Richard Ebert
Member for 10 years 9 months

° * Dumm gelaufen / Professionelle Verführung der Ahnungslosen

"Dumm gelaufen" - Werden wir das bald wieder hören ? - Über die professionelle Verführung der Ahnungslosen und Leichtgläubigen

(05.11.2003) Die Welt wird gegenwärtig von einem wahren Schwall optimistischer Konjunkturprognosen überschüttet. Wir würden nur zu gerne an sie glauben, doch wir können es nicht.

Richtig los ging es, als das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den USA für das dritte Quartal bekanntgegeben worden war. Mit einer Jahresrate von 7,2 Prozent übertraf es alle Erwartungen. Natürlich waren besonders die Medien dankbar, denn sie konnten mit ihnen eigenen Multiplikatoreffekten unter fetten Lettern vermelden, dass dies die stärkste in einem Quartal ermittelte Rate seit 20 Jahren war.

Wir wollen nicht näher auf diese Zahlen eingehen, denn ein abschließendes Urteil ist nicht möglich. Es folgen noch zwei Berichte, in denen die Zahlen erheblich revidiert werden können. Dass die Korrekturen nach oben weisen, ist eher unwahrscheinlich. Für Enttäuschungen bleibt daher reichlich Raum.

Was uns beunruhigt, ist die Bedenken-, ja die Schamlosigkeit, mit der nicht wenige Ökonomen, Politiker, Kommentatoren in den Medien und Anlagestrategen die fragilen Zahlen aus den USA missbrauchen, um sie für dieses Land selbst und auch für den Rest der Welt hochzurechnen. Das Ergebnis sind rosige Perspektiven, wie sie sich selbst die Berufsoptimisten noch vor wenigen Wochen nicht hätten ausmalen können.

Die einzige Rechtfertigung für dieses Verhalten liegt in der Psychologie. Seit auch von den Puristen unter den Ökonomen nicht mehr bestritten werden kann, dass die Psychologie mindestens die "halbe Miete" für die Entwicklung der realen Wirtschaft bildet, ist klar, dass die Stimmung besonders in Krisensituationen wie dieser buchstäblich um jeden Preis gefördert werden muss.

Doch schon stellt sich die Frage, ob beim Ausschmücken der positiven Perspektiven nicht wenigstens am Rande auch die Risiken aufgezeigt werden müssten.

Es liegt in der Natur des Menschen, dass er das Positive sehen will und dass er es meist auch zur Grundlage seines ökonomischen Handels macht. Nur zu gerne folgt er daher den Optimisten und bemerkt in seiner Ahnungslosigkeit, Obrigkeitshörigkeit oder Leichtgläubigkeit erst gar nicht, welche Zwecke sie verfolgen. Am Ende wird er mit dem Urteil "Pech gehabt" oder "dumm gelaufen" abgespeist, wenn sich das Blatt gegen die -wohlgemerkt meist gut vorbereiteten- Berufsoptimisten wendet.

Unredlich wird der Optimismus also, wenn er einseitig verbreitet wird und den Verführbaren keine Chance zu besseren Einsichten lässt. Und so ist es, wie wir argwöhnen, auch diesmal wieder.

Keine Ruhe lässt uns die hohe Verschuldung im privaten Sektor vor allem der amerikanischen und der britischen Volkswirtschaft. Mit dem gegenwärtigen Schuldenstand in einen neuen expansiven Konjunkturzyklus einzutreten, kann nur in einem Desaster enden.

Die Schuldner können ihren Gläubigern nicht entkommen, es sei denn, es ereignete sich ein Wirtschaftswunder. Und selbst dann wäre das Desaster vorgezeichnet, denn die Verschuldung würde sich nur noch weiter erhöhen. Niemand kann ernsthaft glauben, dass gespart wird, um die Schulden zu mindern. Im Gegenteil, es werden reichlich neue Fässer aufgemacht, weil man das Ende der Enthaltsamkeit feiern zu können glaubt.

Die immensen Staatsschulden sind eine andere Geschichte. Aber sie sind weder qualitativ noch quantitativ so verschieden, dass sie die Verschuldung der Privatwirtschaft nicht berühren würden.

(Quelle: Arnd Hildebrandt, Taurosweb)

select
Member for 10 years 9 months

@ simplify

"Ob Herr Hildebrandt Recht behält oder nicht, dass ist mir im Prinzip wurscht, was zählt ist die Performance in meinem Depot."

