TraderLux
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ab wieviel Kapital macht es Sinn sich selbständig zu machen ?

Hallo an alle selbständigen Trader,

einer meiner Bekannten hat nach sechs Monaten den Handel auf eigene Rechung wegen Erfolglosigkeit aufgegeben. Sein Tradingkapital lag bei ungefähr 50 Tsd. Euro. Ich schwanke auch mit mir, da ich nun seit ca. 12 Jahren für verschiedene Banken im Eigenhandel tätig bin und ich langsam eine Amtsmüdigkeit bei mir bemerke. Bisher handel ich zwar privat auch noch Futures, dies aber eher aus Spaß an der Sache und nicht um damit meinen Lebensunterhalt zu begleichen.

Dieser Bekannte war ein recht guter Bankenhändler, aber als es wohl sein eigenes Geld war, ging das ganze wohl nicht so auf.

Mich würde einmal interessieren, was Ihr für nötig halten würdet, damit man den Sprung in die Selbständigkeit wagen kann. Natürlich kommt das auch auf die Lebenshaltungskosten und den Tradingstil an. Trotzdem würden mich Eure Erfahrungen interessieren.

Gruß

Henning

Gast

Hallo,

ich denke es sind folgende Punkte wichtig :

Businessplan + Disziplin diesen durchzuhalten
Money- + RisikoManagment
usw.

Ich kenne in SN jemanden, der hat vor 3 Jahren mit 25 TEUR angefangen täglich einen DaxF zu handeln und bis heute mit einer nachweislichen Performance 298 TEUR Ertrag mit einem Handelssystem auf den DaxF mit jeweils nur 1 Kontrakt "erspielt" hat. Leider bin ich es nicht.

Also nicht nur 1Mio oder 100TEUR ist die Frage !!!

Gruss

TraderLux
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Der Mann scheint fuer sich den Holy Grail gefunden haben. Glückwunsch. Ich denke, man brauch immer noch was in der Hinterhand fuer saure Tage. Beispiel 50% Tradingkapital & 50% irgendwo in Bonds angelegt.

peetie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Hallo TraderLux,

ich glaube mich erinnern zu können, dass da zu der Thematik mal was (vor ein paar Jahren) im Aktiven Trader drin stand. Ein Geschäftsplan sozusagen. Soweit ich noch weiss war da von 150' Euro die Rede. War ganz gut aufgedröselt und eine Gegenüberstellung von Kosten zu täglich benötigten Ertrag.

Ich werde mal nachsehen, ob ich irgendwo den Artikel finden kann.

Schöne Grüße
Peter

TraderLux
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Das wäre sehr nett. Danke Dir

slowturtle
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@traderlux

Ich glaube nicht, daß man über einen längeren Zeitraum mehr als 30% p.a. auf das eingesetzte Kapital machen kann ohne unmäßige Risiken einzugehen.

Gehen wir von Lebenshaltungskosten von EUR 60.000 p.a. aus, dann ergibt sich ein notwendger Tradinggewinn von EUR 120.000 p.a. wegen der Steuer.

Zusätzlich sind monatlich noch Kosten fällig für Handelssystem, Datenfeed, Abo's, Hardware, etc. Mal mit EUR 2.000 p.m. geschätzt.

Notwendiger Ertrag:EUR 144.000 p.a.

Daraus ergibt sich ein Kapitalbedarf von Minimum EUR 480.000 bei einer geplanten Rendite von 30% p.a.

Setzt man realistischere 20% (immer noch sehr ambitioniert) an, kommt man schon auf EUR 720.000.

Dazu noch eine Reserve für die im Folgejahr fälligen Steuervorauszahlungen und eine kleinen Notrücklage von EUR 200.000 für den "Worst Case" und schon sind wir bei der Million von Berliner, die ich für eine absolut realistische Untergrenze halte, auf der man sich keineswegs ausruhen kann.

Altersrücklagen, Inflationsausgleich, Krankheit, etc. sind hier noch nicht berücksichtigt.

