Richard Ebert
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Anleihen: Haben wir eine Rentenblase ?

Rentenmarkt vor dem Infarkt?

Boerse.ARD.de / AB (06.02.09) - Die "sichere Zuflucht" Staatsanleihen dürfte zwar auch in Zukunft relativ risikolos sein. Doch mit hohen realen Renditen können Anleger wohl nicht rechnen.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_333760)

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Die Deflation wird siegen. Sie hat 2008/09 ihre Macht gezeigt. Seitdem wird mit immensen Geldsummen dagegen angegangen. Was die Aktienkurse angeht, recht erfolgreich. Ansonsten sind die Erfolge nur sehr bescheiden.
Um die hohen vernichteten Werte auszugleichen, müsste um ein vielfaches mehr an Geld zusätzlich gedruckt werden, da werden ein paar Helikopter nicht ausreichen. Eine so offensichtliche Bankrotterkärung wird nicht abgegeben werden.

Asamat
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ zorrie [#32]

"Die Deflation wird siegen."

Mein Bauchgefühl erwartet das auch. Der Bondmarkt sagt das ebenfalls, und man sagt ihm ja mehr Sachverstand und weitere Voraussicht zu als den Aktienmärkten.

Dagegen steht, sagt mein Kopf, Herr Bernankes Credo und seine bisher konsequente Handlung danach. Ferner, daß die Politik ihn nicht zurück pfeiffen wird, weil nur durch höhere Inflation die Staatsschulden abgebaut werden können. Das ist ein wenig wie bei Kapitalverbrechen (!!, welch schöne Doppelbedeutung!) in einem Krimi: man schaue, wer profitiert, und das sind die Täter.

"... müsste um ein vielfaches mehr an Geld zusätzlich gedruckt werden, da werden ein paar Helikopter nicht ausreichen."

Das läßt sich alles machen, Japan hat es vor gemacht (und kommt trotz viel Geld nicht aus der Deflation heraus). Welcher Mechanismus sollte es in den anderen Staaten verhindern?

Ronin
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Asamat [#33]

"Japan hat es vor gemacht..."

In der Tat, Japan ab 1990 ist "the case to watch". Es wurden bis dahin nie gekannte Summen an künstlicher Nachfrage und an Liquidität in das System gepumpt und das Ergebnis ist seit 20 Jahren tendenziell Deflation. Das ist überzeugender als alle makroökonomischen Modelle.

Asamat
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Ronin [#34]

Richtig. Daher auch mein Bauchgefühl ... Wobei ich - wie gesagt - nicht sicher bin, ob Bernanke nicht wesentlich mehr Geld erzeugen wird, als Japan es gemacht hat. Rein logisch muß es Inflation geben, wenn man genügend Geld in die Hand nimmt ...

scorpion260
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ Asamat [#35]

"Rein logisch muß es Inflation geben, wenn man genügend Geld in die Hand nimmt ...
"

Das sehe ich ebenso.

Warum ist Japan eigentlich trotz horrend ausgeweiteter Geldmenge in der Deflation steckengeblieben?

Asamat
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

@ scorpion260 [#36]

Soweit ich sehe, versteht das niemand so richtig. Allerdings ist das ganze Geld dort ja nicht einfach in die Hände von Konsumenten geflossen (wie Bernanke mit dem Heli in letzter Konsequenz vorschlägt), sondern Politiker haben das Ausgeben gelenkt. In Infrastrukturprogramme, Banken, Fördermaßnahmen, Subventionen, was halt Politikern geeignet scheint zum Geld ausgeben. Auf keinen Fall aber den Bürgern direkt geben. (Wofür bräuchte man sonst Politier, wenn nicht um anstelle der Bürger zu entscheiden, wofür Geld ausgegeben wird).

