Mit Ausnahme des Mittwochs ging es für Weizen in dieser Woche jeden Tag gen Süden. Schloss der Frontmonat März 2023 am vergangenen Freitag bei 288,75 Euro je Tonne, standen mit der Schlussglocke am gestrigen Donnerstag noch 284,75 Euro auf der Anzeigetafel der Börse in Paris. Für die Maiskontrakte an der Euronext/Matif ging es ebenfalls abwärts, wenngleich die Verluste beim Mais geringer ausfielen als beim Weizen. Der Trend bleibt auch hier in Takt. Von 280 Euro je Tonne am vergangenem Freitag ging es auf 278,00 Euro nach unten. An der CBoT zeigten sich die Weizenpreise ebenfalls schwächer, Mais konnte hier leicht zulegen.
Überragendes Argument im Weizenmarkt ist die internationale Konkurrenzsituation. Russlands Rekordernte bestimmt die Erwartungen. Die Exporte waren zwar Anfang Januar etwas geringer als gedacht und auch im Dezember waren Witterungsbedingt die Exporte leicht eingebrochen, für die zweite Januarhälfte und das zweite Halbjahr des Wirtschaftsjahres insgesamt zeigen sich die Analysten in Russland jedoch optimistisch. Russlands Präsident Putin äußerte sich in dieser Woche und stellte klar, dass er an einer sicheren Lebensmittelversorgung seines Landes interessiert sei. Auch im Bezug auf die Weizenexporte stellte er klar, dass er zu Maßnahmen bereit sei, die Ausfuhren zu Gunsten der Versorgungssicherheit zu begrenzen. Die Türkei hat sich Anfang dieser Woche mit großen Mengen Weizen in Russland eingedeckt und auch Ägypten hat Weizen am Schwarzen Meer eingekauft. Die zum Ende der letzten Woche veröffentlichte WASDE spielte in dieser Woche zu mindestens beim Weizenhandel kaum eine Rolle. An den hiesigen Kassamärkten zeigen sich ebenfalls schwächere Preisnotierungen. Im Mittel gaben die Notierungen für Futterweizen und Brotweizen, aber auch für Gerste nach. Die Abgabebereitschaft der Landwirtschaft ist zwar etwas gestiegen, wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen werden aber weiterhin wenige Partien gehandelt. Die EU-Exporteure haben bis zum 15. Januar 17,67 Mio. Tonnen Weizen ausgeführt. Trotz der internationalen Konkurrenz ist das französische Agrarministerium optimistisch, dass die Weizenexporte Frankreichs besser ausfallen dürften, als bisher angenommen. Um 600.000 Tonnen erhöhte das Agrarministerium die Exportschätzung auf 10,6 Mio. Tonnen. Für Abgabedruck in den letzten Tagen sorgten bessere Wetteraussichten für die Great Plains und den Mittleren Westen insgesamt. Die US-Winterweizenkulturen litten sowohl im Herbst als auch jetzt im Januar unter Trockenheit. Die Schneestürme und die Kältewelle rund um Weihnachten hatten den Weizenbeständen zusätzlich geschadet. Nun sind Niederschläge gekommen und weitere Regenfälle für das Wochenende sind vorhergesagt.
Die EU-Maisimporte zeigen sich weiterhin sehr dynamisch. Bis zum 15 Januar haben die EU-Importeure 15,66 Mio. Tonnen und damit 7,35 Mio. Tonnen mehr Mais nach Europa eingeführt. Brasilien bleibt dabei Europas größter Lieferant. Dort hat die erste Maisernte bereits begonnen. Analysten und Marktbeobachter rechnen mit einer guten Ernte. Die brasilianische Statistikbehörde warnte in dieser Woche, dass die Lagerkapazitäten in Anblick auf die sehr große Sojaernte und die zeitgleich stattfindende Maisernte nicht ausreichend sein dürften. Besonders im Februar und März würde es kritisch werden. Die US-Ethanolproduktion ist wieder gestiegen und die Vorräte gehen weiter zurück. Mexiko kaufte gestern 195.000 Tonnen Mais in den USA ein. Das Agrarministerium in Kiew taxiert die bisherigen Maisausfuhren des Landes auf 13,8 Mio. Tonnen, das ist eine Steigerung von 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Dezember waren in dem kriegsgebeutelten Land noch rund 1/3 der Maisbestände nicht geerntet worden. Diese Fläche haben die Landwirte zwar mittlerweile halbiert, aber dennoch dürften nach Angaben des ukrainischen Agrarministers rund 10 Prozent der Maisernte wegen der Qualitätseinbußen verloren gegangen sein.
