Richard Ebert
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Deutschland: Am Rande des Abgrunds

Bundeshaushalt: Am Rande des Abgrunds

Von Manfred Schäfers

(13.11.04) Die deutsche Finanzpolitik ist reich an Versprechen. Der zuständige Minister kündigt viel an - seit Jahren mehr, als er halten kann. Nachdem der Haushaltsausschuß die Vorlage von Hans Eichel so gut wie ohne Korrekturen gebilligt hat, soll auch diesmal wieder alles gut werden: Der Haushalt 2005 sei verfassungsgemäß, da die Neuverschuldung niedriger ausfalle als die Investitionsausgaben, beteuert Eichel.

Obwohl des Ministers Plan scheiterte, durch eine Verlegung des deutschen Nationalfeiertags auf einen Sonntag das Wachstum und damit die Einnahmen des Staates um zwei Milliarden Euro zu erhöhen, verspricht Eichel des weiteren, Deutschland werde im nächsten Jahr die europäische Stabilitätsvorgabe wieder einhalten.

(Quelle und ausführlich weiter lesen: Frankfurter Allgemeine Zeitung, http://www.faz.net)

leiter
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

"Mit Aufbruchsgeist, mit einer neuen Mannschaft..."

Woher die FAZ die Hoffnung auf Aufbruchsgeist hernimmt, ist mir schleierhaft, bei den Steuererhöhungsszenarien. Die Steuererhöhungspartei CDU ist schon mal wieder voll in Fahrt, und das obwohl noch Wahlkampf ist. Man darf gespnnt sein, was denen nach der Wahl einfällt. Zur Erinnerung, weils ja schon etwas her ist:

Mineralölsteuer auf Benzin
1983 26,08 Cts/l
1998 50,11 Cts/l
2005 65,45 Cts/l

Mehrwertsteuer
1983 13%
1998 16%
2005 16%

Einkommensteuer
Eingangssteuersatz
1983 22%
1998 25,9%
2005 15%

Spitzensteuersatz
1983 56%
1998 53%+Soli=55,9%
2005 42%+Soli=44,3%

Das heißt also: Sogar die Mineralölsteuer stieg unter schwarz-gelb wesentlich mehr (von 26 auf 50 Cts/l) als unter rot-grün mit der Ökosteuer (von 50 auf 65 Cts).
Aber die CDU hat ja auch die letzten Jahre gegen die Ökosteuer gewettert und jetzt angekündigt, dass sie uns nach einem Regierungswechsel dennoch erhalten bleibt.
Da rollt eine Steuermaschine auf uns zu :-(

cronopium
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Nicht dass ich hier jetzt eine Partei verteidigen will – ich sehe es ähnlich, dass unsere lieben Politiker, erst einmal an der Macht über die Parteien hinweg Erfindergeist besitzen, den Verwaltungsmoloch zu erhalten und uns auf irgendeine Weise das notwendige Geld abzuknöpfen, statt mal wirklich zu entrümpeln.

Aber den Ansatz mit der Mwst. finde ich – mit Ausnahme der Rentner, die dabei verlieren würden – die gerechteste Lösung und eher dringend notwendig. Mehrwertsteuerbetrachtet sind wir nämlich ein Niedrigsteuerland – wogegen die Arbeitskosten bekanntlicherweise mit die höchsten in der Welt sind – selbst höher als in der Schweiz, obwohl die höhere Löhne haben.

Lieber Leistung weniger bestrafen und ddie Steuern stattdessen über den Konsum einnehmen.
Nicht ohne Grund funktionieren Steueroasen zum Teil ohne Einkommensteuern alleine über die Mehrwertsteuer. Wer Millionen verprassen kann, zahlt dementsprechend viel. Der Normalverdiener könnte ja durch Steuerentlastung entsprechend entlastet werden, so dass für die Deckung normaler Lebenskosten unter dem Strich keine Mehrkosten herasukommen.

Besonderer Vorteil: inländische Firmen würden bei einer gleichzeitigen deutlichen Entlastung der Lohnnebenkosten gegenüber ausländischer Konkurrenz und Dienstleister im Lande gewinnen, und über die Mehrwertsteuer würden beide Mehrwert für das Ländle erwirtschaften und nicht nur die durch hohe Lohnnebenkosten gebeutelten deutschen Unternehmen.

