Nach zwei Wochen mit wieder steigenden Milchmengen hat wieder der saisonale Verlauf der rückläufigen Anlieferungen eingesetzt. Gegenüber der Vorwoche wurden in der 37. Kalenderwoche rund 1,5 Prozent weniger Rohmilch angedient. Das führt auch zu festeren Entwicklungen der Konzentratmärkte. Vor allem Industrierahm ist begrenzt verfügbar und konnte bei einer anhaltenden guten Nachfrage preislich anziehen. Magermilchkonzentrat wird ebenfalls fester gehandelt und mengenmäßig bei begrenztem Angebot gut nachgefragt. Spotmarktmilch verlor im Wochenvergleich 0,5 Cent/kg und wird im Bundesmittel mit 42,6 Cent/kg angegeben. Der Kieler Rohstoffwert Milch für September legt um 0,7 Cent/kg zu und wird vom ife Institut mit 35,0 Cent/kg angegeben.
Knapper werden die Bestände und Angebote bei der Blockbutter. Auch wenn sich die Anzahl der Neugeschäfte noch immer in ruhigen Bahnen bewegen, konnten die Preise anziehen. Die Produktionsmengen haben sich rückläufig entwickelt. Wegen hoher Rahmpreise wird Frischware überwiegend noch für bestehende Lieferverpflichtungen produziert. Die Notierungsspanne wurde am unteren und oberen Ende um 25 Cent auf 4,65 – 4,85 Euro/kg erhöht. Im Exportgeschäft zeigt sich weiterhin ein impulsloses Geschäft. Formbutter wird im direkten Wochenvergleich wieder mehr nachgefragt. Die Preise bleiben unverändert stabil. Das bezieht sich sowohl auf die Abgabepreise der Molkereien als auch auf die Verbraucherpreise im Lebensmitteleinzelhandel. Insbesondere der LEH ruft derzeit verstärkt Waren ab. Wegen der höheren Rahmpreise scheint es gewisse Vorzieheffekte zu geben. An der EEX ging es für die Butterkontrakte deutlich nordwärts. Ab dem Lieferant Dezember notieren die Kontrakte derzeit oberhalb des aktuellen Kassamarktniveaus.
Beim Schnittkäse gibt es zuletzt wenig Änderungen. Die Exporte nach Südeuropa nehmen saisontypisch weiter ab. Hingegen zeigen sich die Warenausgänge in Richtung Lebensmitteleinzelhandel auf hohem Niveau, die Verbrauchernachfrage wird durch Angebotsaktionen zusätzlich beflügelt. Großverbraucher und Industriekunden zeigen derzeit kaum Bedarf, der über die bestehenden Kontrakte hinausgeht. Die Reifelagerbestände entwickeln sich rückläufig. Dies ist auch auf die rückläufige Milchanlieferung zurückzuführen. Die Preisnotierungen in Hannover zeigte sich gestern unverändert.
Die Belebung beim Magermilchpulver setzt sich fort. Es gehen vermehrt wieder Anfragen bei den Trocknern ein, die auch zu neuen Geschäftsabschlüssen führen. Im Mittelpunkt stehen dabei Lieferungen bis Jahresende 2023. Kurzfristige Bedarfe sind in der Minderzahl der Bestellungen ein Thema. Für Lieferungen im neuen Jahr zeigen sich Käufer wieder Verkäufer weiter abwartend. Im Exportgeschäft liegen die Schwerpunkte derzeit im Mittleren Osten sowie im nördlichen Afrika. Die Nachfragen aus China und weiteren Ländern in Asien bleibt hingegen hinter den Erwartungen zurück. Magermilchpulver an der EEX legte auf Wochensicht ebenfalls zu. Futtermittelware konnte bei der gestrigen Notierung genauso wie die Lebensmittelqualitäten preislich zulegen. Vollmilchpulver bleibt weiterhin ruhig gehandelt. Die Notierungen zogen im Durchschnitt zwar um 50 Euro/t an, die gehandelten und nachgefragten Mengen bleiben aber insgesamt überschaubar. Hingegen wird Molkenpulver sowohl für kurzfristige Lieferungen als auch für spätere Termine bei festeren Preisen umfangreicher gehandelt. Insgesamt ist das Angebot an Molkenpulver rückläufig, da auch Molke wegen der rückläufigen Milchanlieferungen nicht mehr so umfangreich zur Verfügung steht wie noch vor ein paar Wochen.
Wie aus der jüngsten Exportstatistik der EU-Kommission hervorgeht, wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 mehr Milchproduktmengen exportiert als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Magermilchpulverexporte stiegen um 23 Prozent von 401.000 Tonnen in den ersten sieben Monaten 2022 auf nun 492.000 Tonnen. Molkenpulver wurde um 5 Prozent mehr ausgeführt und auch Vollmilchpulver konnte trotz der hohen europäischen Preise im Absatz um 14 Prozent zulegen. Rückläufig sind hingegen die Exportmengen bei der Babynahrung sowie beim fettfreien Milchpulver.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Milchmarkt zeigt eindeutig belebende Tendenzen. Die Nachfrage nach Magermilchpulver und Blockbutter hat sich verbessert, auch wenn die Mengen noch hinter den Vorjahreswerten liegen. Wegen der rückläufigen Milchanlieferungen schwinden die Käsebestände und es steht weniger Molke für die Herstellung von Molkenpulver zur Verfügung. Die Börsenmilchwerte zeigen für das erste Halbjahr 2024 bereits wieder Preiserwartungen oberhalb der Marke von 40 Cent an, ab Mai 2024 liegen diese bereits bei über 45 Cent/kg.