jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

* Investmentbanker oder Fondsmanager als Berufsziel ?

Hallo,

ich gehe zur Zeit noch zur Schule, und jetzt ist mir klar geworden, was ich werden will: Fondsmanager oder Investmentbanker. Das ist ja grob gesehen das gleiche.

Mein Problem nun: Wie werde ich das? Was soll ich studieren? BWL? Bankkaufmannausbildung? Jura, mit BWL als Nebenfach?

jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ich habe gerade von etwas interessantem erfahren, dem Investmentfondskaufmann, meinen Sie, dass dies ein guter Einstieg wäre?

Talon
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Guten Tag jokromer,

zunächsteinmal, Fondsmanager und Investmentbanker sind nicht das gleiche. Viel mehr ist Investmentbanker ein Überbegriff für eine Vielzahl von Tätigkeiten.

Sie überlegen sich eine Ausblidung zu machen und nebenbei ein BWL Studium an einer Fernuni zu absolvieren. Hört sich gut an. Wußten Sie jedoch, dass die Durchfallquote bei einem Fernstudium im Grundstudium bei fast 90% liegt ?

BWL ist leider auch ein Studienfach, welches in Deutschland total überfüllt ist. Überlegen Sie mal, sicherlich gibt es in Ihrem Bekanntenkreis Personen, die aus lauter Unwissenheit über Ihre Zukunft einfach "mal so" ein BWL Studium angefangen haben. Ich möchte Ihnen nur deutlich machen, dass es schon sehr viele BWL Studenten gibt und deshalb ein BWL Abschluss keine Jobgarantie für hochbezahlte Investmentberufe bietet.

Zum Thema Banklehre: Falls Sie einen Ausbildungsplatz bekommen sollten bei einer kleinen Privatbank, sollten Sie diese Chance nutzen. Ich denke Tradeyoungster hat den Weg und die Möglichkeiten sehr gut beschrieben. An die Ausbildung können Sie schließlich immernoch ein Studium ranhängen. Und eine solide Ausbildung, gerade im Bankbereich, macht sich in jedem Lebenslauf gut.

Der Beruf des Investmentsfondskaufmann wird 2003 das erste mal angeboten. Ich denke daher ist es schwer darüber etwas zu sagen. Schauen Sie mal unter

http://www.investmentfondskaufmann.de

Sie schrieben, sie wollen keine 40-Stunden Woche. Als Fondsmanager bzw "Investmentbanker" haben Sie auch keine 40 Stunden Woche. Sie können damit rechnen, dass Sie diese Stundenzahl bei weitem übertreffen werden. Dreistellige Stundenzahlen sind in diesen Jobs keine Seltenheit.

Grüße

Talon

jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ich will ja weder unhöflich, noch blauäugig sein, aber dürfte ich fragen wieviel man ungefahr als Berufseinsteiger als Bankkaufmann in einer kleinen Privatbank erhält?

Es ist nicht so, dass es mir nur um das Geld geht, aber ich will schon wissen auf was ich mich einlasse.

Bei einer Privatbank genommen zu werden dürfte bei meinen Noten wohl das kleinste Problem sein. Das soll nicht überheblich klingen.

tradeyoungster
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Je häufiger Du sagst, dass Du nicht überheblich klingen willst, desto überheblicher klingt es.

Als Abiturient bekommst Du etwa 750€ pro Monat im ersten Jahr und 800€ im zweiten Jahr in der Bankausbildung, ganz unabhängig davon ob Du in einer Privatbank, der Deutschen Bank oder der Stadtsparkasse Deine Ausbildung macht.

Das ist tariflich festgelegt und bei jeder Bank/Sparkasse gleich. Dazu gibt es noch ein Monatsgehalt Weihnachstgeld und 1/2 Urlaubsgeld.

Reich wirst Du dabei nicht, aber es heißt ja auch Ausbildungsvergütung und nicht Gehalt. Als Azubi kostet Du nämlich nur Geld und erwirtschaftest keins für die Bank.

jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Vielen Dank für die Antwort, es tut mir leid, dass ich Ihnen allen überheblich erscheine. Ich weiß nicht wieso, hat noch niemand zu mir gesagt.

Aber eigentlich interessierte mich weniger das Gehalt während der Ausbildung, sondern ungefähr das nach der Ausbildung in einer Privatbank, also direkt nach der Ausbildung, natürlich gibt es da keine genauen Zahlen, aber eine ungefähre Einschätzung?

HT
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Wie schon ganz am Anfang geschrieben steht:

Du müßt Dich in Deiner Freizeit mit der Börse beschäftigen. Du brauchst das übliche theoretische Wissen, aber wenn Du Dich nicht privat dafür interesierst wirst Du Deine Passion für die Börse Deinem möglichen Arbeitgeber nicht vermitteln können.

Ausbildung: Nachdem Du eh schon Richtung Fernstudium tendierst, dann bist Du auch motiviert alleine aus Büchern zu lernen.

