Diese Entwicklung zeigt sich auch an der EEX. Die Durchschnittlichen Notierungen über alle Kontraktlaufzeiten fielen auf Wochensicht um über 136 Euro je Tonne. Auch in der gestrigen Sitzung gaben die Butterpreise deutlich nach und liegen mit Ausnahme des Fronttermins immer unter der Marke von 5.000 Euro/t. Ab Juni/Juli deuten sich wieder festere Preise an der EEX an.
Saisontypisch zeigt sich auch der Markt für Schnittkäse schwächer. Die ausgehenden Mengen zeigen sich rückläufig. Mehr und mehr berichten Händler von einer zunehmenden Kaufzurückhaltung, die auch über das saisonübliche Maß hinausgehe. Aus der Industrie und von Seiten der Großverbraucher kommen weiterhin kaum Neuabschlüsse. Kontrakte werden normal abgerufen, neue Kontrakte kommen nur wenig zustande. Wie auch bei der Butter setzten hier die Händler auf kurzfristige Lieferungen und warten die weitere Preisentwicklung ab. Die Notierungskommission in Hannover setzte auch bei der zweiten Notierung diesen Jahres die Handelsspanne an beiden Enden für Blockwaren herab, Brotware blieb mit einer Notierung von 4,30 bis 4,70 Euro/kg stabil. Dennoch zeigen sich auch hier seit Anfang Dezember schwächere preisliche Tendenzen.
Schwächere Preistendenzen zeigen sich auch weiterhin bei Magermilchpulver in Lebensmittelqualität. Die Handelsspanne an der Butter- und Käsebörse in Kempten wurden um deutliche 45 Euro im Durchschnitt gesenkt und auch an der EEX sind die Preistendenzen weiterhin fallend. Die Handelsaktivitäten haben hier zuletzt wieder deutlicher zugenommen. Auch an den Kassamärkten haben die Aktivitäten im Vergleich zur ersten Januarwoche wieder zugenommen. Das Kaufinteresse ist zuletzt auch wegen des reduzierten Preisniveaus wieder gestiegen. Futtermittelqualitäten werden hingegen kaum gehandelt. Vollmilchpulver wurde zuletzt wieder verstärkt nachgefragt, insbesondere die europäische Lebensmittelindustrie zeigt Bedarf, neue Abschlüsse kommen aber sowohl mengenmäßig als auch preislich nur auf reduziertem Niveau zustande. Bei schwächeren Preisen zeigt sich Molkenpulver ebenfalls in ruhigen Bahnen. am europäischen Binnenmarkt gibt es hier und da Kaufinteresse, aus dem Export in Drittländer kommen hingegen weiterhin kaum Anfragen bei den Molkewerken an. Die Handelsspanne wurde gestern bei 900 bis 1.000 Euro/t festgesetzt und damit am unteren Ende um 50 und am oberen Ende um 30 Euro geringer als in der Vorwoche.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Richtung bleibt: südwärts. Die Preise zeigen sich weiterhin unter Druck. Lichtblick: das geringere Preisniveau zieht langsam aber sicher in den ersten Teilmärkten wieder die Käufer an. Auch die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist für viele Milchprodukte wieder da, so dass hier Impulse im weiteren Zeitverlauf kommen könnten. Insgesamt bleibt der Markt jedoch schwierig.