Dann kann ich nicht nachvollziehen, warum Sie sich darüber Gedanken machen. Und wenn es Ihnen "wurscht" ist, warum lesen Sie schon "länger" die Berichte von Herrn Hildebrandt? Wenn Ihre Performance ja sowieso besser ist!

"Es ist nicht mein Ding irgendwelche Prognosen in Foren abzugeben."

Ich persönlich "liebe" diese Menschen, die keine Prognosen abgeben, aber über andere Urteilen. Mit dem Finger zeigen ist mehr als leicht. Denn dann kann ich immer besser sein als die anderen. Mut zur Prognose, dass ist das Zauberwort.

Ich könnte mir vorstellen, dass Sie noch zur Schule gehen oder sich im Ausbildungsverhältnis befinden. Denn freihändig können Sie noch nicht laufen!

Hochachtung sollte das Bindeglied zwischen Menschen sein und bleiben. Zumindest zolle ich allen Forumsmitgleidern hier Respekt, auch wenn ich Sie nicht kenne.
Denn das sollte die Grundlage unter "Gleichgesinnten" sein.

Und wenn ich in eine bestehende Grundstruktur auftreffe und da nicht "reinpasse", muss ich dies akzeptieren. Es kann nicht funktionieren, dass Rad anders herumzudrehen.

Sie müssen im Umgang mit Menschen noch viel lernen und besonders Leistungen anerkennen, auch wenn Sie mit Ihnen nicht klar kommen.

Abstraktes Denken kann man lernen und dazu gehört viel Disziplin und Wille.

Viel Erfolg!

Gruß select

simplify
Member for 10 years 9 months

So kann man sich irren :-)

Ich habe schon an der Börse spekuliert, als der DOW unter 1000 notierte, Gold 700 $ kostete und die Ölkrisen einen Run auf Ölaktien auslöste.

Da ich mich immer noch munter der Spekulation hingebe, können meine Einschätzungen so falsch nicht gewesen sein.

Aber jeder ist für sein Depot selber verantwortlich, darum kann auch jeder den Prognosesen von sogenannten Analysten und Gurus nachlaufen.

Ich war der Meinung, dass dieses Forum auch dafür da ist, ständige Fehleinschätzungen dieser Leute mal zu hinterfragen, aber da habe ich mich in diesem Forum wohl wirklich gründlich geirrt, eigentlich Schade.

select
Member for 10 years 9 months

@ simplify

"Ich habe schon an der Börse spekuliert, als der DOW unter 1000 notierte, Gold 700 $ kostete und die Ölkrise einen Run auf Ölaktien auslöste."

Ja, Ja!! Ist schon klar. Ich war auch 1929 im Dow Jones short!

Ciao

Gast

@ alle

Warum diese Schärfe in der Diskussion? Ich glaube Simplify das er seit den Achtzigern im Geschäft ist. Das bin ich auch, und sogar noch ein paar Jahre mehr.

Im Grunde haben beide Parteien recht. Herr Ebert ebenso wie Simplify. Die von Herrn Hildebrandt dargestellten Analysen sind fundamental begründet und sehr eloquent vorgetragen. Sie stellen oft eine sehr willkommene Abwechslung im Forum dar, und ich lese Sie wahnsinnig gerne.

Und jetzt komme ich zur Argumentation der Gegenseite. Ich lese Sie nur, ich handle nicht danach. Prognosen oder Analysen dieser Art sind für das Trading absolut nicht zu gebrauchen. Eine Meinung oder ein Tradingansatz ohne zeitliche Angabe ist absolt sinnlos.

Ich teile die Meinung von Herrn Hildebrandt. Nur soll ich die Bonds gleich shorten, oder laufen wir nochmal nach oben, bevor wir Richtung Süden gehen?

Also freuen wir uns weiter auf Herrn Hildebrands Analysen und ziehen wir aus alledem unsere eigenen Schlüsse.

gruß

curtiss
Member for 10 years 9 months

Hi,

ich habe es irgendwo gelesen:

Die jetzige Korrektur entspricht der 1. nach 1929 und irgendein Retracement passt auch? Bin leider unterwegs und hab meine Chartmaschine nicht dabei. Was sind 300 Punkte im DAX? Alles relativ, nicht für Lischen Müller.

Tech-Werte im Nasdaq wieder mit einem KGV von 150, da läuten alle Glocken.

