Richard Ebert
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Griechenland und seine Folgen für Europa und den Euro

Schroders: Spreads bei griechischen Staatsanleihen überzeugen

Fondsprofessionell.de / ir (11.02.10) - An den Finanzmärkten verbreiteten sich Ende Januar erneut die Sorgen über die Schuldenkrise in Griechenland. Das Schroders Global Fixed Income Desk ist jedoch der Meinung, dass die Rendite bei den aktuellen Spreads gut gegen Risiken abgesichert ist und hat in den vergangenen zwei Monaten Positionen bei griechischen Staatsanleihen aufgebaut und erhöht.

Die derzeitigen Marktkurse preisen nach Ansicht von Schroders ein Szenario ein, nach dem Anleger, die in 10-jährige griechische Anleihen investieren, etwa 77 Prozent des Kupons und der Kreditrückzahlung erhalten müssten, um mit einer gleichwertigen Investition in deutsche Bundesanleihen gleichzuziehen.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.fondsprofessionell.de/redsys/newsText.php?sid=726127&nlc=DE)

Asamat
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Ronin [#41]

Meiner Meinung nach schüttest Du das Kind mit dem Bade aus. CDS sind Werkzeuge, wie z.B. ein Skalpell oder ein Future. Unsachgemäß angewendet und in der Hand von Laien können alle drei großen Schaden anrichten. In der Hand eines Fachmannes sind sie nützlicher als eine entsprechend sicherer Variante. Niemand will von einem Chirurgen mit einem Messer statt eines Skalpells operiert werden.

CDS erfüllen eine sinnvolle Funktion, nämlich Ausfallrisiken handelbar zu machen. Die diversen Nachteile, die wir erfahren und erlebt haben, müssen beseitigt werden, das ist klar. Es gibt bereits Überlegungen dazu, sowohl aus der Politik wie aus Bankenkreisen. Z.B. könnten die Dinger standardisiert, öffentlich über Börsen gehandelt werden, statt individuell und zwischen zwei Parteien. Damit könnten sowohl das Mark-to-Market- wie auch das Counterparty-Risiko-Problem gelöst werden, ganz wie beim Future. Nachteil ist, daß Risiko-Absicherungs-Geschäfte oft eine genaue, individuelle Anpassung an den Einzelfall erfordern. Eine weitere Idee ist, daß man irgendwie erreichen muß, daß die "Initial-Bank", die einen Kredit zuerst vergibt, nicht ihr komplettes Risiko weiterreichen darf, sondern daß sie eine bestimmte Tranche behalten muß, die im Default-Fall zuerst verloren geht.

Die Diskussion ist im Gange und nicht zuende. Aber man sollte auf jeden Fall lernen, Dynamit sicher zu benutzen, statt es zu verbieten. Nützliche Werkzeuge sind immer auch gefährlich.

Ronin
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Asamat [#42]

"CDS erfüllen eine sinnvolle Funktion, nämlich Ausfallrisiken handelbar zu machen."

Und ich bestreite ganz entschieden, daß Profis ihre Ausfallrisiken handeln müssen. Wenn sie mit aller professionellen Sorgfalt und Fachkenntnis ihre Kreditrisiken auswählen, entfällt jeder sachliche Grund, damit zu handeln. Wozu sind sie überhaupt Banker, wenn sie ihre Kredite nicht halten wollen? Wenn sie aber ohne jede Sorgfalt und mit unzureichender Fachkenntnis Kredite ausleihen, dann ist der Weiterverkauf dieser Kredite als AAA unter Mithilfe einer Ratingagentur nach meiner Überzeugung Betrug. Dieser systemische Betrug hat dem Finanzsystem einen Schaden von historisch einmaligem Ausmaß zugefügt, und wir alle werden viele Jahre dafür zahlen.