Wie man glauben kann, in diesem Geschäft reichten EUR 50.000 zum leben .....
das ist schon extrem blauäugig!

Hittfeld
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ich bin etwas irritiert, oder bin ich hier im falschen Film? Für €60Tsd netto brutto 120K? Zahlst Du Steuern an die Mafia? Um 60 tsd netto zu haben brauchst Du -worst case (Unverh, 0 Kinder) 85 000 brutto, 90 Tsd wenn Du keinen Stb hast. Und Rücklagen für Steuervorauszahlungen in schlechten Jahren? Ei wo san mir dan? Wo nix Einkommen, da nix Steuer, da nix Vorauszahlung.

Und 2000 Euros MONATLICH für Daten etc..., das glaub ich nicht, jedenfalls nicht für die ausgewiesene Performance. Wer mehr als 1000 pro Monat, Monat für Monat ausgibt, möge das mal bekunden.

Und die anvisierte Rendite von 2,5 % p.m. finde ich nicht sehr berauschend und weiss nicht, was der Betreffende den ganzen Tag tut. Wohl seine Abos`s lesen. Da hab ich mit dusseliger Fund-Switchings- Strategien (1x pro Monat) und Straddles/Strangles/Condors (1x pro Monat) mehr gemacht.

Also das kanns nicht sein. Oder man kann wirklich nicht in der Garage ein Weltunternehmen gründen.

MFG

Hittfeld

Driehaus
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Lieber TraderLux,

ich habe mir Gedanken gemacht, weil Du selbständige Händler darum gebeten hast. Um Dir zu helfen.
Außerdem habe ich Dir keine Amtsmüdigkeit unterstellt, dieser Ausdruck kam von Dir.
Noch einmal konkret: an monatlichen Kosten solltest Du eigentlich unter 1000 Euro bleiben. Du brauchst einen Datenfeed (je nach abonnierten Börsen ca. 200-300 Euro), ISND + DSL flat ca. 80 Euro sowie eine Handelsplattform (z.B. Pats oder TT, je nach Broker 0-700 Euro). Hinzu kommen Deine monatlichen Lebenshaltungskosten.
Das Wort "Businessplan" halte ich dafür für übertrieben.
Natürlich hast Du recht, daß Du als selbständiger Trader prozentual mehr von Deinem Profit verdienst als ein Bank-Händler. Aber man sollte schon auch die absoluten Zahlen im Augen behalten (lieber 10 % von 6 Mio. als 100% von 100k).
Und wenn es nicht klappt wie bei Deinem Kollegen, ist ein Weg zurück in die Bank wahrscheinlich schwer in der aktuellen Zeit.
Das benötigte Kapital hängt natürlich vom Traget ab, ist eine Funktion von Ticks/Tag, die Du machen kannst. Ich würde im FESX nicht mit mehr als 5 nach Kosten rechen. Außerdem brauchst Du Reserve bei der Margin, die darf nicht zu knapp bemessen werden. Auch dann nicht, wenn Du nur Daytrading machst und Du unter 100% brauchst. 25k für 5 Fdax ist definitiv zu wenig. Eurex Margin ist z.Zt. glaube ich 9k pro Kontrakt, Du solltest für Dich eher mehr rechnen.
Ganz wichtig und von vielen unterschätzt: extrem niedrige Transaktionskosten – daran scheitern die meisten.

"Softe" Faktoren sind: keinen Anzug tragen, nicht stempeln, freie Zeiteinteilung, keinen Chef – herrlich ! Aber auch: keine Kollegen (nun, kann auch ein Vorteil sein). Es ist nicht Jedermanns Sache, den ganzen Tag allein vor der Kiste zu hocken.

Wenn Du es wagst - viel Erfolg !

