benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

In Spanien gehen die Lichter aus

von Prof. Dr. Max Otte

Vor einigen Tagen saß ich mit einem Bekannten zusammen, der als Deutscher in Südspanien lebt. Er wusste Erschreckendes zu berichten und sprach von einer „Jagd auf Ausländer“, die mittlerweile begonnen habe.

[...]

Insgesamt geht es Europa ganz gut. Deswegen bin ich auch trotz dieser beklemmenden Eindrücke durchaus positiv für europäische Aktien gestimmt. Gute Unternehmen überleben Wirtschaftskrisen. Es würde aber Zeit, dass sich die Politiker auch um die Menschen kümmern.

xforce
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Die Schuld der Misere liegt sowohl bei den privaten Haushalten, die sich totsl überschuldet haben, wie auch bei den Kreditinstituten, die großzügig Kredite vergeben haben an Leute, ohne Eigenkapital und guten sicheren Jobs.

Das Problem bei vielen Zwangsräumungen ist, das die Betroffenen nicht von einem guten sozialen Netz, wie wir das in Deutschland kennen, aufgefangen werden, sondern oft obdachlos auf der Strasse landen. Wenn es eine Familie mit Kindern trifft, ist das hart.

Weiterhin steht die zwangsgeräumte Wohnung danach sowieso leer, denn es gibt einen großen Überhang an Leerstand. Die Bank hat erst einmal überhaupt nichts davon. So viel steht fest: Durch die Zerstörung von Existenzen wird das dringend im Land benötigte Wirtschaftswachstum nicht gefördert.

scorpion260
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ xforce [#72]

Schön erklärt.

benedikt54
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ xforce [#72]

@ scorpion260 [#73]

Jede grössere Krise in den letzen 30 Jahren wurde durch eine Immobilienkrise ausgelöst.

In den 80er Jahren war es Japan
In den 90er Jahren waren es die Tigerländer
und in der ersten Dekade des neuen Jahrhunderts waren es die Amerikaner mit ihren Schrottimmobilien.

Warum sind es immer die Immobilien?

Es liegt in der Spekulation oder einfach ausgedrückt in der Fremdfinanzierung in der Aufnahme von Krediten welche nur mit einem geringen bis gar keinen Anteil von Eigenkapital gesichert sind.

Solange die Preise steigen ist alles in Ordnung, fallen Sie jedoch fällt auch das Kartenhaus in sich zusammen.

Bis sich die Märkte dann wieder fangen gehen Jahre oder Jahrzehnte ins Haus wie das Beispiel Japan zeigt.

xforce
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ benedikt54 [#74]

Warum sind es immer die Immobilien?

Weil das das einzige Gut ist, bei denen sich die Verbraucher über einen sehr langen Zeitraum verschulden/fremdfinanzieren.

@ xforce [#72]

Ich hatte noch vergessen anzumerken warum es dazu kam. In den Boomjahren hätten in Spanien, wie auch in Portugal oder Irland, die Zinsen deutlich angehoben werden müssen, um einer Überhitzung der Immo Märkte vorzubeugen. Dies ging durch das Eurokonstrukt natürlich nicht. Die Sorge der EZB war die (damals schwache) Konjunktur in Deutschland und Frankreich abzuwürgen.

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SPOMI
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ xforce [#75]

ad "Warum immer die Immos"

Weil, wie xforce schreibt, Banken nur bei Immobilien langfristige Kredite gewähren. Zwar meist mit ca 30% EK unterlegt, aber ohne Rücksicht auf Systemkrisen. Zumeist wird das Vorgehen der Banken noch staatlich über Prämien oder Steuern subventioniert. Klar das da viel Geld in diesen Sektor wandert. Blöd nur wenns einmal kippt, sagt SPOMI

tomxy
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Die Immobilienkrisen hätte man natürlich ganz leicht vermeiden können. Man hätte nur Einfluss auf die Vergabe von Immobilienkrediten nehmen müssen. Z.B. über eine höhere Eingenkaptialquote bei stark gestiegenen Immobilienpreisen.

Daran hat der Staat aber kein Interesse, da er nur die kurzfristigen Beschäftigungseffekte sieht, die durch den Kreditboom ausgelöst werden. Die Zeche kommt dann immer am Ende.

Im Prinzip müsste man sich mal Gedanken darüber machen, ob die Art und Weise wie Realwachstum gemessen wird wirklich nachhaltig ist. Zur Ermittlung nachhaltigen Wachstums müsste man die unproduktive Steigung der Neuverschuldung eigentlich rausrechnen. Der Anstieg der Verschuldung stellt ja nur vorgezogenen Konsum dar, der in Zukunft fehlt. Dies trifft zumindest auf Konsumentenkredite zu, bei Investitionen mag es ja noch anders sein. Wenn man aber ein Einfamilienhaus baut und dadurch nur die Miete für eine Wohnung spart, geht die Kaufkraft in Zukunft definitiv zurück, zumindest dann, wenn praktisch kein Eigenkapital eingebracht wurde. Über Flatscreen-Fernseher für 10 Euro monatlich, Waschmaschienen und Mobilfunkgeräte braucht man sich in diesem Zusammenhang gar nicht zu unterhalten.