Leider sind viele Banker unserer Generation nicht mit Chirurgen zu vergleichen, sondern eher mit Metzgern, die nicht gelernt haben, diesen ehrbaren Beruf solide auszuüben, sondern statt dessen Betriebswirtschaft studiert haben und denken, es sei einerlei, in welchem Zustand man sich eine Schlachtsau einkauft, wenn man sie nur klein genug hackt und die Portionen den ahnungslosen Kunden mit phantastischem Marketing zu Höchstpreisen verkaufen kann.

Richard Ebert
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Griechenland: "Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes" - das gilt diesmal wohl nicht

institutional-money.com (22.02.10) - "Ich fürchte die Griechen, auch wenn sie Geschenke bringen (Vergil)" - unter dieses Motto stellt Schroders seinen aktuellen Kommentar zu Griechenlandanleihen. Im Gegensatz zu dem Zitat, dass höchste Vorsicht suggeriert, ist der Schroders Global Fixed Income Desk jedoch der Meinung, dass die Rendite bei den aktuellen Spreads gut gegen Risiken abgesichert ist, und hat in den vergangenen zwei Monaten Positionen bei griechischen Staatsanleihen aufgebaut und erhöht.

Griechenlandrisiko sollte sich rechnen

Die derzeitigen Marktkurse preisen nach Ansicht der Schroders-Experten ein Szenario ein, nach dem Anleger, die in 10-jährige griechische Anleihen investieren, etwa 77 Prozent des Kupons und der Kreditrückzahlung erhalten müssten, um mit einer gleichwertigen Investition in deutsche Bundesanleihen gleichzuziehen.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.institutional-money.com/cms/news/uebersicht/artikel/?tx_ttnews[tt_news]=15856&tx_ttnews[backPid]=11&cHash=f793482ead)

Marzell
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Sanierung der Finanzen ?

vielleicht eine Säkularisation wie anno 1802 in Bayern.

Fünfzehn Prozent des Bodens von Griechenland gehören Klöstern, habe ich vor sehr langer Zeit gelesen. Durch Erbschaft der Klostermitglieder ging peu a peu Grund an die Klöster, seit Hunderten von Jahren. Da die Brüder nicht heiraten, blieb der Grundbesitz immer im Besitz der Klöster.

Grüsse
Marzell

dhp05
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Ronin [#43]

Ich denke, du weißt selber, dass du da ein idealistisches Bild von einem Banker malst, wie du ihn dir wünscht (wie ihn Köhler, verklärend, feingeistig, wiederbeleben wollte. Als hätte es den jemals so gegeben. Die Abs's etc. sind doch nur Ideologie.)

Realiter ist doch der Risikotransfermarkt mit den entsprechenden Produkten kein Markt, an dem Risiken eine Absicherung finden, sondern ein Markt, auf dem mit dem "Geschäft der Risiken" ein weiteres "Geschäft mit den Risiken" draufgesattelt wird.

Die summenmäßige Entwicklung dieses Marktes im letzten Jahrzehnt zeigt doch, dass dort nicht das effektive Risiko, entstanden aus eingegangenen Geschäften, gehandelt und abgeladen wird, sondern diese Geschäfte als Basis genommen werden, um weitere Geschäfte drauf zu satteln. Geschäfte, die nichts sicherer machen, sondern so prekär sind, wie die Basis, auf die sie sich beziehen.

asamats #42 einbeziehend:

Das ist auch idealiter, bspw. CDS als Werkzeuge in Händen der "Richtigen", wirken lassen zu wollen, sodass sie etwas gutes bewirken, während die Realität einem beweist, dass die einzigen, die sie in ihren Wirkungskreis aufnahmen, durch Schaffung und dann Handlung eine Bommphase erlebten und nun eben eine Krisenphase.

Ist doch in der Weise, wie wir wirtschaften bekannt, dass Boom und Krise sich abwechseln.

Und in der Krise zeigt der Idealist immer auf den, der da gerade auf der Kommandobrücke steht und sagt: "Der hat es verbockt".

gautama2
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ dhp05 [#46]
"Der hat es verbockt".
Dazu gehören immer zwei. Der, der Mist auf den Markt wirft und der, der ihn kauft.