2 Vorschläge:

Im internationalen Umfeld bekommst Du keine Fondmanagerjob ohne CFA.
Dauert 3 Jahre, jährlich eine Prüfung, innerhalb von 5 Jahren mußt Du fertig sein, ansonsten - NADA. Kosten ca 3.000 € für Skripten, Bücher und Prüfungsgebühr.

Technischer Analyst => siehe VTAD, da gibt es eine paralelle Ausbildung aber mit Schwerpunkt Technische Analyse.

Mein Vorschlag: Sprich mit Private Bankern oder Wertpapierberatern wie oben vorgeschlagen, erzähle Ihnen, daß Du die vorhin erwähnten Ausbildungen machten möchtest (beim CFA mußt Du von einem fachspezifischen Arbeitgeber vorgeschlagen werden), wenn diese Personen wissen was Du Dir aufhalst (glaube mir CFA ist leider alles andere als leicht und unaufwendig, durschnittliche Vorbereitungszeit je Teilprüfung 4 bis 6 Monate, 3 bis 5 Stunden täglich, 6x die Woche) dann werden Sie das zu schätzen wissen, falls Sie Dich fragen was das ist, dann ist die Frage erlaubt mit wem sprichst Du da überhaupt.

Fondmanagerleben macht Spaß. Solange Du vor der Benchmark bist, und Deine Fonds im Plus sind.

In aller Bescheidenheit: Die 32 Fonds die ich verwaltet haben waren bis auf auf 2 immer vorne. Bei den 2 Spezialfonds war die Benchmark dermaßen verzwackt, ich habe damit am meisten Arbeit gehabt.

Vorne sein ist gut, aber nicht genug, die Kollegen/Konkurenten kämpfen alle um Dich zu überholen, jeder will größere Fonds, mehr Verantwortung, mehr Kohle.

Du brauchst Ideen, Du mußt kreativ sein. Lemming sein kann jeder, und schluchz der Markt ist ja so gemein der macht was er will mal rauf mal runter wie soll man da ein Geld verdienen.

Ich war und bin nicht der gescheiteste, aber die anderen waren ja noch schlechter!

Daher fange an mit eigenem Geld zu handeln, dann wirst Du auch am meisten lernen. Ich habe nie mit Kundengeldern etwas gemacht, was ich nicht mit eigenem Geld gemacht habe und machen würde!

Arbeitszeit: Ok, ich war der Boß ich konnte zwische 8:30 und 9:00 kommen. Die anderen waren spätestens um 8:00 da. Ich bin zwischen 21:30 und 23:00 gegangen. Dafür lange Mittagspause, na wann soll man sich den sonst regenerieren?

Zahlreiche Events: Mit Deutscher Bank zum 3 Tagesseminar nach Monaco, mit JPM zum GP. Das klingt Ursuper wenn Du es einmal im Quartal machst, aber gehe jedes Jahr den ganzen November und Dezember täglich mit Deinen Geschäftspartnern Mittagessen und Abendessen, das nennt man dann fette Weihnachtsgans, und, und, und.

Back to Business: Ganz am Anfang hat jemand anderer geschrieben: reise durch die Welt, lerne Leute kennen, lerne deren Gebräuche, bleibe offen: JA, mach dass unbedingt.

Lerne Verantwortung, lerne Lügen und/oder Märchen zu durchschauen, mache deine eigenen Analysen, mache Fehler, aber nur einmal den gleichen. Lebe mit der Börse mit, finde einen Partner der dass auch akzeptiert. Unverständlicherweise möchte meine Frau nicht mit mir in das neue Daytrader Center von Tradestation in Florida auf Urlaub fahren.

Seit fast 18 Jahren "zocke" ich an der Börse, ich habe so gut wie alle Märkte gehandelt, so gut wie alle Produkte, so gut wie alle Portfoliogrößen. UND ICH WILL KEINEN TAG MISSEN. Bin ich froh dass an der Börse etliche Feiertage keine Börsenfeiertage sind.

Lerne die Theorie, Arbeite in der Praxis, die Erfahrung macht Dich reich.

lg
HT

jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Danke für die professionelle Antwort!

Eine Frage hätte ich noch an Sie: Was würden Sie mir jetzt konkret empfehlen? Ich handele schon selbst mit Aktien und interessiere mich auch sehr für die Hintergründe.

Aber was für eine Ausbildung soll ich jetzt machen? Bankkaufmann, Investmentkaufmann, BWL studieren?

HT
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Wenn ich heute Abitur gemacht hätte, dann würde ich CFA, CTA machen. Der Rest ist nur europäisches Gefügigmachen für unsere Hierarchischen Bankstrukturen.

Warum soll ich mit 22 nicht genausoviel Geld für meine Investoren verdienen können wie ein alter Hase?

Verantwortung lernt man mit der Zeit. In jüngeren Jahren ist man bereit mehr Risiko zu tragen, ist der einzige echte Nachteil den ich bei einem "ambitionierten Jungen" sehe. Mit einem dementsprechenden Mentor in Begleitung (partielle Aufsicht) der einen jungen fördert ist diese Risikokategorie ausgeglichen.

