Das Aufkommen an Rohmilch nimmt stetig zu. Für die erste Kalenderwoche des neuen Jahres wurden nach vorläufigen Berechnungen rund 1,6 % mehr Milch angeliefert als in der letzten Dezember-Woche, gegenüber der ersten Woche des Jahres 2022 stehen sogar 4,2 % mehr Milch zur Verfügung. Nach dem kurzen Auf bei den Preisen auf den Konzentratmärkten zeigen sich Rahm und Magermilchkonzentrat aktuell wieder schwächer. Dies liegt insbesondere an der höheren Milchmenge, die dem Markt zur Verfügung steht. Am Sportmarkt ist die Notierung nochmals um 1,8 Cent/kg auf 31,6 Ct/kg im Bundesdurchschnitt gefallen.
Bei der Butter zeigt sich eine Belebung des Marktes. Die Preise stehen hier zwar weiter unter Druck, dennoch nehmen die Abrufe aus dem Lebensmitteleinzelhandel wieder zu. Neben Butter werden auch Streichmischfette wieder umfangreicher abgerufen, deren Nachfrage sich nach Weihnachten deutlich beruhigt hatte. Die aktuellen Kontrakte mit dem LEH laufen zumeist bis Ende Januar, die Süddeutsche Butter- und Käsebörse senkte die Notierung für abgepackte Butter gestern insbesondere am unteren Ende der Handelsspanne. Belebter ist auch die Nachfrage nach Blockbutter. Wegen der höheren Milchanlieferungen stehen hier jedoch die Preise weiterhin unter Druck. Anfragen bei den Herstellern gehen nun wieder für alle Lieferzeiten bis einschließlich dem viertem Quartal 2023 ein. An der EEX gaben die Butterpreise im Wochenvergleich wiederholt nach. So gab beispielsweise der Butterkontrakt für Mai 2023 von 4.700 Euro/t am vergangenen Mittwoch auf 4.375 Euro/t am gestrigen Mittwoch um 325 Euro nach. Weiterhin zeigt sich in der Terminkurve, dass die Marktteilnehmer mit geringeren Preise im ersten Halbjahr, aber dann wieder mit festeren Preise im zweiten Halbjahr rechnen.
Weiterhin verhalten sind die Verhältnisse beim Käse. Die Nachfrage nach Schnittkäse aus dem Lebensmitteleinzelhandel hat sich aber gegenüber der Vorwoche leicht nach oben bewegt. Saisontypisch ist die Verbrauchernachfrage im Januar schwächer. Eine abwartende Haltung hinsichtlich der Bestellungen und Neuabschlüsse zeigen weiterhin die Abnehmer aus der Industrie und dem GV-Bereich. Bedingt durch die seit Anfang November deutlich anziehende Milchmenge ist die Warenverfügbarkeit hoch, gleichzeitig ist der Warenausgang geringer. Neuabschlüsse von Kontrakten kommen auf reduziertem Niveau zustande. Die Absatzmengen für den Export ziehen hingegen weiter an, aber auch hier kommt es zu Preisnachlässen. Die Warenbestände sind höher und werden älter. Die Notierungskommission in Hannover senkte gestern ihre Preisspannen für Gouda (Block- und Brotwaren) wiederholt und deutlich. Dabei werden die Durchschnittspreise aus Januar 2022 mittlerweile unterschritten.
Weitestgehend unverändert zeigt sich der Markt für Magermilchpulver in Lebensmittelqualität. Die Preise zeigen sich weiter rückläufig und der Pulverindex der EEX für Europa gab auch gestern sehr deutlich nach. Wegen der höheren Milchmenge zeigt sich auch hier eine höhere Warenverfügbarkeit und die Abgabebereitschaft der Hersteller ist deutlich gestiegen. Einkäufer zeigen derzeit wenig Bedarf und halten sich in Erwartung auf weiter nachlassende Preise mit Neugeschäften zurück. Im Export bleibt die Nachfrage ebenfalls verhalten, lediglich aus der Region Naher Osten sind leichte Steigerungen der Abrufmengen und des Interesses zu spüren. Beim Global Dairy Trade Tender in Neuseeland gab Magermilchpulver ebenfalls nach. Der Preisrückgang beträgt hier 0,3 %, der Index steht bei umgerechnet 2.621 Euro/t womit die europäischen Preise wettbewerbsfähig sind. Geringe Neuabschlüsse kommen im europäischen Umfeld für Vollmilchpulver zustande, auch hier geben die Preisnotierungen zuletzt wiederholt nach. Molkenpulver ist nach wie vor ein höheres Handelsvolumen festzustellen, preislich stehen aber sowohl die Lebensmittelqualitäten als auch die Futtermittelwaren unter Druck, die Notierungen wurden durch die Süddeutsche Butter- und Käsebörse in Kempten herabgesetzt.
Durch die rückläufigen Preise für Butter und Magermilchpulver fallen auch die Börsenmilchwerte deutlich. Zwischen Februar und Juni 2023 liegen die Werte jeweils unter der Marke von 40 Cent/kg. Die Briefkurse der Verkäufer liegen in Teilen unter dem Settlementpreisen.
ZMP Live Expertenmeinung
Der preisliche Druck am Milchmarkt und den Teilmärkten bleibt groß. Für Dezember 2022 haben die ersten Molkereien ihre Auszahlungspreise bereits gesenkt. Die Erlöse aus der Milchverwertung sind rückläufig, die Börsenmilchwerte in einigen Liefermonaten bereits unter die Marke von 40 Cent/kg gefallen. Die größere Milchanlieferung dürfte an diesem Trend vorläufig nichts ändern.