Andere Länder haben positive Erfahrungen mit Staatsquote auf Verbrauch statt auf Verteuerung der Leistung.
Ganz abgesehen von den wahnsinnigen Effekten, die entstehen könnten, würden die zum Teil dramatischen Kosten, die Unternehmertum hierzulande bedeutet, wirklich mal sinken. Das könnte Kräfte freisetzen. Zur Zeit werden Menschen, die sich selbstständig machen doch schon eher belächelt – am liebsten würden 90 Prozent der Bevölkerung in den Schoß des Staates – und wer sollte es Ihnen verdenken.

Meine Lebensgefährtin hatte Besuch aus Kanada. Der konnte es garnicht fassen, wie hart hier manche kleine Unternehmer arbeiten müssten und mit welcher Angst im Verhältnis zu den Perspektiven sie konfrontiert sind. So etwas hätte er in Kanada noch nicht erlebt. (Ich gebe zu – etwas pauschal, aber es deckt sich mit anderen Erfahrungen/Gesprächen).

leiter
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

"...wogegen die Arbeitskosten bekanntlicherweise mit die höchsten in der Welt sind ..."

Das ist so vielleicht richtig, aber hat kaum einen Aussagewert. Entscheidende Größe sind die Lohnstückkosten. Und die sind wegen der Effizienz der deutschen Wirtschaft gar nicht schlecht. Die Lohnstückkosten sind nach einer aktuellen Studie in Deutschland z.B. niedriger als in England oder den USA. Irgend einen Grund muss es ja geben, das Deutschland Exportweltmeister ist.

Meine Meinung: Wir haben im wesentlichen ein Problem und das ist, dass die Stimmungsehr viel schlechter ist, als die Lage. Daraus resultiert Angstsparen. Wenn wir auch nur annähernd soviel von unserem Einkommen ausgeben würden, wie ein durchschnittlicher Amerikaner, dann würde die Binnennachfrage florieren und die deutsche Wirtschaft hätte Hochkonjunktur.
Da aber bei uns die Lage seit Jahren von Parteien und Interessenverbänden, wie DIHK, BDI, CDU, FDP,... aus Eigeninteresse schlecht geredet wurde, glauben die meisten inzwischen an die schlechte Lage und drum sind wir nicht nur Exportweltmeister sondern mit unserer Sparquote auch Sparweltmeister.

Und damit hat sich die Miesmacherei als Bumerang für Industrie, Handel und Handwerk herausgestellt. Sie habens zwar geschafft, die Löhne zu drücken, gleichzeitig sind aber auch die Kunden weggebrochen, weil sie sicherhheitshalber sparen.
"Die Geister, die ich rief, werd ich nun nicht los!"

Und ich weiß nicht, wie es in Canada ist, und wie dort Unternehmer und Selbständige ihre Chancen und Risiken einschätzen. Aber im Vergleich zu Amerika bin ich sicher, dass unter exakt den gleichen Bedingungen in Deutschland eine Mehrheit die Risiken überbewerten würden und in Amerika eine Mehrheit die Chancen im Vordergrund sehen würden. Ein Glas kann eben halb voll oder halb leer sein. Hier ist es immer halb leer.

Wenn endich mal die Miesmacherei in Deutschland endlich mal aufhören würde, dann würden die Menschen auch mal wieder Hoffnung schöpfen und wieder mehr konsumieren. Wobei: vn heut auf morgen, geht das nicht: eine schlechte Stimmung aufbauen geht halt schneller, als wieder Vertrauen zu schaffen.

cronopium
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Das stimmt aber nur begrenzt auf bestimmte Marktsegmente. Das Problem ist zudem, dass über den Export kaum Staatsquote generiert wird und die Lohnstückkosten in der Industrie nun einmal weniger mit deutschen Mitarbeitern niedrig gehalten wird, sondern auch durch den positiven Aspekt der Auslagerungen in die nahegelegenen billigen osteuropäischen Länder.
Lohnintensive Bereiche werden günstig dort eingekauft und mit unserem knowhow mit entsprechendem Gewinn exportiert.
Doch dieser Überschuss wirkt sich nur noch begrnzt auf dem Arbeitsmarkt aus, der das eigentliche Dilemma ist und Schuld an den immensen Ausgaben des Bundes.

Aber es stimmt: die Jammerei und Zukunftsangst ist sicher ein genauso großes Dilemma. Noch immer sind wir eines der reichsten Länder der Welt und könnten einne florierenden Konsum haben, der die Wirtschaft die notwendigen Impulse geben könnte.

