Die Entwicklung der Milchmenge verläuft derzeit nicht ganz saisontypisch. Nach dem Rückgang der Vorwoche wurde in der 38 Woche wieder etwas mehr Milch abgeliefert. Gegenüber der 37. KW wurden rund 0,2 Prozent mehr Milch angedient. Auf Sicht der ersten 38 Kalenderwochen 2023 stand der Molkereien insgesamt rund 2,1 Prozent mehr Milchmenge zur Verfügung als im selben Zeitraum 2022. Ein weiter begrenztes Rohstoffangebot hat die Preise für Industrierahm und Magermilchkonzentrat weiter nordwärts entwickeln lassen. Für Industrierahm kam besonders auch aus Italien verstärktes Interesse. Spätsommerlich hohe Temperaturen lassen vor allem die Nachfrage der Außengastronomie und Eisdielen anziehen. Für Deutschland ermittelte das ife Institut einen Spotmarktpreis für Rohmilch von 43,1 Cent/kg und damit ein Plus von 0,5 Cent gegenüber der Vorwoche. Auch in Italien und den Niederlanden zogen die Spotmarktpreise an, in den Niederlanden sogar sehr deutlich.
Der Markt für Butter zeigt sich insgesamt dynamischer. Die Abrufe von Formbutter bleiben auch zum Monatswechsel auf einem erhöhten Niveau. Es gehen zusätzliche Anfragen bei den Molkereien ein, die nicht immer zeitnah bedient werden können. Bei ersten Lebensmitteleinzelhandelsketten zogen die Verbraucherpreise für das 250-Gramm-Päkchen bereits um 6 Cent auf 1,45 Euro an, zumeist wird Formbutter aber noch zum Preis von 1,39 Euro angeboten. Die Molkereieabgabepreise zeigen sich in Teilen bereits fester, die Notierung in Kempten blieb gestern unverändert. Die Belebung bei der Blockbutter setzt sich auch Anfang Oktober fort. Insbesondere die steigenden Rahmpreise sorgen dafür, dass sowohl Käufer als auch Verkäufer aktiver werden. Die aktuelle Dollar-Stärke sorgt zudem dafür, dass Käufer aus Drittländern vermehrt Kontraktwaren vorziehen. Die Belebung des Marktes spiegelt sich bei den Preisnotierungen noch nicht wider. Die Butter- und Käsebörsen in Kempten senkte die Handelsspanne leicht. An der Börse in Leipzig konnten die späteren Liefertermine auch auf Sicht der letzten Woche preislich zulegen und liegen ab November 2023 oberhalb der aktuellen Marktpreise. Verkäufer zeigen sich zuletzt an der EEX zurückhaltend. Aktuell stehen keine Briefkurse im Orderbuch.
Am Käsemarkt gibt es kaum Veränderungen. Die Abrufe und die Nachfrage befinden sich auf einem hohen Niveau, der Feiertag am Dienstag sorgte zudem für einen Vorzieheffekt. Wegen der steigenden Preistendenzen beim Rahm kommen vermehrt Käufer auf die Werke zu, um Waren und Preise zu sichern. Der schwächere Euro-Kurs und die am Weltmarkt anziehenden Preise haben die Exportnachfrage zudem etwas belebt. Die Bestände sind weiterhin jung und unterdurchschnittlich. Preislich ändert sich jedoch noch nichts.
Umfangreicher präsentiert sich die Nachfrage nach Magermilchpulver. Sowohl aus dem Binnenmarkt als auch aus Drittländern gehen vermehrt Anfragen ein. Bestandsware ist am Markt weiterhin vorhanden, frische Ware wird aber überschaubarer produziert. Die anziehenden Preise für Konzentrat haben de Produktion drosseln lassen. Die Hersteller konnten zuletzt nochmals höhere Preise durchsetzen. Die Notierung in Kempten zog an und auch an der EEX zeigen sich im Wochenvergleich deutlich festere Preise bei gesteigerten Umsatzvolumen. Beim Global Dairy Trade Tender in Neuseeland am Dienstag zogen die Preise für Magermilchpulver um 6,6 Prozent an. Europäische Ware ist damit knappwettbewerbsfähig. Die Euroschwäche der letzten Tage hat jedoch zur Konkurrenzfähigkeit beigetragen. Futtermittelqualitäten konnten bei der Notierung in Kempten deutlich anziehen. Vollmilchpulver wurden im Marktumfeld anziehender Preise für Rohstoffe ebenfalls fester gehandelt. Gehandelt werden vor allem kurzfristige Lieferungen innerhalb des europäischen Binnenmarktes. Am Weltmarkt fehlt es derzeit trotz der Preissteigerungen beim Global Dairy Trade Tender am Dienstag an Wettbewerbsfähigkeit. An den Kassamärkten wird Vollmilchpulver aber um bis 100 Euro/t fester gehandelt als noch vor einer Woche. Reger ist auch die Nachfrage und der Abruf von Molkenpulver. Die Notierung in Kempten zog um durchschnittlich 20 Euro je Tonne auf 790-860 Euro/t an.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Milchmarkt stabilisiert sich mehr und mehr. Die Preistendenzen sind fest, auch wenn noch nicht alle Notierungen anziehen. Die Grundauszahlungspreise im September dürften aus Erzeugersicht unverändert bleiben, Potenzial für die Auszahlungspreise im dritten Quartal ist aber deutlich vorhanden.