(AMI) – Veränderungen finden nicht nur global statt. Auch der Heimatmarkt befindet sich im Wandel. Vor allem der anstehende Brexit stellt eine gravierende Zäsur für die Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit und auch für Deutschland dar. Das Vereinigte Königreich ist ein mengenmäßig bedeutender Milchproduzent in der EU und ein wichtiger Importeur von Milchprodukten, zumeist aus anderen Mitgliedstaaten der Gemeinschaft.
Auch für Deutschland sind die Briten ein wichtiger Handelspartner, wobei die deutsche Außenhandelsstatistik für Milchprodukte einen deutlichen Überhang zu Gunsten der Ausfuhren ausweist. Im Mittel der vergangenen fünf Jahre lieferte Deutschland pro Jahr Milchprodukte im Wert von knapp 500 Mio. EUR in das Vereinigte Königreich, während britische Waren im Wert von rund 90 Mio. EUR in Deutschland abgesetzt wurden. Nennenswerte Mengenanteile im Export der deutschen Hersteller auf die Insel zeigten sich bei Käse, vornehmlich in den Kategorien Frisch- und Schmelzkäse sowie bei Joghurt- und Sauermilcherzeugnissen und Milchmischgetränken.
Vor diesem Hintergrund wird auch über den Austritt hinaus ein geordneter Marktzugang angestrebt. Denn, je nach Ausgestaltung des Brexits, können für die deutsche und europäische Milchwirtschaft gravierende finanzielle Schäden entstehen. Dies ist vor allem im Worst-Case Szenario eines ungeregelten Austritts der Fall. Dieser hatte sich zum 12.04.19 abgezeichnet, nachdem der Austrittsvertrag mehrfach vom britischen Unterhaus abgelehnt worden war. Ein „harter Brexit“ ist aber durch die jüngst auf dem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel beschlossene Verschiebung des Austritts auf den 31.10.19 der vorerst abgewendet. Es bleibt zu hoffen, dass es bis dahin zu einer Annahme des Austrittsvertrages seitens des britischen Unterhauses und somit spätestens im Herbst zu einem geregelten Verlassen des Vereinigten Königreiches aus der EU kommt. Sollte der Austrittsvertrages früher angenommen werden, ist hierfür auch ein Termin vor dem 31.10.19 denkbar.
ZMP Live Expertenmeinung
Ein „harter Brexit“ ist vorerst abgewendet. Damit ist das Unsicherheitspotential am Milchmarkt zunächst wieder deutlich kleiner geworden. Es bleibt zu hoffen, dass bis Ende Oktober eine Annahme des Austrittsvertrages seitens des britischen Unterhauses erfolgt und es somit spätestens im Herbst zu einem geregelten Verlassen des Vereinigten Königreiches aus der EU kommt.