Aber wie gesagt: Export alleine hilft nicht aus dem Dielemma, wenn er nicht die entsprechenden Arbeitsplätze schafft.
Die Redkutktion der Lohnkosten allerdings würde besonders im Dienstleistungsbereich viele Impulse geben.
Besonders wenn man das oft zitierte Beispiel heranzieht, dass ein Handwerksmeister, um sich eine Handwerksmeisterstunde leisten zu können, um die vier Stunden arbeiten muss...(kenne die Zahl jetzt nicht genau, kann es mir aber ausmalen)

Gast

"Besonders wenn man das oft zitierte Beispiel heranzieht, dass ein Handwerksmeister, um sich eine Handwerksmeisterstunde leisten zu können, um die vier Stunden arbeiten muss...(kenne die Zahl jetzt nicht genau, kann es mir aber ausmalen)"

Nun das ist schon ein Geständnis: "kenne die Zahl jetzt nicht genau, kann es mir aber ausmalen"

@cronopium
Dann malen Sie uns die Zahl genau aus, wir sind sehr gespannt darauf zu erfahren wieviel Stunden muss ein selbständiger Handwerkermeister arbeiten um sich eine Handwerkermeisterstunde leisten zu können.

Übrigens, es wird sehr oft der Fehler gemacht, dass man die Lohnnbenkosten meint aber die Lohnkosten sagt. Wenn man die Lohnkosten sinkt aber die Lohnnebenkosten unverändert läßt, und der Nettostundenlohn geringer ausfällt, wird die Kaufkraft der Bevölkerung noch geringer, was entweder zu kompleten Zusammenbruch des Binnenmarktes führt, oder zur Deflation - was ebenfalls nicht wünschenwert wäre. Sinkt man auch Lohnnebenkosten - die Sozialversicherungsbeiträge - muss der Arbeitsnehmer tiefer in die Tasche greifen um privat vorzusorgen, was ebrenfalls dem Markt die Kaufkraft entzieht. Da hat nur die Versicherungswirtschaft was davon.
Aus der betriebswirtschaftlichen Sicht des Unternehmers ist sehr erfreulich wenn die Lohne sinken und er ein größerer Gewinn macht. Aber wenn er seine Ware bzw. Dienstleitungen nicht an den Mann bringt, weil der Mann keine Kohle übrig hat, dann hat der Unternehmer, der für Binnenmarkt tätig ist, noch weniger Gewinn als vorher.

Und es ist unerheblich, ob man die Kaufkraft sinkt indem man MWSt erhöht, oder man die Lohne senkt. Im Endeffekt ist das für die Binnenkonjuktur tödlich.

Diese Tussi aus Meck Pomm, die Bundeskanzlerin werden möchte, ist dabei einen großen Fehler zu begehen:
Sie betrachtet die Lohnnebenkosten als wichtiges Mittel zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Deshalb will sie die Arbeitslosenversicherungsbeiträge um 2% absenken, von 6,5% auf 4,5%. Im Gegenzug soll die Mehrwertsteuer um zwei Prozentpunkte auf dann 18% erhöht werden. Das wäre loblich, wenn das stimmen würde, aber.... bei einem Lohnkostenanteil von durchschnittlich 21% spüren die Unternehmen von einer 2%igen Absenkung in ihren Kalkulationen nahezu nichts. In den Kalkulationen schlägt sich das nicht einmal in der Größenordnung eines Prozentes nieder.
Nur exportorientierte Unternehmen hätten weiter Vorteile davon, aber Deutsche Volkswirtschaft ist international extrem wettbewerbsfähig, Deutscher Export braucht keine weitere Förderung. Im Gegenteil, die Binnennachfrage muss gestärkt werden. Diese wird aber durch die MWSt.Erhöhung noch weiter geschwächt, der Export wird weiter entlastet, weil die MWSt. beim Export von Gütern erstattet wird. Die Entscheidung der größen Volksökonomin aus Mecklemburg-Vorpommern läuft also auf eine weitere Subventionierung des Exportes und eine zusätzliche Belastung der binnenmarktorientierten Wirtschaft, des Einzelhandels, des Handwerks und der sonstigen Gewerbebetriebe hinaus.

Ich erlaube mir die Frage - von wem ist sie korrumpiert worden? Sonst habe ich Zwiefel, ob sie ganz dicht ist. Das der weißhaarige Stötterer aus München nicht ganz bei Sinnen ist, dürfte nimanden entgangen sein.

