Zwar konnten die Weizenpreise am gestrigen Donnerstag wieder etwas fester aus dem Handel gehen. Auf Wochensicht bleibt aber ein bärischer Markt im Rückblick. Sowohl Weizen als auch Mais trugen an den meisten Handelstagen rote Vorzeichen. Schlusskurs für Weizen im meistgehandelten Mai-Kontrakt war gestern bei 192,00 Euro. Am vergangenen Donnerstag stand der Kontrakt noch bei 196 Euro/t. Beim Mais notierte der Kontrakt vor einer Woche am Donnerstag noch bei 174,75 Euro/t, gestern lag der Schlusskurs bei 173,00 Euro/t.
Die Gründe für die Rücksetzer und die eher pessimistischen Stimmung ist weiterhin in der Exportkonkurrenz am Schwarzen Meer zu suchen. Die Ukraine hat wieder ein Seeexportvolumen im Februar erreicht, dass seit Beginn des russischen Angriffes nicht mehr so hoch war. Russlands Exportpreise hatten in der letzten Woche ein Vier-Jahres-Tief erreicht und sind in dieser Woche nochmals um deutliche 12 US-Dollar je Tonne auf 203 US-Dollar fob gefallen. Die günstigeren Einkaufspreise am Weltmarkt wusste Algerien zu nutzen. Das Land hatte 600.000 Tonnen in einem Tender gebucht. Die Lieferungen kommen dabei vor allem aus Russland und der Ukraine. Das ist auch für algerische Verhältnisse eine besonders große Menge. Händler waren dabei durchaus überrascht, dass zu diesen Preisen ein solch hohe Menge eingekauft werden konnte. Das spricht nochmals für die hohe Exportkonkurrenz der Getreideexportierenden Länder. Europas Weizenexporte haben ihren Rückstand gegenüber dem Vorjahr zuletzt etwas aufgeholt. Gleichzeitig zeigen sich die europäischen Maisexporte sehr deutlich unter dem Niveau des Vorjahres. Die bessere europäische Ernte macht sich hier klar bemerkbar.
Die US-Exportverkäufe enttäuschten zuletzt ebenfalls. Händler bringen sich hier zuletzt verstärkt für die heutige WASDE in Stellung. Mit größeren Anpassungen rechnen aber nur wenige Marktteilnehmer. Am US-Maismarkt werden die Händler bei der heutigen WASDE vor allem auf Südamerika blicken. Die zweite Maiaussaat kommt in Brasilien sehr zügig voran und ist mit mittlerweile 86 Prozent auf den Zielgraden. Im Vorjahr waren zu diesem Zeitpunkt 70 Prozent der Flächen bestellt. In Deutschland und Mitteleuropa erhoffen sich die Maiserzeuger ein trockeneres Frühjahr. Insbesondere im Norden sind die Äcker weit davon entfernt, befahrbar zu sein. Die Prognosen deuten aber ein trockenerer Märzmonat an. In allen Regionen ist die Bodenkapazität für die Aufnahme von Wasser deutlich erreicht, teilweise immer noch überschritten. Die Mischfutterindustrie fragt aktuell weiterhin nur sporadisch Weizen, Gerste und Mais nach. Landwirte zeigen sich vor dem Hintergrund der sinkenden Preiserwartungen aber verkaufsbereit als noch vor einigen Wochen.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Bären behalten auch in dieser Woche die Oberhand. Auch wenn auf Wochensicht sich eine leichte Seitwärtsbewegung andeutet: Die Exportkonkurrenz ist groß und bleibt groß. Die Weizenlager in Russland sind gut gefüllt und liegen über dem Niveau des Vorjahres. Die globale Maisernte ist mehr als üppig und durch die brasilianischen Erntearbeiten stehen große Menge zur Verfügung. Auch Argentinien beginnt mit der Ernte.