IGC-Prognose: beste Versorgungslage auf den Getreidemarkt 2014/15 seit Jahren
Der Internationale Getreiderat (IGC) in London hat seine monatliche Juni-Schätzung zur Getreideernte 2014/15 gegenüber dem Vormonat nochmal kräftig erhöht. Die günstigen Wetterbedingungen in den meisten Anbaugebieten und die weiteren Aussichten haben zu diesem Ergebnis geführt. Allerdings wird auf die Gefahr einer El Nino Wetteranomalie hingewiesen, jedoch ohne erkennbare Berücksichtigung in der Statistik gefunden zu haben.
Die Weltgetreideernte wird auf 1,95 Mrd. t (Vorjahr 1,98 Mrd. t) geschätzt. Der Verbrauch soll von 1,92 Mrd. auf 1,94 Mrd. t im Vergleich zum Vorjahr steigen. Die Bilanzierung der Versorgung liefert einen Endbestand von 412 Mio. t bzw. einen „stock to use ratio“ von überdurchschnittlichen 21,3 % (Vorjahr 20,8 %). Eine solch hohen Endbestand hat es zuletzt im Jahre 2000/01 gegeben.
Die Weizenernte 2014/15 erhöht der IGC auf 699 Mio. t (Vorjahr 710) gegenüber der Vormonatsschätzung um rd. 5 Mio. t. Der Verbrauch wird mit 697 Mio. t nur wenig niedriger eingestuft, so dass eine kleine Bestandsaufstockung heraus kommt.
Die Maisernte 2014/15 wird um 9 Mio. t niedriger als die Rekordernte des Vorjahres eingestuft, aber um 8 Mio. t höher als in der Vormonatsschätzung. Die Endbestände steigen auf 180 Mio. t, so hoch wie seit Jahren nicht mehr.
Gute Ernten werden vor allem in der EU, China, Indien und Argentinien geschätzt. Beachtliche Abschläge hat der IGC für Kanada nach der Rekordernte des Vorjahres vorgenommen. Die australische Ernte wurde bereits vom dortigen Landwirtschaftsministerium wegen Trockenheit tiefer gesetzt. Im Vergleich zu den übrigen Schätzinstitutionen weicht die vom IGC prognostizierte Ernte in Russland mit 85 Mio. t deutlich nach unten ab. Die übrigen Russlandschätzungen lauten auf 90 bis 100 Mio. t.
Die jüngsten Entwicklungen der Überschwemmungen in den USA und ersten Ernteergebnissen in den Frühdruschgebieten hat der IGC wegen der notwendigen Vorlaufzeit zur Berichtserstellung nicht berücksichtigen können.
An den Börsen hat die Veröffentlichung der IGC-Schätzung wenig Resonanz ausgelöst. Die Kurse bewegen sich auf Seitwärts-Niveau. Die Aufmerksamkeit richtet sich konzentriert auf die USDA-Veröffentlichungen am kommenden 30. Juni zu den Vorratsbeständen und den offiziellen Anbauschätzungen in den USA.
ZMP Live Expertenmeinung
Bei aller Unterschiedlichkeit der Ernteschätzungen von verschiedenen Institutionen kristallisiert sich die Erwartung einer zweitbesten Ernte 2014/15 nach dem Rekordergebnis des Vorjahres heraus. Für die Versorgungslage errechnen sich infolge der hohen Anfangsbestände zurzeit Höchstwerte. Die Hälfte der Getreidevorräte liegt jedoch in China, das in diesem Jahr 2014/15 deutlich weniger Getreide importieren wird. Für die Versorgungsbeurteilung kommen daher die mobilen Endbestände der exportorientierten Staaten in 1. Linie in Betracht. Die mobilen Endbestände fallen zwar deutlich niedriger aus, liegen aber immer noch im guten Durchschnittsbereich. An den Börsen bewegen sich die Getreidenotierungen auf der Seitwärtslinie, nach dem eine deutliche Preisabschwungphase vorausgegangen ist