Ich denke, wenn man das in der Rechnung berichtigen würde, käme man zu dem Schluss, dass wir uns eigentlich schon seit längerem in einer Rezession befinden, die durch die Steigung der Verschuldung nur aufgeschoben wurde, um am Ende deutlich stärker zu Tage zu treten.

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ tomxy [#77]

Ich denke, wenn man das in der Rechnung berichtigen würde, käme man zu dem Schluss, dass wir uns eigentlich schon seit längerem in einer Rezession befinden, ...

Zu denselben Schluss kommt man in den USA *), wenn man zur Berechnung des realen Wachstums nicht die offiziellen Inflationsraten verwendet. Sondern vom Nominalwachstum die von Shadowstats berechneten Inflationsraten herunter nimmt.

*) USA beispielhaft für andere Länder, da hier viele und aktuelle Statistische Daten verfügbar sind.

Daran hat der Staat aber kein Interesse, da er nur die kurzfristigen Beschäftigungseffekte sieht, die durch den Kreditboom ausgelöst werden. Die Zeche kommt dann immer am Ende.

Und dieses Ende liegt meist außerhalb der Legislaturperiode.

Letztere könnte verlängert werden, in Deutschland von vier auf fünf Jahre. Das wäre zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

peterg
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

In Griechenland werden mittlerweile Postsendungen offensichtlich systematisch nach Auffälligkeiten durchsucht.

So wurden Pakete, welche (Waffen)-Patronen enthielten konfisziert und ein mutmaßlicher Adressat verhaftet.

http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_wsite1_1_14/11/2012_470004

In Italien setzt die Polizei Tränengas ein und geht mit gepanzerten Fahrzeugen gegen Demonstanten vor.

http://www.ariva.de/news/Schwere-Ausschreitungen-bei-Protesten-in-Italien-4342358

In Spanien wurden heute 70 Personen verhaftet und 34 Personen verletzt. Die Polizei schießt mit Gummigeschossen und prügelt auf Demonstranten ein.

http://elpais.com/elpais/2012/11/14/inenglish/1352898133_060943.html

Der Protest gegen die Sparprogramme welche von gewählten Volksvertretern gegen den Willen der überwiegenden Bevölkerung weiter vorangetrieben werden, nimmt zunehmend neue Dimensionen an.

Es darf davon ausgegangen werden, dass als Reaktion auf diese gewaltsamen Maßnahmen der Exekutive eine zunehmende Radikalisierung mit zunehmender Gewaltanwendung in der Bevölkerung folgen wird.

Diese wird selbstverständlich, da eine Unterbindung der Medienberichterstattung nicht möglich ist, zunächst kriminalisiert werden. Es ist zu befürchten, dass eine Spirale der Gewalt in Südeuropa beginnt!

Die Entscheider in der Politik, national und auf europäischer Ebene sollten nun endlich verantwortlich handeln.

Denn sie sind es (beeinflusst oder nicht) die für die weitere Entwicklung verantwortlich sind.

Und auch die europäische Wirtschaft sollte endlich klar Stellung beziehen: Aufgrund des heutigen Generalstreiks ist von einem Verlust von 1/60 des GDP im 4. Quartal auszugehen. Kann sich die Wirtschaft das auf Dauer leisten?

http://www.zerohedge.com/news/2012-11-14/europe-strike-its-economy-continues-implode-stock-futures-highs

(So, jetzt ist mir wohler! Obgleich der Frust bleibt)

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ peterg [#79]

Jau, so wird es wohl weitergehen.
Das die Kurve gekratzt wird und wir in einem Jahr wieder wie in Voreurozeiten freidlich nebeneinander leben ist wohl sehr unwahrscheinlich.

Wäre es nicht besser gewesen, Griechenland zur Zeit des ersten Schuldenschnitts aus dem Euro zu entlassen? Die Milliarden, die jetzt wohl für den Deutschen Steuerzahler als Griechenlandhilfe fällig gestellt werden

Griechischer Schuldenschnitt: Deutschlands 17,5-Milliarden-Problem
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/oeffentlicher-schuldenschnitt-fuer-athen-kaeme-deutsche-teuer-zu-stehen-a-867011.html

hätten quasi als Care-Pakete von Deutschland nach Griechenland geschickt werden können. Die Griechen hätten ein ganz anderes, viel besseres Bild von Ihren Europäischen Nachbarn! Und auch dem Deutschen Steuerzahler wären das viel besser vermittelbar gewesen, schließlich haben wir selber schon einmal so eine Hilfe erhalten.

Aber wie gesagt, es wird wohl so weitergemacht wie bisher. Euro bleibt, Augen zu und durch. Die Augen werden leider erst wieder aufgerissen, weil es knallt ...

xforce
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ zorrie [#80]
@ peterg [#79]

Dirk Müller bringt es auf den Punkt. Es geht zwar eher um Griechenland aber der Rest wird auch angesprochen.
http://bcove.me/aw7ceth4

Jeder sollte sich mal die Frage stellen was umgekehrt los wäre, wenn uns irgenein griechischer oder spanischer Ministerpräsident ein Spardiktat aufdrückt. Ich möchte auch nicht wissen was auf Deutschland Strassen los wäre bei einer Arbeitslosigkeit von 20% oder mehr.

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