Das ist eben einen kleinen Unterschied, zwischen BWL und VWL. Das was aus der Sicht eines Betriebes zur kurzfristigen Gewinnsteigerung führt, richtet die Volkswirtschaft zu gründe.

leiter
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Noch ein Beleg für Frau Merkels Rechenkünste:
Die Gesundheitsprämie soll laut Merkel 2007 oder 2008 kommen. Sie widersprach der Kritik, die Finanzierung sei vage. "Da ist überhaupt nichts vage", sagte die CDU-Vorsitzende: Von den benötigten 13 Milliarden Euro kämen 7 Milliarden aus dem Verzicht auf die Senkung des Spitzensteuersatzes auf 36 Prozent....
(http://www.n-tv.de)

Also wenn das nicht ein Musterbeispiel für seriöse Finanzierung ist.
Die restlichen paar Schulden der Bundesrepublik können sie ja mit der Einsparung zahlen, die sie haben, weil sie denn Spitzensteuersatz nicht auf 0 senken. Und wenn ich dann noch bedenke, wie wir alle entlastet werden, weil sie die Mehrwertsteuer nur auf 18% und nicht auf 30% erhöhen...

Es ist traurig, dass so jemand es so weit gebracht hat und im Herbst vielleich noch weiter bringt! An der Kompetenz kanns jedenfalls nicht liegen.

cronopium
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Ich meine natürlich nicht nur die 2 Prozent Lohnnebenkosten, die in Aussicht gestellt sind, sondern diese exorbitante Differenz zwischen Arbeitskosten und dem, was unter dem Strich ankommt.
Ich kenne kleine Unternehmer, die dringend Mitarbeiter bräuchten und bis zum Umfallen arbeiten, aber es sich schlicht nicht leisten können. Solche Arbeitsplätze gäbe es viele in Deutschland – aber wenn man 3000 Euro in die Hand nehmen muss, um letztlich ein Gehalt von 1500 Euro bieten zu können, + nicht unerheblicher Verwaltungsaufwand und all die staatlich verordneten Auflagen, die Kleinunternehmer zur Verzweiflung bringen ...

Das alles ist schlicht ineffizient und lähmt den Arbeitsmarkt. Da sind andere Länder schneller und flexibler und unter dem Strich dann auch gerechter, als wir mit unserem Sozialstaat für uns in Anspruch nehmen.
Wenn wir hier keine Arbeitsplätze schaffen, dann kann die sozialste Regierung wenig an sozialer Hilfeleistung realisieren, weil schlicht nichts da ist.
Natürlich kann man sich noch ausdenken, irgendwelchen Reichen was wegzunehmen – aber die sind nunmal am flexibelsten und werden immer Möglichkeiten finden, sich zu entziehen.
Ich habe mal einen Konkurs erlitten und nach Bankrott ehrlich versucht, die Schulden abzuarbeiten. Ich habe über hundert Stunden wöchentlich gearbeitet. Irgendwann wurde ich derart von den Steuern eingeholt, dass es nicht zu fassen war. Ich habe vielleicht drei mal so viel gearbeitet, wie mein Schwager bei VW aber zum Schluss, wenn ich die Gewerbesteuer mitzählte nicht dreimal so viel, sondern 5 oder 6mal so viel Steuern bezahlt.
Worauf ich hinaus will: Unsere bisherige Umverteilung ist sozial gemeint.
Aber unterm Strich fördert sie Kapitalgewinne und bebelohnt kaum Leistung.
Und das ist ziemlich fatal. Wir bräuchten Leute, die was bewegen, anpacken, etwas wagen.
Aber genau diese Aufbruchstimmung will nicht aufkommen und das ist gut zu verstehen.

Nur um Mißverständnissen vorzubeugen – ich plädiere nicht für niedrigere Löhne bei besseren Margen für Unternehmer.
Aber ich glaube, weniger Steuern auf Leistung und mehr auf Luxus wäre ein fairer Weg.
Es gibt da auch gute Beispiele.
Ich glaube allerdings auch nicht, dass Frau Merkel wirklich im positiven Sinne da viel bewegen wird. Mehreinnahmen aus mehr Mehrwertsteuen werden nur wieder in irgendwelche Töpfe fliessen.

