Schweinefleischmarkt: Tönnies-Schlachthof vorerst geschlossen.
Deutschland:
Die Schlachtzahlen in der Vorwoche bleiben mit 848.116 im saisonal niedrigen Durchschnitt. Die Schlachtgewichte sind bei 97,0 kg stehen geblieben.
Beim Weiterverkauf der Teilstücke an LEH, Verarbeiter und für Export wurden im Durchschnitt die Preise in der letzten Woche um 2 ct/kg erhöht. Kotelett (+4 ct/kg), Schulter und Nacken wurden um +2 ct/kg höher bewertet. Ein anziehender Grillabsatz macht sich bemerkbar.
Die Voranmeldungen für die laufende Woche liegen mit 238.800 um 5 % höher. Die vorerst 2-wöchige Schließung des Tönnies Schlachthofes im Kreis Gütersloh betrifft rd. 140.000 Schweine je Woche. Grundsätzlich ist eine Umverteilung auf andere Schlachthöfe möglich, kostet aber. Für Verunsicherung sorgt die ungewisse Zeitdauer der Schließung.
Der V-Preis für die 26./27. KW 2020 wird mit 1,66 €/kg unverändert beibehalten. Ob dieser Preis unter den gegebenen Umständen durchgehalten werden kann, ist noch offen.
Das Drittlandgeschäft leidet unter dem chinesischen Importverbot für Schweinefleisch des Lieferanten Tönnies.
Die ASP-Gefahr bleibt. In Polen sind Hausschweine betroffen.
Markt- und Preisentwicklung in ausgewählten Konkurrenzländern:
Dänemark hat die Schweinepreise für die laufende Woche unverändert beibehalten. Für die kommende Woche wird der Preis um 4 ct/kg tiefer gesetzt.
In Belgien verursachen die fehlenden Lebendexporte nach Deutschland Absatzprobleme. Die Preise tendieren zwischen unverändert bis nachgebend.
Niederlande: Die Unsicherheit ist angesichts der Tönnies-Schlachthofschließung groß. Dennoch wird von überwiegend stabilen Preisen ausgegangen.
In Frankreich sind die deutschen Auswirkungen kaum zu spüren. Die steigende Grillnachfrage sorgt für einen flotten Absatz. Fallende Schlachtgewicht sorgen einen gut geräumten Markt. Die Preise bleiben stabil mit leicht anziehender Tendenz.
In Italien läßt das Angebot aus dem In- und Ausland nach. Gleichzeitig steigt die Nachfrage. Steigende Touristenzahlen fördern den Absatz. Die Preise steigen weiter an.
In Spanien geht das Lebendangebot mit weniger Schlachtzahlen und geringeren Schlachtgewichten spürbar zurück. Die Nachfrage belebt sich zusehends. Die Exportmengen mit Schwerpunkt nach China sind ins Stocken geraten. Die Lebendnotierungen zeigen weitere Aufwärtstendenzen.
In den USA sind die durchschnittlichen Erzeugerpreise weiter auf 0,55 €/kg zurückgefallen. Das angestaute Lebendangebot bringt die eingeschränkten Schlachtkapazitäten in Bedrängnis. Andererseits liegen die Vorratsbestände in den Kühl- und Warenhäusern auf 75 % der Vorjahresniveaus. Der Nachschub aus der Feinzerlegung fehlt. Das China-Geschäft profitiert von den vorrangig grob zerlegten Teilstücken.
In Brasilien sind die umgerechneten Preise auf 1,05 gestiegen. Maßgeblich war der starke Wechselkurs dafür verantwortlich. Behinderungen durch die Covid-19-Pandemie treten insbesondere in den südlichen Provinzen auf. Die Exportpreise stehen jedoch unter Druck der US-Konkurrenz und nicht mehr so hoher chinesischer Preise.
China: Die Preise haben sich im Durchschnitt auf 5,12 €/kg erholt. Nach Überwindung der Covid-Pandemie steigt die Nachfrage wieder an. Andere Fleischarten sowie Proteinträger wie Fisch und Milch gleichen den Fehlbedarf beim Schweinefleisch nur teilweise aus. Die Importe streben in diesem Jahr auf einen Höhepunkt zu. Das US-Agrarministerium erwartet im Jahr 2029 wieder eine ausreichende Eigenversorgung.
Die jüngste Analyse des US-Agrarministeriums (USDA) zur aktuellen und zukünftigen Entwicklung im Schweinefleischsektor geht nach dem Einbruch im 2. Quartal 2020 von einer Wiedererholung der Schweinefleischerzeugung bis ins nächste Jahr 2021 aus. Allerdings sollen die Schweinepreise unter der Line von umgerechnet 1 €/kg bleiben. Die Exporte in Richtung China sollen nur noch moderat zulegen.
ZMP Live Expertenmeinung
Bisher noch wenig Druck durch Schließung des Schlachthofes Tönnies; Verunsicherung entsteht durch die unsichere lange Zeitdauer der Schlachthofschließung.