Gleich zu Beginn der neuen Handelswoche ging es für Raps südwärts. Die psychologisch wichtige Marke von 400 Euro wurde an deren Tagen im Frontmonat August unterschritten. Ab Wochenmitte konnten sich die Kontrakte jedoch wieder gen Norden bewegen und am gestrigen Donnerstag die 400 Euro Marke wieder zurückgewinnen. Schlusskurs für den Augusttermin war gestern Abend zur Schlussglocke 407,00 Euro/t. Die Kassamarktumsätze egal ob für neue oder alte Ernte bleiben überschaubar. Bei den aktuellen Preisen zeigen sich vor allem die Erzeuger wenig abgabebereit und entscheidungsfreudig. Daten des Bundesinformationszentrum Landwirtschaft zu den Verarbeitungszahlen im letzten Jahr zeigen, dass die Eigenversorgung gestiegen ist. Mehr Mengen Ölsaaten aus Deutschland wurden im Inland zu Ölen und Fetten verarbeitet. Doch auch auf absehbarer Zeit wird es nicht zu einer Überversorgung kommen. Mit der Bestandsentwicklung zeigen sich die Erzeuger in Europa insgesamt zufrieden. Noch gibt es keine größeren Meldungen über Probleme in der Vegetation oder durch Schädlingsbefall. Der EU-Prognosedienst MARS erhöhte seine jüngste Ertragserwartung an die kommende Ernte in dieser Woche. Zwar liegen die erwarteten Erträge um gut einem Prozent hinter den Ernteergebnissen des Vorjahres, mit 3,89 Tonnen Europaweit wird aber mit einem um 12 Prozent besseren Ertrag als im Durchschnitt der letzten fünf Jahre gerechnet. Europas Importe sind weiterhin auf einem hohen und kontinuierlichen Niveau. Die Marktversorgung ist derzeit komfortabel gegeben. Der Internationale Getreiderat hat in dieser Woche eine Einschätzung zur globalen Rapsernte gegeben. Für Europa erwartet das Gremium mit Sitz in London eine Ernte von nun 20 Mio. Tonnen (bisher 19,5 Mio. Tonnen). Das deckt sich mit der Schätzung der EU-Kommission, die ebenfalls von einer Rapsernte in Höhe von 20 Mio. Tonnen ausgeht. In Kanada reduzierte die dortige Agrarbehörde AAFC am Mittwoch ihre Prognose zur kommenden Canola-Ernte um 100.000 Tonnen auf 18,4 Mio. Tonnen. Wegen guter Exportaussichten wurden aber auch die Endbestände deutlich reduziert.
Auf Wochensicht ging es für die Sojabohnen an der CBoT gen Süden. Die Einflussfaktoren waren vielfältig, auch wenn einzelne Handelstage mit deutlichen Gewinnen durchaus hervorstachen. Die Preiskonkurrenz aus Brasilien ist weiterhin groß. Der Branchenverband ANEC hat zuletzt seine Erwartungen für die Exporte nochmals erhöht. Gleichzeitig zeigt sich die US-Exportfront durchwachsen. Die verladenen Mengen und die neuen Exportsales haben zuletzt tendenziell enttäuscht. Der wieder stärke US-Dollar schränkt die Wettbewerbsfähigkeit zusätzlich ein. Die Farmer in den USA kommen mit der Aussaat weiterhin gut voran. Insbesondere aber in den Great Plains benötigen die Pflanzen demnächst Niederschläge, da sich hier bereits eine geringe Bodenfeuchtigkeit andeutet. Sojaschrot gab zuletzt deutlich nach. Das zeigte sich auch an den Notierungen in Deutschland. Während Rapsschrot wegen einer eher geringen Warenverfügbarkeit stabil bis leicht fester notiert, haben die Sojaschrotnotierungen sei Anfang Mai überwiegend nachgegeben.
Ölsaaten-Aktualisieren,
Ölsaaten Update vom 30.05.2023
In der neusten Prognose des USDA zur globalen Rapserzeugung erwarten die Experten in diesem eine gleichbleibende Produktion von 87 Mio. Tonnen. Hierzulande, aber auch in der gesamten EU wird mit einer guten Rapsernte gerechnet. Der Raiffeisenverband äußerte sich in seiner Schätzung dazu und beziffert diese für Deutschland auf 4,3 Mio. Tonnen. Für die EU rechnet die EU-Kommission mit einer Menge von 19,5 Mio. Tonnen, was einem leichten Plus von 0,5 Mio. gegenüber der vorherigen Saison 22/23. Verarbeitet werden soll rund 25 Mio. Tonnen, sodass die EU auch weiterhin Ware für die Versorgung importieren muss. Diese stammt vor allem aus Australien, Kanada und der Ukraine. Spannend bleibt es in der Ukraine, wo aufgrund des anhaltenden geopolitischen Konfliktes mit Russland die Ertragsprognosen noch unsicher sind. APF-Inform, ein ukrainisches Analystenhaus, rechnet jedoch mit einer sehr guten Ernte von 3,5 bis 3,6 Mio. Tonnen. Zwar sei die Anbaufläche rückläufig (-9%), jedoch wird davon ausgegangen, dass ein Teil der Flächen die bisher nicht geerntet werden noch dazu kommen. Für die Exportgeschäfte der Ukraine wird mit einer Menge von 3,3 bis 3,4 Mio Tonnen gerechnet.
ZMP Live Expertenmeinung
Brasilien ist mitten in der Rekordernte und drückt mit günstigeren Offerten auf den Weltmarkt. Zudem belasten die global höheren Aussichten und die gut voranschreitende US-Aussaat bei gleichzeitiger eher verhaltener Nachfrage aus China den Sojamarkt. Ähnliches gilt für Raps. Hier zieht die globale Ernte zwar nicht über das Niveau des Vorjahres an, dennoch ist die Verfügbarkeit aktuell ausgesprochen gut und die Bestände in Europa entwickeln sich positiv. Insgesamt stehen die Ölsaatenmärkte unter Druck, sind aber immer wieder für Überraschungen gut.