Unterschiedliche Wetterverhältnisse in Europa und Südamerika - nachgebende Rohöl-, Palmöl- und Sojaölkurse
Die Auswirkungen der kältesten Aprilnacht in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind noch nicht überschaubar. In welchem Umfange der Raps Schaden genommen hat, bleibt bisher noch offen. In jedem Fall ist der bisherige Wachstumsvorsprung durch die Kaltwetterperiode vorerst wieder kompensiert worden.
Die Kursentwicklungen im Ölsaatengeschäft werden zurzeit durch das gesunkene Rohölkursniveau auf rd. 53 $ je barrel im Rahmen gehalten. Inwieweit die Förderbegrenzungen der OPEC-Staaten für ein stabilisierendes Preisniveau sorgen können, bleibt auch angesichts der politischen Spannungen mit dem Irak und dem Iran unsicher.
Die Palmölkurse haben aufgrund der Erwartung einer um 10 % über der Normallinie geschätzten Produktionsentwicklung auf ein Niveau im unteren Mittelfeld nachgegeben. Bis zum Oktober wird in jedem Fall mit einer saisonal üblichen monatlichen Mehrerzeugung gerechnet.
Im Sojasektor sind die Notierungen für Sojaöl zurückgegangen. In Verbindung mit nachgebenden Palmölpreisen wird im Teilmarkt der pflanzlichen Öle mit einem niedrigen Kursniveau zu rechnen sein.
Der Rapsmarkt bleibt weiterhin knapp versorgt. Die Absichten der kanadischen Canola-Farmer ihre Erzeugung um 8 bis 10 % zu steigern, steht eine mögliche Minderernte in Europa infolge der jüngsten Frostschäden entgegen. Die Rapskurse in Paris orientieren sich knapp unterhalb der 400 €/t Linie. Viel Preisspielraum nach oben wird durch die Konkurrenz der übrigen Ölsaaten bzw. pflanzliche Öle nicht zu erwarten sein.
Der Sojasektor wird zurzeit wieder bestimmt durch das bessere Erntewetter in Argentinien. In Brasilien geht die Sojaernte dem Ende entgegen. Eine Rekordernte von mehr als 110 Mio. t scheint relativ sicher zu sein. Damit wird in den kommenden Wochen und Monaten ein drängendes Angebot aus Südamerika den US-Markt unter Druck setzen.
Beim Abverkauf zeigen die Brasilianer immer noch eine gewisse Zurückhaltung in der Erwartung zukünftig steigender Preise. Insbesondere mit Blick auf die tatsächlichen US-Anbauflächen im Mai 2017 wird vorerst spekuliert. Eine gewisse Rolle spielt auch der schwankende Kurs der brasilianischen Währung.
ZMP Live Expertenmeinung
Die Preise im Ölsaatengeschäft werden zwar eingerahmt von den Rohöl- und Palmölkursen, aber die Wetterentwicklung wird noch für Schwankungen in der kommenden Zeit sorgen. Die Produktionssteigerung für Palmöl sind vielversprechend, südamerikanische Sojabohnen werden in den kommen Monaten den Markt bestimmen, eine größere US-Sojafläche ist hochwahrscheinlich, kritisch wird die Rapsversorgung in der EU. Mit laufenden Preisschwankungen in begrenzter Bandbreite wird zu rechnen sein.