Erich Kästner
deutscher Schriftsteller (1899 - 1974)

An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.

Die Dummheiten wechseln, aber die Dummheit bleibt.

Entweder man lebt, oder man ist konsequent.

Indes sie forschten, röntgten, filmten, funkten, entstand von selbst die köstlichste Erfindung: der Umweg als die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten.

Der Mensch soll lernen, nur die Ochsen büffeln.

Man kann auf seinen Standpunkt stehen, aber man sollte nicht darauf sitzen.

Das Gewissen ist fähig, Unrecht für Recht zu halten, Inquisition für Gott wohlgefällig und Mord für politisch wertvoll. Das Gewissen ist um 180 Grad drehbar.

Die Größe eines Menschen hängt nicht von der Größe seines Wirkungsfeldes ab.

Wenn ein Kolonialwarenhändler in seinem kleinen Laden so viele Dummheiten und Fehler machte wie die Staatsmänner und Generäle in ihren großen Ländern, wäre er in spätestens vier Wochen bankrott.

Je üppiger die Pläne blühen, um so verzwickter wird die Tat.

Erst bei den Enkeln ist man dann so weit, daß man die Kinder ungefähr verstehen kann.

Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung.

Wenn man genug Geld hat, stellt sich der gute Ruf ganz von selbst ein.

Daß wir wieder werden wie Kinder, ist eine unerfüllbare Forderung. Aber wir können zu verhüten versuchen, daß die Kinder so werden wie wir.

Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie.

Der Neid, der keinen Weg sieht, begibt sich auf den einzigen Ausweg: ins Verbrechen.

Man kann sich auch an offenen Türen den Kopf anrennen.

Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.

Der heutige Tag ist ein Resultat des gestrigen. Was dieser gewollt hat, müssen wir erforschen, wenn wir zu wissen wünschen, was jener will.

Die Vergangenheit muß reden und wir müssen zuhören. Vorher werden wir und sie keine Ruhe finden.

autokor
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Ronin [#43]

Klar ist es sinnvoll Kreditrisiken zu handeln. oft enstehen ja einfach schon aus der regionalen Verwurzelung einer Bank undiversifzierte Kreditrisiken . Da würde auch jede Form von "professionellen Sorgfalt und Fachkenntnis " nichts helfen . Als Hypothekenbank hängt man eben am Tropf der Hypothekenpreise usw

Der eigentliche Auslöser der Krise ist ja die von den Regulatoren akzeptierte Risikoeinschätzung der Ratingagenturen. Ob die Banker nun wider besseren Wissens und aus Konkurrenzdruck sich diesem Spiel angeschlossen haben oder schlicht aus Dummheit wird wohl unterschiedlich sein.

Das eigentlich tragische ist das vermutlich bislang keine Schritte unternommen wurden die unzureichenden Regelung bei der Quantifzierung der Kreditrisiken zu verändern.
Hier sollte unbedingt auch der wichtigste und einzig richtige Gradmesser eine Rolle spielen. Nämlich der vom Markt ermittelte Spread.
Ein Ausweichen auf ander Ermittlungsfaktoren macht nur Sinn wenn die Risiken nicht gehandelt werden weil sie zu klein sind.

Grüsse

Ronin
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ dhp05 [#46]

Nein, ich zeichne kein idealistisches Bild, sondern das Bild, mit dem ich großgeworden bin. Ich habe in meiner Zeit als Manager in der "realen Wirtschaft" genauso wie mein Vater in seinem langen Leben als Unternehmer mehrfach folgenden Typ des Bankers, besser Bankiers, tatsächlich kennen- und schätzengelernt:

Banklehre, gelegentlich Abitur, selten Hochschulstudium. Keine bombastischen Theorien im Kopf, aber ein profundes Verständnis von Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. Fleißiger Leser des Handelsblatts, mit der Praxis des Bankgeschäfts durch und durch vertraut, eine Persönlichkeit mit Haltung, Benehmen und Moral. Und mit sehr viel Menschenkenntnis. In der Lage, sehr schnell die Schwachstellen einer Bilanz zu entdecken, aber auch die Chancen eines Unternehmens zu sehen. Jemand mit Bauchgefühl für Risiken und Chancen, der verdammt wenig Fehler machte und sich stets sehr professionell verhielt. Jemand, der sehr umfassend dachte, bevor er einen Kredit vergab. Jemand, der eine Immobilie, deren Preis sich in den letzten fünf Jahren verdoppelte, nur zu 30 bis 50 % beliehen hätte, oder überhaupt nicht.

Dieser Typus des Bankiers konzentrierte sich darauf, seine Ausfallrisiken minimal zu halten, indem er sehr hart arbeitete und alle seine Fähigkeiten einsetzte, bevor er ins Obligo ging. Damit baute er ein Kreditportfolio bzw. eine Aktivseite auf, welche sehr, sehr solide waren. Er wäre gar nicht auf die Idee gekommen, damit Handel zu treiben - wozu auch? Was sollte er als Bankier denn Besseres eintauschen für sein Portfolio? Er war Bankier mit Leib und Seele, kein Trader. Er fühlte sich seinen Kunden persönlich verbunden, und er war es wirtschaftlich, durch dick und dünn.

Zu seiner umfassenden Arbeitsweise gehörte es auch, Kreditkunden, deren Situation sich verschlechterte, zu helfen. Zuvörderst mit Rat, dann mit externer Unternehmensberatung, schließlich auch mit neuen Krediten.

Dabei ging gewiß auch mal etwas schief. Aber eine systemische weltweite Katastrophe, wie sie die von den Protagonisten und Gralshütern der sogenannten "Wirtschaftswissenschaften" in US und UK ausgebildeten Trader-Banker mit ihren perversen Methoden und mißbrauchten Instrumenten und ihrer geistig nur halb verdauten Finanzmathematik über uns gebracht haben, die war bei dieser Arbeitsweise ausgeschlossen. Und das ist es, was wirklich zählt.

wuelle
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Kreditausfallversicherungen, bei denen sich ein Anleger bei einer Bank oder einem anderen Finanzmarktteilnehmer gegen den Ausfall einer Staatsanleihe (Bank zahlt, wenn Staat pleite ist) absichert, sind unverzichtbar. Wie wir gesehen haben paukt die Finanzwirtschaft schließlich den Staat raus und nicht der Staat einen maroden Banken- und Versicherungssektor. Oder war es doch umgekehrt?

Kleines Rechenbeispiel:

Am 23. Februar 2010 finden wir folgenden Datenkranz vor:

Rendite 10 J Griechenland: 6,487 %
Rendite 10 J Deutschland: 3,167 %
Zinsdifferenz: 3,32 %

Rendite 10 J Griechenland: 6,487 %
CDS Griechenland: 3,71385 %
Rendite Griechenlandanleihe nach Absicherung: 2,77315 %

Rendite 10 J Deutschland: 3,167 %
CDS Deutschland: 0,4344 %
Rendite Bundesanleihe nach Absicherung: 2,7326 %

Differenz Rendite nach Absicherung: 0,04055 %

Man sieht, der Renditeunterschied ist so lohnend, dass CDS für ein modernes Finanzmanagement absolut unverzichtbar sind!

AAA
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ wuelle [#50]
Kann mir das einer mal erklären?

Ich geb wuelle für 10% p.a. einen Kredit in Höhe von 1Mio.
Dann versichere ich die Mio. und zahl dafür zB. 5% der eingenommenen Zinsen?
Heißt das dann, ich hab ein risikoloses Zinseinkommen von 5% p.a.?

Oder was passiert, wenn wuelle mit der Mio verschwindet, bzw. was kostet die Risikoausfall-sonst-noch-was-Versicherung effektiv?

Danke

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