TraderLux
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@An alle

Vielen Dank für Euren vielen Beiträge. Ich verstehe dieses Forum nicht als eine Plattform um zu zeigen wer den längsten oder die dicksten hat. Sorry für den Ausdruck. Händlersprache. Ich verlange auch nicht, dass mir einer glaubt, was ich im Stande bin zu verdienen. Das muß ich keinem beweisen.
Trotzdem war es sehr Aufschlußreich für mich, mit welchen Mitteln Ihr es für nötig haltet, damit man im Spiel des Tradings mitspielen und vielleicht auch überleben kann.
Ich habe mir gestern die Mühe gemacht und mal so zusammengerechnet was ich monatlich an Kosten hätte und um auf das selbe Gehalt zu kommen, wie hier in der Bank. Dabei bin ich auf 1500 Euro nach Gebühren am Tag gekommen und da ich meinen Tradingstil nicht ändern will, komme ich auf ein Startkapital von 500 Tsd Euro. Davon die hälfte Tradingkapital.

@Driehaus

Da haben wir uns wohl mistverstanden. Sorry. Ich habe für das Equipment mal CQG mit Backtesting (Börsen, CME,CBOT,Eurex), TT und Bloomberg gerechnet und komme lt. Aussage meines Kumpels auf 3200 Euro monatlich.

Gruß

Henning

BKuerbs
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

...und da ich meinen Tradingstil nicht ändern will..

Ich bezweifle, dass das möglich ist. Da sind zum einen die Gebühren: bei ca. 6000 Roundturns im FESX im Monat kommt man bei einem Broker wie Interactive Brokers auf 2,16€ je RT. Ist die Strategie dann immer noch so profitabel? Andere mögen geringere Gebühren verlangen, aber wenn deren Server in den USA stehen und das Konto in USD geführt wird, ergeben sich noch andere Aspekte.

Das ist der andere Punkt: die Anbindung an die Eurex. Jetzt gehen die Order über eine Standleitung direkt an die Eurex. Bei einem Retailbroker geht es halt erstmal zum Server des Brokers, dort wird die Order erstmal gecheckt und dann an die Eurex weitergereicht. Das mag alles noch ok sein, wenn der Trade ins Plus läuft, aber wie schaut es dann aus, wenn man schnell raus will? Die Anbindung über einen normalen Feld- und Wiesen ISP trägt auch nicht zur Beschleunigung bei. Eine "Standleitung" mag Abhilfe schaffen, ist dann aber auch deutlich teurer. Eine zeitlang hat T-Online die Verbindung zum Server von IB in der Schweiz über die USA hergestellt, das war deutlich zu spüren.

Ein weiterer Aspekt ist die angesprochene Risikotoleranz, bei eigenem Geld sieht man das, zumindest nach den ersten Verlusten, doch anders.

Und dass ein dickes Tradingkapitel die Abhilfe ist, darf auch bezweifelt werden. Da fällt mir immer die Geschichte vom plötzlich erfolgreichen Schriftsteller ein. Er schickte den Vorschuss, den er nun von seinem Verleger für sein nächstes Buch bekam, mit den Worten "Ich kann nur schreiben, wenn mir der Hunger im Nacken sitzt" zurück.

Viel Erfolg

Bernd Kürbs

TraderLux
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Lieber Herr Kürbs,

ich weiß nicht, wie Sie aufgrund meiner Angaben auf einen Roundturn von 6000 Rounturn kommen. Ich habe nicht gesagt, dass ich mich als Scalper bezeichne. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass hier nur Leute unterwegs sind, die Ihr Leben als Trader verfluchen. Wo sind hier die Leute, die Ihren Job lieben? Glauben Sie etwa, dass man als Bankenhändler nicht jeden Monat Geld verdienen muss? Auch hier müssen Kosten verdient werden und noch eine Überrendite gegenüber Bonds erwirtschaftet werden, sonst ist man auch weg vom Fenster. Ich mache das nun schon ein paar Jahre und wenn man jeden Tag nichts anderes tut, als zu Versuchen Geld zu verdienen, dann sollte man doch in der Lage sein, sich selbst einzuschätzen und wissen ob man mit dem Tradingstil auch in der Selbsständigkeit gut davon leben kann.

Ich spreche hier nicht als blutjunger Anfänger, der es mal probieren will, sondern als recht erfahrener Händler (12 Jahre).

Gruß

Henning

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