Deutschland: Das Lebendangebot steigt weiter an. Preise unverändert.
Die Schlachtzahlen der Vorwoche sind mit 828.103 (VorVorwoche 822.635) nochmal angestiegen, die Schlachtgewichte liegen bereits bei 98,8 kg.
Die Voranmeldungen für die laufende Woche sind mit 331.000 (Vorwoche 362.660) deutlich zurückgefallen und sorgen für eine geringe Entspannung. Hoffentlich gelingt es durch größer werdende Schlachtkapazitäten, den Angebotsstau in Grenzen zu halten.
Beim Weiterverkauf der Teilstücke an LEH, Verarbeiter und für Export wurden die Durchschnitts-preise geringfügig zurückgesetzt.. Schulter und Kotelett wurden etwas geringer bewertet. Der Fleischhandel läuft stabil. Schlachtnebenprodukte sind schwieriger im Markt unterzubringen.
Das Exportgeschäft ist durch die ASP-bedingten Sperren asiatischer Importländer weggebrochen. Ein Problem ist die Unterbringung der Drittlandexport-typischen Teilstücke.
Der V-Preis bleibt für die 44./45. KW 2020 bei 1,27 €/kg stehen.
Es sind bisher 113 ASP infizierte Wildschweine in Brandenburg amtlich bestätigt worden. Über die Kerngebiete hinaus wird eine sog. Weiße Zone mit festen Doppelzaun eingereichtet. Die Suche nach Fallwild mit Drohnen, Hunden und Feuerwehrleuten geht weiter. Hausschweine sind nicht betroffen.
IN Sachsen wurde 50 km von den bisherigen brandenburgischen Fundorten ein ASF infiziertes Wildschwein geschossen. Auch hier werden Zäune gezogen.
Markt- und Preisentwicklung in ausgewählten Konkurrenzländern:
In Dänemark werden die Preise in der 44. KW zum wiederholten Male unverändert beibehalten. Exporte in den Binnenmarkt sind aufgrund begrenzter Absatzmöglichkeiten mit Schwerpunkt in Deutschland schwieriger geworden. Der Drittlandexport läuft.
In Belgien sind die Preise in der 44. KW unverändert auf ihrem tiefen Niveau stehen geblieben. Die Verkaufsmöglichkeiten im EU-Binnenmarkt gestalten sich wegen der ASP-bedingten Exportsperre für Deutschland schwieriger.
Niederlande: Die Schlachtunternehmen haben ihre Preise in der 44. KW nicht verändert. Lebendexporte nach Frankreich (ca. 11.000) und Deutschland (3.000) bleiben weiter unter früher üblichen Zahlen.
In Frankreich sind die Schlachtzahlen zurückgegangen; einige Partien wurden abgewiesen. Die Preise in der Bretagne wurden mit 1,35 €/kg etwas zurückgesetzt. Fleischimporte aus den Nachbarländern engen den Absatz- und Preisspielraum in Frankreich ein.
In Italien sind die Preise um -4 ct auf rd. 1,51 €/kg zurückgefallen. Die Nachfrage läßt in der Nachurlaubszeit und Coronvirus-bedingt nach. Steigende Importe drücken auf die Kurse.
In Spanien sind die Preise umgerechnet um 1 ct auf 1,70 €/kg. Saisonbedingt steigt das Angebot. Lieferungen aus anderen Ländern wirken sich preisdrückend aus. Der China-Export läuft flott.
In den USA sind die Erzeugerpreise in IOWA auf 1,17 €/kg zurückgefallen. Der neue Frontmonat Dez 2020 wird an der Chicagoer Börse nur noch bei 1,26 €/kg gehandelt. Bei der Umrechnung spielt der schwankende Dollar eine Rolle mit. Steigendes Lebendangebot und reduzierte Exporte sowie Coronavirus-bedingt eingeschränkte Schlachtkapazitäten sind die Ursachen.
In Brasilien sind die Preise mit Unterstützung der Währung auf 1,80 €/kg gestiegen. In der Landeswährung bewegen sich die Preise auf Spitzenniveau. Auch hier profitiert man von wachsenden Exportgeschäften u.a. wegen der ASP-Liefersperren für Deutschland.
China: Die Durchschnittspreise sind umgerechnet auf rd. 5,33 €/kg gefallen. Die Nachfrage hat sich aufgrund der Gegebenheiten nach unten angepasst. Ein leicht steigendes Inlandsangebot macht sich bemerkbar. Die gesperrten deutschen Lieferungen werden durch Ersatzimporte aus anderen Ländern ausgeglichen. Die Einfuhren bewegen sich auf ungewöhnlich hohen Niveau.
FAZIT: Der Schlachtschweinestau in Deutschland wird kritischer. Ferkel können nicht im erforderlichen Umfange umgestallt werden. Der Rückstau drückt auf die Ferkelpreise. Anders als im Sommer ist eine saisonübliche herbstliche Angebotssteigerung im Lebendviehsektor zu verkraften. Sorgen verursachen die steigende Coronavirus-Infektionen der sog 2. Welle.
Dagegen ist das Frischfleischangebot nicht zu reichlich. Werttragende Teilstücke für die Verarbeitung sind gefragt. Das sog 5. Viertel läßt sich jedoch wegen der ASP-bedingten deutschen Sperren in Drittländer nur schwer im Markt unterbringen.
ZMP Live Expertenmeinung
Zu geringe Schlachtzahlen, zu hohe Schlachtgewichte, anhaltender Angebotsdruck und unzureichende Drittlandexporte prägen die unverändert kritische Lage im Schlachtschweinemarkt. Geringe Erwartungen an fallende Voranmelddungen und Hoffnungen auf erweiterte Schlachtkapazitäten sorgen für leichte Entspannung, ohne das Problem des Angebotsstaus zu lösen.