Was machen der Bund und die Bank von England?

Zulauf hat es Anfang 2002 richtig beschrieben mit "eine weiche Depression", deswegen erkennt sie Lieschen Müller auch nicht, nur dass sie immer früher im Monat weniger oder nichts in der Schatulle hat.

Hauptsache Vola für den schnellen Trade und sonst nur Cash, Gold und Immobilien. Wenn die KGV`s der Bluechips unter 8 sind, ich glaube sogar an 5 und weniger, wird wieder Cash gegen Aktien getauscht, dauert aber noch 7 bis 8 Jahre.

Wir werden die 40,- USD usw. im Öl sehen, die Asiaten werden u.a. dafür sorgen. Dann aber sind die Hotshots schon nicht mehr in diesem Forum oder in Stocks.

Schönes Wochenende!

C

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zorrie
Member for 10 years 9 months

70% der Amerikaner können nicht alle diese drei Fragen richtig  beantworten

1. Suppose you had $100 in a savings account and the interest rate was 2 percent per year. After five years, how much do you think you would have in the account if you left the money to grow? A) more than $102; B) exactly $102; C) less than $102; D) do not know; refuse to answer.

2. Imagine that the interest rate on your savings account is 1 percent per year and inflation is 2 percent per year. After one year, would you be able to buy A) more than, B) exactly the same as, or C) less than today with the money in this account?; D) do not know; refuse to answer.

3. Do you think that the following statement is true or false? “Buying a single company stock usually provides a safer return than a stock mutual fund.” A) true; B) false; C) do not know; refuse to answer.

Quelle und mehr http://pragcap.com/the-worlds-shocking-financial-ignorance#7CgSWxrj2yWY…

In Europa sieht das bestimmt nicht besser aus. Viele Menschen sind einfach unfassbar dumm, zumindest was Geldangelegenheiten angeht. Muss jetzt der Staat diese Leute beschützen, oder nicht?
Ich denke, jeder kann sich schlau machen, so wie er es beim Smartphonekauf auch tut. Der Staat sollte nur dafür sorgen, dass die Kinder mehr über Finanzdinge lernen!

scorpion260
Member for 10 years 9 months

Respekt, da hast Du aber tief gebuddelt!;-).

benedikt54
Member for 10 years 9 months

In reply to by scorpion260

zorrie

Der Staat sollte nur dafür sorgen, dass die Kinder mehr über Finanzdinge lernen!

Das wäre wünschenswert, bleibt aber wohl eher Wunschdenken. Der Staat wird nun einmal durch die Wirtschaft kontrolliert, und diese denkt gar nicht daran sich ihr künftiges Melkpotential dadurch zu versauen das sie die Kunden aufklärt. Nur wer nicht aufgeklärt ist lässt sich auch brav melken und glaubt jeden Scheiss der ihm vorgesetzt wird.

rodeonrwdeo
Member for 10 years 9 months

Was wollen wir alles dem Staat aufbürden? Es langt wenn in den Schulen Lesen, Schreiben, Rechnen und selbständiges Denken vemittelt wird. Ob der Staat das am besten kann, daran habe ich im Grundsatz meine Zweifel, denn bitteschön was kann er denn besser als private?

Und die alte Leier, dass die "böse" Wirtschaft den Staat und uns alle kontroliert und bevormundet glaube ich im generellen nicht.

Die Politik stellt sich  alle paar Jahre der Wahl, der Verkäufer muss seine Kunden meist täglich neu überzeugen, dass er die beste Wahl darstellt.

Nicht der Staat, sondern wir selbst haben es in der Hand ob unsere Kinder mit Geld um gehen können und selbständig handeln gelernt haben. Wir die Eltern sind verantwortlich

benedikt54
Member for 10 years 9 months

Wir die Eltern sind verantwortlich

Volle Zustimmung. Genau das tue ich und sicherlich aus Sie.  Nur gehen Sie mal zu Mac Donalds und sehen sich um was für Eltern Kinder erziehen dürfen. Wir geben als Erwachsene meist das weiter was wir selbst gelernt haben oder von unseren Eltern lernen durften.

Wenn man aber ein Volk von RTL zuschauern heranzüchtet darf man nicht annehmen das die sich mit ökonomie auseinandersetzen. Dazu bedarf es schon eines gezielten Lehrplanes, nur dieser scheitert aus den von mir genannten Gründen. 

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