Getreide-Aktualisieren,
Update Getreide vom Dienstag, 24.01.2023
Unbeirrt sind die Getreidepreise ihrem bisherigen Trend gefolgt und deutlich schwächer in die neue Woche gestartet. An der Euronext/Matif ging es für den Frontmonat März 2023 gestern um 5,50 Euro je Tonne südwärts und auch an der CBoT ging es zweistellig nach unten. Ein ähnliches Bild zeigten zu Wochengewinn die Mais-Futures dies- und jenseits des Atlantiks.
Der Europäische Prognosedienst MARS sieht insbesondere in Nord- und Nordosteuropa die Winterweizenkulturen ausreichend gegen Frost gehärtet. In Mitteleuropa hingegen sind die Frosttoleranzen zwar gegenüber der Dezember-Einschätzung verbessert, hier sind die Kulturen jedoch stärker von einer möglichen Kältewelle gefährdet, wie es in den Report heißt. Insgesamt seien die Winterweizenflächen bisher gut durch den Winter gekommen, nennenswerte Frostschäden und Beeinträchtigungen der Pflanzen werden nicht gesehen. Kanadas Agrarministerium gab in einer ersten Prognose bekannt, dass aufgrund der gestiegenen Weizenanbaufläche in dem Land mit einer um 0,5 Mio. Tonnen höheren Weizenernte in diesem Jahr gerechnet wird. Demnach könnte die Ernte bei 34,3 Mio. Tonnen liegen. Russland hat in die vergangene Woche nach Angaben des Beratungshauses Sovecon rund 0,8 Mio. Tonnen Weizen exportieren können und damit wieder etwas mehr als in den Vorwochen. Wie hoch die Exporte am Ende der Saison tatsächlich ausfallen werden, bleibt unklar. Die Regierung Russlands hatte zuletzt angekündigt, dass die Exportquoten bleiben. Schon in der Vorwoche hatte Präsident Putin davor gewarnt, die große Weizenernte komplett am Weltmarkt abzusetzen. Die ukrainischen Weizenausfuhren hatten sich zuletzt deutlich verlangst, wie der Agrarminister auf der Grünen Woche in Berlin mitteilte. Gegenüber September und Oktober haben sich die Volumen halbiert. An der CBoT sorgen neben der russischen Ernte vor allem bessere Wetteraussichten im Mittleren Westen für Abgabedruck. Auch enttäuschende US-Exportverladungen drückten auf die Stimmung.
Die Maispreise fielen im Windschatten der schwachen Weizen- und Sojavorgaben ebenfalls. An der CBoT sorgten vor allem eher geringe Exportverladungsmengen für zusätzlichen Abgabedruck. Weiter belasten die Prognosen zur brasilianischen Maisernte den Markt. In Argentinien fallen derzeit ergiebige Niederschläge und helfen den Maispflanzen. Die Getreidebörse in Buenos Aires hatte die Maisproduktion des Landes zuletzt auf 45 Mio. Tonnen zusammengestrichen. In der Januar-WASDE war das USDA hingegen noch etwas optimistischer und hatte mit einer Maisproduktion in Argentinien von 52 Mio. Tonnen gerechnet.
Mit Start in den heutigen Handel an der Matif zeigen sich wieder grüne Vorzeichen beim Mais und Weizen. Auch im vorbörslichen Handel an der eCBoT werden die Verluste des Vortages in Teilen wieder aufgeholt, jedoch bei Weitem nicht wettgemacht.
ZMP Live Expertenmeinung
Der Abwärtstrend für Weizen und Mais ist nach wie vor in Takt. Die Dynamik der Preisrücknahmen hat aber zuletzt nachgelassen, eine Bodenbildung ist aber nicht in Sicht. Die Ernte auf der Südhalbkugel wird in den nächsten Wochen einen Einfluss haben, domminierender dürfte aber im weiteren Saisonverlauf die russische Ernte sein. Das China wieder mehr Weizen importiert, dürfte den Markt aber insgesamt stützen.