Gast

@cronopium

ich hoffe, dass hinter Ihren tiefen Gedanken auch ein fundiertes Wissen, das auf einem wissenschafftlichem Wirtschaftsstudium aufgebaut wurde, steckt.

Diese weise und scharfsinnige Formulierungen wie:
"...Das alles ist schlicht ineffizient und lähmt den Arbeitsmarkt. Da sind andere Länder schneller und flexibler und unter dem Strich dann auch gerechter, als wir mit unserem Sozialstaat für uns in Anspruch nehmen...

Na, dann nennen Sie uns diese andere Länder. Einige Beispiele wären angebracht.
Ich kenne auch einige andere Länder. Auch in Europa. Solche Kacke wie die Regierungen in Deutschland seit 1982 bis heute machen, ist anderswo schwer zu finden. Und das hat mit zu höhen Lohnen nicht zu tun.

Prduktivitätzuwachs in den alten Bundesländern ist nicht marktgerecht entlohnt worden. Seit 10 Jahren steigen realen Lohne in Deutschland kaum. In letztem Jahr sinken sogar. Aber die Produktivität steigt und die Lohnstückkosten sinken. Und ich kann nicht feststellen, dass dass unser Sozialstatt zu großzügig ist. Vielleicht im Vergleich zu den USA oder Indien.

Ich kenne mich mit der Ökonomie überhautpt nicht aus, ich bin nur ein kleiner Musikalienhändler im Ruhestand. Ich musste mein Geschäft vor einigen Jahren abwicklen, weil ich festgestellt habe, dass die Leute kein Geld mehr haben um sich eine Klarinette oder Querflöte leisten zu können. Vorher hatten sie aber genug Geld. Ich habe schon meine persönliche Lohnkosten so weit gesenkt, dass ich mir nun Kleider aus der Roten Kreuz Kammer holen musste und ich genötigt war kostenloses Suppchen in der Pfingstengemiende zu mir zu nehmen. Es half nichts. Die Leute hatten kein Geld für die Musikinstrumente. Ich importierte billigere Fabrikaten aus demn Reich der Mitte, um Kosten zu senken und der Umsatz anzukurblen. Das war für mich der Sargnagel. Die Leute wollten zwar die chinesische Preise zahlen, aber verlangten die deutschen Qaulität. Beides aber kann man nicht haben. So endet die Globalisierung. Die Chinesn sind zwar billig,m aber nur deshalb, weil sie viel niedrigere Produktivität haben als die Deutschen und die Qaulität die die abliefern der deutschen unterlegen ist.

In der Geschäftsstrasse wo ich meinen kleinen Laden hatte wurden reihenweise Geschäfte geschlossen. Die Strasse sah wie in einem Geisterstadt aus. In meinem Laden sitzt jetzt ein Secondhand Geschäft. In anderem wird jetzt chinesischen Restposten verramscht. Aber es geht ihnen auch nicht besonders gut.

Das sind die türkischen Familienbetriebe. Die arbeiten nur für das Essen und Taschengeld. Wollen Sie das, Herr Cronopium, für die Bundesrepublik Deutschland oder für die Volksrepublik Dutschland?

leiter
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

"Wenn wir hier keine Arbeitsplätze schaffen, dann kann die sozialste Regierung wenig an sozialer Hilfeleistung realisieren, weil schlicht nichts da ist."

Wer soll hier denn Arbeitsplätze schaffen?
- Der Staat? Das geht nur über höhere Kosten und damit Schulden auf dem Rücken unserer Kinder.
- Die Unternehmen? Die haben keinen Grund, denn mit der aktuellen Auslastung können Sie den Bedarf offenbar decken. Und höherer Bedarf kommt wegen des Angstsparens nicht zustande.

Ich denke wir haben neben vielen kleinen zwei große Probleme:
1. Wir sehen immer nur das halb leere Glas. Will sagen, es fehlt der optimistische Blick in die Zukunft. Das heißt für die einen, sie trauen sich nicht selbständig etwas zu unternehmen, und für die anderen, sie sparen das was sie über haben für die Zukunft, denn sie sind sich ihrer Zukunft nicht sicher.
2. (Und das hat Joram plastisch an einem Beispiel dargelegt) Wir sind ein Volk von Schnäppchen-Jägern geworden. Und die Billigprodukte kommen nun mal nicht aus Deutschland.

