Kursrückgang an den Börsen gestoppt – Talsohle erreicht oder nur Zwischenstopp?
Der seit Anfang Mai 2014 zu beobachtende massive Kursrückgang um rd. 15 % hat vorerst einen Stopp eingelegt. Auslöser waren die starken Niederschläge in den USA, die zu Beeinträchtigungen beim Saatenstand und Ernteeinbußen führen könnten. Auch die Nachwirkungen der Trockenperiode in den südlichen Anbaugebieten sind in das Kalkül der Anleger eingeflossen.
Die kommende Ernte 2014/15 wird nach derzeitigem Schätzungsstand etwas kleiner als im Vorjahr ausfallen, allerdings soll die Versorgungslage infolge der hohen Anfangsbestände ein klein wenig günstiger ausfallen. Allerdings ist der Grat, auf dem die aktuellen Zahlen beruhen, sehr schmal, so daß schon kleinere Störungen die Gleichgewichtssituation ins Wanken bringen kann.
Die gefallenen Kurse haben ein Niveau erreicht, das unter dem Durchschnittswert liegt, der zur geschätzten Versorgungslage passt. Von daher wäre zu vermuten, dass der jetzt erreichte Kurs eine untere Markierungslinie darstellt. Allerdings steht ein erster richtiger Erntedruck erst noch bevor, so daß durchaus noch weitere Rückschläge nicht ausgeschlossen sind.
Für die EU stehen nach jüngsten Schätzungen weitere kleinere Verbesserungen in Aussicht. Mit Ausnahme Spaniens und kleiner Teile Frankreichs werden hohe Ernten erwartet. Auch der südosteuropäische Raum mit Kontinentalklimaeinfluss lässt auf günstige Ernten hoffen.
Unsicher bleiben die Verhältnisse im Schwarzmeergebiet. Von amtlicher Seite werden immer wieder optimistische Zahlen genannt, die aber durch das politische Umfeld und die tatsächliche Witterungsentwicklung in Frage gestellt ist. Die Frage stellt sich für Importeure, inwieweit sie auf die Verlässlichkeit der Lieferungen aus diesem Gebiet vertrauen oder doch besser das Versorgungsrisiko durch eine breite Streuung der Einkaufsstandorte abfangen. Als sichere Lieferanten mit Qualitätsware gelten die Ausfuhrländer der EU, währen die USA aufgrund schwacher Weizenernte, hoher Preise und Transportkosten wenig wettbewerbsfähig erschein en.
Australiens Ernte wird durch das El Nino Wetter schon bei der Aussaat wegen Trockenheit beeinträchtigt. Das australische Landwirtschaftsbüro hat die Ernte bereits um 10 % abgestuft. Inwieweit fehlender Monsunregen auch die indische Ernte noch beeinflusst, ist noch unsicher.
Die nächsten Monate werden üblicherweise die sog. Wettermärkte noch einige überraschende Unsicherheiten bereithalten und für die entsprechenden Kursschwankungen sorgen.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Kursrückgang seit Anf Mai ist zum Stehen gekommen. Das erreichte Preisniveau liegt unter den Mittelwerten, die zur geschätzten Versorgungslage passen. Allerdings stehen jetzt erst die richtigen Wettermärkte bevor, die erfahrungsgemäß noch für beachtliche Kursschwankungen sorgen können. In diesem Jahr kann es noch zum Erntepreisdruck kommen, weil ausreichende Überhangbestände, eine frühe und gute Ernte für ein reichliches Angebot sorgen. Die Käuferseite hat keine Eile und hält sich zurück. Entsprechend niedrig bleiben vorerst die Notierungen. Für den weitern Jahresverlauf besteht Hoffnung auf Stabilisierung und Steigerungen. Das Ausmaß bleibt vorerst unklar.