Ferner (diese Punkt ist meine persönliche Meinung) ist Japan als "ältestes" Land der Welt natürlich in einer besonderen Lage. Nämlich daß Leute mit zunehmendem Alter und hinreichendem Wohlstand immer weniger Bedürfnis nach (zusätzlichem, sinnlosen) Konsum haben, und somit strukturell ungeeignet sind, über Konsum eine Volkswirtschaft anzukurbeln. Dieses Problem werden wir in den anderen Ländern, die schnell altern, meiner Ansicht nach auch noch bekommen.

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zorrie
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ist auch noch ein Punkt: Viele rechnen mit Inflation, selbst in "Fachmagazinen" wie z.B. Börse Online ist standig davon die Rede. Nur wenige haben eine ausgeprägte Deflation auf der Rechnung. Was also wird wohl kommen !?

Ronin
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Das ist ein sehr interessantes und extrem wichtiges Thema. Ich glaube, daß Asamats Bauchgefühl nicht im Widerspruch zur Logik steht. Und zorries Hinweis darauf, daß viele mit Inflation rechnen, spricht natürlich nach aller Tradererfahrung dagegen, daß tatsächlich Inflation kommt.

Sobald ich Zeit habe, möchte ich die Logik darlegen, die Asamats Bauchgefühl bestätigt.

Im übrigen: Wie wäre es mit einem tatsächlichen Szenario zwischen den Extremen - weder nennenswerte Inflation noch nennenswerte Deflation? Das würde gut zu dem passen, was die Rentenmärkte aufgeführt haben, oder nicht?

Asamat
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Das Senario zwischen den Extremen ist das, was Mauldin immer beschreibt, seine "muddle-through economy" für die kommenden Jahre. Immerhin ein Mann, der mit vielen redet und viel hört.

Die Rentenmärkte rechnen m.E. eher mit Deflation. Anders kann man die hohen und laufend weiter steigenden Kurse dort doch nicht mehr erklären, oder?

tomxy
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

"Warum ist Japan eigentlich trotz horrend ausgeweiteter Geldmenge in der Deflation steckengeblieben?"

Ich glaube, das wesentliche hat Asamat schon gesagt. Das Geld ist eben nicht in die Hände von Konsumenten geflossen, sondern wurde vom Staat dazu verwandt kriselnde Unternehmen zu stützen und Bankbilanzen zu stopfen. Das flicken von Bankbilanzen ist nicht inflationsfördernd.

Die volkswirtschaftliche Preisfunktion ist eigentlich recht simpel:

Preis = Geld : Güter

Erhöht man die Geldmenge sollten eigentlich bei konstantem Güterangebot die Preise steigen.

Von einer Finanzinflation an den Märkten war ja vorher an anderer Stelle auch schon mal die Rede. Aktien und Anleihen stellen auch Güter dar. Da in Japan neben der Geldmenge auch der Umlauf an Staatsanleihen erhöht wurde, kann man auch argumentieren, dass die Preise nicht gestiegen sind, da sich neben dem Zähler auch der Nenner erhöht hat.

Wahrscheinlich hat die sehr hohe japanische Sparqoute auch mit dazu beigetragen, dass das so funktioniert hat.

Das interessante an einer Deflation ist auch, dass der Staat sich durch sinkende Zinsen ggf. sogar größere Handlungspielräume schaffen kann, solange die Einnahmeausfälle aufgrund eines sinkenden Steueraufkommens, zuzüglich steigender Transferzahlungen, nicht größer werden, als der durch sinkende Zinsen entstehende Vorteil beim Kapitaldienst. Sinkende Zinsen führen bei konstanter Staatsverschuldung dazu, dass ein kleinerer Anteil am Staatshaushalt für den Kapitaldienst verwandt werden muss. Bei einer langfristigen Schuldenstruktur tritt dieser Effekt allerdings erst viel später ein.

Das Problem in Japan ist nun, dass die Zinsen dort nie wieder steigen dürfen ;-) Aber es hat ja schon sehr lange funktioniert.

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