Ich kenne so viele Leute die haben Ausbildung bis zum Abwinken, und wenn eine Position nicht wunschgemäß verläuft - Pampers helfen dann auch nicht mehr. Das lernt man nicht auf der UNI sondern nur mit dem eigenen Geld.

Kopf Hoch, anders Denken, viele Wege führen nach Rom.

lg
HT

jokromer
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Können Sie mir das mit CFA und CTA eventuell genauer erklären, gerne auch persönlich an pnh-135@web.de .

Vor allem: Wo muss ich mich bewerben?

MHuebner
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Hallo jokromer,

viele gut gemeinte Ratschläge, die ich um ein paar Anregungen und Hinweise von einem "Fondsmanager" ergänzen möchte.

Das Wichtigste vorweg: Karrieren und Berufswege sind so individuell wie die Menschen, die ihn beschreiten. Viele Wege führen nach Rom, manche sind etwas ausgetretener und daher bequemer, manche etwas unorthodoxer.

Zunächst zur Feststellung von Ihnen, Fondsmanager und Investmentbanker wären dasselbe. Dies ist nicht der Fall. Als Investmentbanker bezeichnet man alle im Investmentbanking arbeitenden Menschen. Fondsmanager sind eine Untergruppe der Assetmanager und diese eine Untergruppe der Investmentbanker. Leute, die zum Beispiel im Bereich Mergers & Akquisitions arbeiten sind auch Investmentbanker. Die Ausbildung und Voraussetzungen zwischen M&A und Portfoliomanagement sind jedoch ziemlich unterschiedlich.

Als zweites, glaube ich, muss man das Bild des "Fondsmanagers" zurechtrücken. Vorwiegend bei kleinen Adressen gibt es noch den Fondsmanager als Generalisten, dessen Tätigkeitsfeld Research, Portfoliokonstruktion, Umsetzung und Kommunikation zum Anleger gehört.

Der Trend in der Branche geht zu einer zunehmenden Spezialisierung, bei der Spezialisten in den einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette Teilverantwortung im Investmentprozess übernehmen.

Fast alle großen Investmenthäuser haben Researchspezialisten für bestimmte Märkte und Assets, Spezialisten für Risikomanagement und Customer Relationship Manager. Der "geniale Trader" wird nicht gesucht (hat sich zu oft als nicht-existent erwiesen!). Selbst im traditionellen Nostrohandel gibt es immer weniger "Trader", die als echte Eigenhändler fungieren.

Was sollten Sie tun? Nun ein gutes Abitur ist eine gute Basis. Anschliessend kann man eine Banklehre machen. Dies fördert aber eher die Allgemeinbildung als die Chancen auf einen Job im Investmentbanking. Wesentlich aussichtsreicher ist ein Studium. Als Studienrichtung sind m.E. empfehlenswert: VWL (v.a. Ökonometrie), Physik / Mathematik (für die vielen quantitativen Modelle, die derzeit in sind) oder auch simpel BWL (aber dann am besten mit Auslandssemestern / MBA). Aber auch andere Studienrichtungen wie Chemie oder Biologie können einen Einstieg ins Investmentbanking bieten, da für Sektoranalysten immer häufiger auf Fachleute zurückgegriffen wird.

Ein interessanter neuer Zweig mit viel Zukunft (subjektive Einschätzung des Autors ;-) ) ist die Behavioral Finance.

Einstieg erfolgt dann i.d.R. über ein Trainee, sehr empfehlenswert ist die Diplomarbeit in Zusammenarbeit mit dem potentiellen Arbeitgeber zu machen. Dies kann einen Arbeitsplatz bedeuten.

Technische Analyse steht eindeutig im Schatten der "Quants" und wird es dank fehlender Professionalität auch auf Dauer schwer haben. Dies sage ich als ehemaliger VTAD-Vorstand und bekennender Anhänger der TA. Das DITA-Diplom ist in der Branche unbekannt und damit kaum nützlich (zumal die potentiellen Vorgesetzten i.d.R. von TA nichts halten), wenn schon dann der CMT.

Notwendige post-graduate Studiengänge sind entweder die Ausbildung zum CFA oder in Deutschland über die DVFA das Studium zum CEFA.

Studium, Trainee und post-graduate Ausbildung sind mal locker mit 5-8 Jahren zu veranschlagen.

Oben stehend beschreibe ich den "leichten" Weg, sprich die etablierten Pfade. Ich selbst habe es noch mit Realschule, Banklehre, Studium zum Sparkassenbetriebswirt, Trainee im Wertpapiergeschäft über den Analysten und Studium zum CEFA bis zum Fondsmanager geschafft. Wobei mich die Zeit der Spezialisierung nun auch eingeholt hat und ich nun Research Manager (mit Schwerpunkt TA / Momentumanalyse ;-) ) bin. Man sieht, es geht auch kompliziert. Aber für Seiteneinsteiger ist es in der heutigen Zeit, in der zunehmend Kapazitäten in der Branche abgebaut werden und viele gutausgebildete Fachleute auf der Strasse stehen, ziemlich schwer geworden.

Ich hoffe, dies hilft ein wenig weiter.

Manfred Hübner
http://www.sentix.de

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