Wie soll in der Gemengelage Konsum, Binnennachfrage und damit Arbeitsplätze entstehen.
Ursache von Problem 2 (Schnäppchen-Jäger) liegt zum Teil natürlich an Problem 1 Angstsparen. Und Problem 1 liegt wie oben schon gesagt daran, dass die Arbeitgeber und deren Lobbys (DIHK, BDI,...) und deren Parteien (CDU, FDP) die Lage schlechter redeten, als sie war und ist, um ihre Ziele (Lohnkürzungen, Arbeitszeitverlängerungen, Streichung von Sozialleistungen,...) durchzusetzen.
Das hat auch funktioniert und für einige (exportorientierte) Betriebe ist die Rechnung aufgegangen, für den Einzelhandel, Handwerk und viele binnenorientierte Unternehmen hats nur Anfangs funktioniert und jetzt rächt sich, dass die Leute glauben, was man ihnen jahrelang vorgebetet hat und sie sparen, sparen und sparen.

Der einzige Punkt (auch nicht zu vernachlässigen), der damit nichts zu tun hat, aber auch für die aktuelle Situation mit verantwortlich ist, ist die Einheit.
Croponium, Sie sagen, dass in anderen Ländern vieles so viel besser läuft. Dazu kann ich nur sagen, keines dieser Länder hat auch nur annähernd diese Kosten zu verkraften wie Deutschland durch die Einheit. Dafür wurden in einer Hauruck-Aktion Sozialsysteme, Steuern, und staatliche Vermögen geschröpft in einem unvorstellbaren Ausmaß. Viel davon wurde in den Sand gesetzt. Dennoch sind die viel zitierten blühenden Landschaften noch nicht erkennbar.

Aber dennoch: wenn wirs schaffen mal wieder optimistischer in die Zukunft zu blicken, lösen sich viele Probleme von selbst, weil dann die Binnenkonjunktur anspringt. Eine Mehrwertsteuererhöhung ist aber genau das flasche Signal, denn wenn alles teurer wird, wird das die Leute kaum zum Geld ausgeben animieren.

cronopium
Mitglied seit 10 Jahre 9 Monate

Aber die meisten Nachbarn haben höhere Mehrwertsteuern.
Ich denke auch, dass Preiserhöhungen kein gutes Signal sind, glaube aber, dass das viel schlimmere Moment die enorme Abgabenlast ist.
Die einzigen, die sich dem entziehen können, sind die Großkonzerne. Die zahlen hierzulande Steuern doch nur noch um des "Friedens" willen und weitere Diskussionen zu vermeiden.
Die Belastung selbst kleiner Einkommen ist doch das Brustrierende und Bremsende.
Es zählt doch, was jemand unterm Strich verdient. Unsere Umverteilungssysteme fressen Unsummen an Geld. Bedenke man doch einfach mal den Jahres-Etat der Agnetur für Arbeit...
Ich kenne nicht eine einzige Person, die bei Arbeitsplatzverlust durch das Arbeitsamt Arbeit gefunden hätte.
Da gibt es Berichte diesbezüglich in Dänemark oder England, in denen das wesentlich besser funktioniert.
Aber sie haben schon Recht – die Kosten der Wiedervereinigung sind in der Tat erdrückend. So eine Bürde hatte sicher noch nie eine Volkswirtschaft zu tragen. Bezieht man da in die Erwägungen mit ein, ist die Leistung der deutschen GEsellschaft eigentlich ganz beachtlich und würde eher ein Schulterklopfen als allgemeine Frustration rechtfertigen.

Optimismus ist wohl wirklich das Zauberwort – aber der will auch ein Fundamant. Wenigstens etwas Entrümpelung all dieser bremsenden Bürokratie, in der wir Weltspitze sind ... das wäre doch was.

Rückrufservice
Beschreiben Sie bitte Ihr Anliegen, damit wir uns auf den Rückruf vorbereiten können.
Ja, ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und willige ein, dass die von mir angegebenen Daten inklusive der Kontaktdaten zwecks Bearbeitung der Anfrage und für den Fall von Anschlussfragen elektronisch erhoben und gespeichert werden. Meine Daten werden dabei nur streng zweckgebunden zur Bearbeitung meiner Anfrage genutzt und nicht ohne Einwilligung weitergegeben. Diese Einwilligung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen werden.

Jetzt registrieren

Jetzt registrieren und ZMP Live+ 14 Tage kostenlos testen!
  • Dauerhaft kostenfrei
  • Keine Zahlungsinformationen erforderlich